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Die Provinz Cyprus

Die Vorgeschichte

Zypern ist nach geologischem Massstab eine junge Erscheinung und datiert in das Tertiär. Die Besiedlungsgeschichte reicht bis um 10.000 v.Chr. in das Mesolithikum zurück, als Siedler vom Festland auf die Insel übersetzten. Trotz niedrigeren Wasserstandes in den Eiszeiten, war Zypern immer eine Insel geblieben. Die Besiedelung scheint recht konstant vor sich gegangen zu sein, da in den neolithischen Siedlungen von Choirokoitia, Sotira und Kalavassos bereits im 9. und 8 Jahrtausend v.Chr. menschliche Spuren nachweisbar sind. Die Menschen lebten in tholoi (Rundhütten) und begruben ihre Toten unter deren Lehmboden. In diese Zeit datieren auch die Anfänge der Webkunst. Am Beginn zum Neolithikum (ca. 3800 v.Chr.) kamen neue Einwanderer aus dem syrisch-mesopotamischen Raum. Sie betrieben Landbau, stellten Keramik her und brachten den Kult von Muttergottheiten wie Ischtar und Astarte mit. Nun änderten sich auch die Bestattungsriten, da die Begräbnisse ausserhalb der Siedlungen stattfanden.

Im Chalkolithikum (3800 bis 2300 v.Chr.) erfolgte erstmals der Abbau in den reichen Kupfervorkommen und die Verarbeitung des Metalls zu Schmuck und Werkzeug. Die bislang lockeren dörflichen Siedlungen rückten zusammen und gleichzeitig entstanden neue Orte, wie etwa das westlich von Limassol gelegene Erimi. Die Rundhäuser wichen rechteckigen Bauten. Mit dem Kupferabbau erweitere sich auch der Horizont der Zyprer. Es intensivierten sich die Handelskontakte mit dem Nahen Osten und erweiterten sich Richtung Ägypten und mit den Phöniziern.

Zypern in der Bronzezeit

Die frühe Bronzezeit (2300 bis 1950 v.Chr.) war von weiteren Einwanderungsschüben aus Anatolien und dem syrischen Raum gekennzeichnet, was zu neuer Siedlungen wie Politiko. Tamassos und Vounous führte. Linguistisch betrachtet scheint das frühe Zypern mit dem Churrischen des nördlichen Vorderasiens verwandt zu sein und die an das Griechische angelehnten Ortsnamen zeigen manchmal auch kleinasiatischen Einfluss. Die Völker im Osten nannten die Insel Alasia, die Ägypter Alasa oder vielleicht auch Asyja. Der jüdische Name orientierte sich an Kition, einer der wichtigsten Städte, und lautete Kittim. Bei den Assyrern hiess die Insel Jadnana.

In der mittleren Bronzezeit (1950 bis 1650 v.Chr.) nahm der Kupferbergbau enormen Aufschwung durch die anatolischen Techniken der Bronzeherstellung und in der folgenden späten Bronzezeit (1650 bis 1050 v.Chr.) avancierte Zypern zum grössten Kupferlieferanten des Mittelmeerraumes und darüber hinaus. Abnehmer waren vor allem die bestehenden und sich etablierenden Hochkulturen von Ägypten, dem Nahen Osten, Mesopotamien und in Griechenland. Der intensive Bergbau nötigte den Menschen neue gesellschaftliche Organisationsformen ab. Es entstanden zwischen 1600 und 1400 v.Chr. die ersten Städte mit dichter Wohnbevölkerung. Erstmals tauchen auch mehrstöckige Gebäude (z.B. in Enkomi) und epochentypische Megaronhäuser mit Vorraum auf. Die hochstehende Kultur (samt Religion mit einer erneuten Veränderung im Bestattungswesen) wurde vor allem von den östlichen Kulturen beeinflusst, doch zeigen sich auch erste Spuren der minoischen Kultur. Vor allem die immer noch einer Entzifferung harrende kyprominoische Silbenschrift, welche starke Ähnlichkeiten mit der Linear A von Kreta aufweist, ist hier zu nennen. Mit dem Handel kamen erstmals grössere Mengen an Luxusgütern nach Zypern.

Nach 1400 v.Chr. schwand der östliche Einfluss zugunsten des westlichen aus Griechenland und nach dem Untergang der minoischen Kultur gut 50 Jahre später füllten die Mykener die entstandene Lücke aus, indem sie Stützpunkte auf der Insel errichteten. Ab 1200 v.Chr. erfolgte die  Einwanderung auptsächlich vom Peloponnes. Zwischen 1100 und 1000 v.Chr. kam es zu einer verstärkten Einwanderung von achäischen Griechen, die sich auf der Flucht vor den Dorern befanden. Im Laufe der Zeit übernahmen die Griechen die Herrschaft über die einzelnen Gemeinwesen und schufen die Grundlagen für das griechisch geprägte Zypern. In dieser Zeit entstanden die Städte Kourion, Marion und Soloi.

