Version LX

GEOGRAFIE
Flüsse, Seen & Meere


MARE CASPIUM

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Mare Caspium

Benennung

Das Kaspische Meer wurde ursprünglich Hyrkanisches Meer genannt. Beide Bezeichnungen verweisen auf die Bewohner dieses Gebietes: Kaspier und Hyrkanier. Da beide Stämme im Süden lebten ist die Kenntnis des Meeres von Süden aus erfolgt. Die griechische Bezeichnung lautete entsprechend Kaspia thalatta. Die moderne Nennung schliesst sich voll und ganz der antiken an.

Geografie

Das Kaspische Meer ist eigentlich ein See, nämlich der grösste Binnensee der Welt an der Schnittstelle von Europa und Asien. In Nordsüdrichtung erstreckt es sich über 1.200 km, die mittlere Breite liegt bei etwa 300 km. Die Fläche ist nicht konstant, denn der Wasserspiegel (28 m über dem Meeresspiegel) sank geraumer Zeit drastisch, um sich seit Anfang der 90er Jahre wieder zu heben. 1930 lag die Fläche noch bei 424.300 km², 1952 bei 393.200 km² und in den 80er Jahren bei 371.000 km², nunmehr liegt der Wert wieder über 380.000 km². Von 1878 bis 1912 sank der Wasserspiegel um 42 cm und bis 1950 war er um 2 m gefallen. Im Gegensatz zum Aralsee, der von den Menschen für die Baumwollfelder quasi leergepumpt wurde, handelt es sich bei der Kaspischen See auch um ein Naturphänomen, das ebenfalls am Neusiedlersee im österreichischen Burgenland beobachtet werden kann. Dieser war in seiner Geschichte mehrmals ausgetrocknet.

Der Binnensee liegt in einer tektonischen Senke (Kaspisenke) und ist im Süden mit maximal 995 m am tiefsten. Im mittleren Teile geht er bis 790 m und im Norden ist das Gewässer sehr flach mit einer mittleren Tiefe von lediglich 25 m. Im Osten des Meeres befindet sich der Kara-Bogas-Gol. Dabei handelt es sich um ein Haff (durch Nehrungen und Inseln vom Meer abgetrennte Meeresbucht) von 18.400 km² und einer Tiefe von lediglich 4 bis 7 m.

Der Hauptzufluss ist die Wolga, die mit 250 Mrd. m³ rund 70 % der Wasserzufuhr ausmacht. Der Salzgehalt bei der Wolgamündung liegt bei 0,1 %, im Südosten bei 1,4 % und beträgt im Kara-Bogas-Gol bis zu 30 %!. Die Oberflächentemperatur im Sommer pendelt zwischen 25 und 30°C, im Winter im Süden zwischen 2 und 13°C. Im Norden kommt es in der Regel zu Werten unter Null Grad, was zu einer zwei bis dreimonatigen Vereisung führt.

Fisch- und Robbenfang waren schon seit jeher bedeutende Wirtschaftszweige und entlang der Küsten spielte sich reger Warenverkehr ab. Die heute bedeutende Erdölgewinnung wurde erst im 20.Jh. in grösserem Umfang betrieben.

Die Geografie des Hekataios weist das Meer am östlichen Rand der Erde aus ohne auf die genaue Gestalt einzugehen. Herodot wusste bereits um die Binneneigenschaft des Gewässers und die Existenz des Landes zwischen Kaspischer See und Nordmeer; wenn auch mehr als verschwommen.

Dieses Wissen ging in den nächsten anderthalb Jahrhunderten verloren und das Kaspische Meer wurde in der Geografie des Eratosthenes zur Kaspischen Bucht des im Norden gelegenen Skythischen Ozeans. Basis für diesen Irrtum ist Patrokles, der im Auftrag von Seleukos I. Nikator das Meer erforschte. Es scheint als habe er sich die Reise verkürzt...

Die römischen Autoren, voran Mela übernahmen diese Sichtweise als Caspius sinus resp. Hyrcanius sinus. Auch Plinius und Strabon gehen von dieser Sichtweise aus, doch besass letzterer schon detailreichere Kenntnisse zumindest des Südteils. Der Wirklichkeit nahe kam erst Ptolemaios, der die Geschlossenheit der Küsten wieder erkannte.

Geschichte

Zur Zeit der diluvialen Transgression (langsame Überflutung der sich senkenden Landmasse durch das Meer während der Eiszeit) lag der Wasserspiegel um ca. 85 m über dem heutigen Niveau. Das Gewässer erstreckte sich damit weit nach Norden und Westen und umfasste somit auch den heutigen Aralsee.

In der Antike lag der Meeresspiegel immer noch wesentlich höher als noch zu Beginn der Messungen in der 2. Hälfte des 19.Jh. Während der Indogermanischen Völkerwanderung um 2000 v.Chr. zogen Iraner, Inder, Saken und Tocharer entlang der Küsten nach Süden. Im 8.Jh.v.Chr. lebten Skythen und Kimmerier im Einzugsbereich des Meeres. Assyrien und Babylonien konnten nie ihren Einflussbereich bis zu seinen Küsten ausdehnen. So herrschten im Hochland im Süden der Kaspischen See die Meder.

Zum Persischen Reich gehörte das südliche Drittel des Meeres, Alexanders Herrschaft beschränkte sich auf die Südküste. Während der Zeit der Diadochenreiche um 180 v.Chr. strömten die Parther an seinen Südostküsten ins fruchtbare Kernland der Seleukiden. Die Einflussgrenzen blieben auch in den folgenden Jahrhunderten in diesem Teil der Welt konstant. Unter Kaiser Domitianus forderten die verbündeten Kaukasuskönigreiche Iberia und Albania Truppen an und dieser entsandte die legio XII Fulminata. Dies ist der am weitesten östliche Beleg für einen Einsatz römischer Truppen. Im 6. und 7.Jh.n.Chr. festigten die Türken ihre Herrschaft im Nordosten des Meeres und das Chasarenreich erstreckte sich über den Nordteil. Auch die islamischen Eroberer konnten nur unwesentlich über die klassischen Grenzen wirken.

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