Zypern in der Eisenzeit

Unter dem kulturellen Niedergang in Griechenland am Beginn der Eisenzeit von 1050 bis 750 v.Chr. hatte auch Zypern zu leiden. Die Kupferproduktion ging zurück, einige Städte wurden zerstört  und auch die Zahl der Einwohner sank, doch überlebte das mykenisch-griechische Element. Zu einem Aufschwung kam es im folgenden durch einwandernde Phönizier die ihre neuesten metallurgischen Kenntnisse (nun der Eisenverarbeitung) und auch die Silbenschrift mitbrachten. Um 800 v.Chr. erfolgte mit der Etablierung eines phönizischen Stadtkönigtums in Kition (und in gut zehn weiteren Orten) ein wichtiger zivilisatorischer Schritt auf Zypern.

Die eigenständige Entwicklung der Insel wurde in der archaischen Zeit (750 bis 480 v.Chr.) mehrfach durch Eroberer gestört, die Zypern für sich tributpflichtig machten. Die ersten waren die Assyrer von 709 bis 663 v.Chr., welche die Eigenständigkeit der sieben vorhandenen Stadtkönigtümer beendete. 673/672 v.Chr. gab es in den assyrischen Archiven bereits zehn tributpflichtige Königreiche: Salamis, Soloi, Paphos, Kourion, Amathus, Kition an der Küste sowie Tamassos, Ledrai, Idalion und Chytrio im Landesinneren. Später kamen noch Marion, lapithois und Kyrenia dazu.

Das darauf folgende Jahrhundert erneuter Unabhängigkeit wurde durch die Ägypter 560 bis 525 v.Chr. beendet, die trotz ihrer relativ kurzen Herrschaft wichtige kulturelle Spuren hinterliessen (z.B. in Kleidung und Bildhauerei). Ihnen folgten nahtlos von 525 bis 333 v.Chr. die Perser, welche die Stadtstaaten im wesentlichen wieder herstellten, ihnen jedoch Tribute auferlegten. In diese Zeit fiel auch die Prägung der ersten eigenen zypriotischen Münzen nach persischem Münzfuss.

Da Zypern für alle Invasoren am Rande ihrer Reiche lag, konnten sich die Stadtstaaten eine relativ hohe innere Autonomie erhalten. Der Kontakt mit den jeweiligen Kulturen führte allerdings auch zu vermehrten Handelskontakten, welche die Zyprer für sich nutzen konnten. Auf Basis ihres Holz- und Kupferreichtums erlangte die Insel im West-Ost-Handel eine bevorrangte Stellung. Nun wurden die Toten mit reichen Beigaben nicht mehr kauernd in Erdgräbern, sondern rücklings liegend in Steinsarkophagen begraben. Zudem machte man die Gräber oberirdisch mittels Stelen weithin sichtbar. Während die Architektur von Griechenland beeinflusst wurde, setzte sich in Kleidung und Haarmode der orientalisch-ägyptische Einfluss durch. Alles zusammen konnte sich in den einzelnen Stadtstaaten jedoch unterschiedlich entwickeln, sodass ein lokales Element stets vorhanden war.

499 v.Chr. nahmen alle Stadtkönigreiche mit Ausnahme von Amathos unter der Führung von Onesilos von Salamis am Ionischen Aufstand teil. Er entthrone seinen Bruder, der nicht für die Unabhängigkeit kämpfen wollte. Die Zyprioten wurden von den überlegenen Persern rasch geschlagen und die befestigten Städte bereits 498 v.Chr. belagert. Nach mehrmonatiger Belagerung fielen die ersten Städte.

Waren die Invasionen der frühantiken Grossreiche ohne grosse Kampfhandlungen von sich gegangen, so erlebte Zypern in der klassischen Zeit (490 bis 330 v.Chr.) erstmals die Last des Krieges. Die Insel wurde zum umkämpften Objekt der Begierde neuer Grossmächte - vor allem von Athen und Persien. 478/477 v.Chr. entriss eine griechische Flotte unter dem Kommando des Spartaners Pausanias Zypern den Persern, nur um bereits im Jahr darauf wieder in deren Reich als Teil der Satrapie Ionien eingegliedert zu werden. Nur zwei Jahre zuvor hatte Zypern den Persern 150 Schiffe für die Invasion Griechenlands zur Verfügung stellen müssen.

450/449 v.Chr. versuchte sich Kimon von Athen in einer Eroberung, musste sich jedoch nach dem Ausbruch einer Seuche unter den Schiffsbesatzungen zurückziehen. Kition schlug sich um 450 v.Chr. auf die Seite der Perser und eroberte für sich das Königreich Idalion. Trotz der persischen Dominanz lehnte sich die Kultur mehr und mehr den Griechen an. Ab Mitte des 5.Jh. zeigt etwa die Keramik starken ionischen und attischen Einschlag.

Danach ergriffen die Zyprioten die Initiative und führten einen Einigungskrieg. 392 bis 379 v.Chr. errang Euagoras - der kunstsinnige und wissenschaftsfördernde Stadtkönig von Salamis - die Oberhoheit über die gesamte Insel. Mit dieser neuen Machtkonzentration waren die Perser naturgemäss nicht einverstanden und nach einem allgemeinen Aufstand 350 v.Chr. (dem sich Teile Ägyptens und Phöniziens anschlossen) stürzte der Perserkönig Artaxerxes III. dessen Regime 344 v.Chr. wieder. Mitgeholfen hatten aber auch die drei Stadtkönige von Amathos, Kition und Soli, die nach Persien hatten fliehen müssen.

Erst nach der Niederlage der Perser bei Issos 333 v.Chr. gegen Alexander d.Gr., gab es für Zypern seit langem wieder grünes Licht für eine Unabhängigkeit, die sie 331 v.Chr. infolge ihres Abfalls von den Persern auch erlangten. Doch nach dem Tod Alexanders 323 v.Chr. stand die Insel erneut zwischen den Fronten rivalisierender Mächte. Jedes der Diadochenreiche wollte die kupferreiche Insel dem eigenen Machtbereich einverleiben.

Zypern unter den Ptolemäern

Bereits 321 v.Chr. stellten sich vier Stadtkönige demonstrativ unter den Schutz des Ptolemaios I. Soter, der seinen Einfluss gegenüber Antigonos zunächst erfolgreich verteidigen konnte. 306 v.Chr. gelang es Demetrios Poliorketes die Insel einzunehmen, doch ab 294 v.Chr. stand ganz Zypern nach der Zurückeroberung wieder unter  Oberhoheit der Ptolemäerkönige. Durch den Kontakt mit der ägyptischen Verwaltung verloren die Stadtstaaten rasch ihren Einfluss und wurden schlussendlich abgeschafft. Eine Zentralverwaltung wurde jedoch nicht installiert. Die Regierungsgewalt übte ein strategos (hier: Generalgouverneur) aus, der seine Anweisungen direkt aus Alexandria erhielt. Die hellenistische Zeit (330 bis 50 v.Chr.) brachte für die Insel neue kulturelle Impulse. Zwischen den beiden Paphoi wurde unter Ptolemaios II. die Stadt Arsinoe gegründet. Zudem scheinen die Siedlungen Marion (bei Polis) und Ammochostos (Famagusta) ebenfalls diesen Beinamen erhalten zu haben.

Es begann eine rege Bautätigkeit in ägyptisch-hellenistischem Stile und das Griechische verdrängte  endgültig die letzten Reste anderer Sprachen, wie etwa das Phönizische oder Eteokyprische. Der ökonomische Aufschwung führte zu einem gesteigerten Bedürfnis nach Repräsentation und der Errichtung prächtiger Tempelanlagen in Pafos und Salamis. Die Luxuskeramik dagegen wurde weiterhin aus Griechenland eingeführt. Kleinplastiken kamen gross in Mode und es tauchten die ersten lokal produzierten Glaswaren auf.

Auf politisch-militärischer Seite machte Zypern mit Rom erstmals 168 v.Chr. seine Erfahrungen. Als Gegenleistung für ihre Unterstützung gegen die Feinde des ptolemäischen Ägyptens überliessen sie den Römern die Insel; wohlwissend, dass Rom augenblicklich nicht in der Lage war die Insel auch tatsächlich zu übernehmen. Somit verblieb Zypern trotz dieses Abkommens noch über ein Jahrhundert in der Hand der Ptolemäerkönige.

Den schwindenden Einfluss hatten sich die Ptolemäer allerdings infolge ihrer beständigen Thronstreitigkeiten selbst zuzuschreiben. 106 v.Chr. floh Ptolemaios IX. vor seiner Mutter und Mitregentin nach Zypern. Da er auch später nicht auf das Festland zurückkehren konnte, ging die Herrschaft 80 v.Chr. auf seinen Sohn über. Damit war die Insel faktisch ein eigenes ptolemäisches Königreich. Im selben Jahr vermachte Ptolemaios XI. angesichts seiner prekären politischen Situation sein gesamtes Reich endgültig den Römern. Doch diese stützten weiterhin die Dynastie in Ägypten und versorgten Ptolemaios XII. politisch und finanziell.

Augustus holte die Insel zurück in den römischen Staatsverband


Quellen: T.Bechert "Die Provinzen des Römischen Reiches", Baedeker Reiseführer "Zypern", W.Eck "Die Verwaltung des Römischen Reiches in der hohen Kaiserzeit", "Der kleine Pauly", en.wikipedia.org

 

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(PL)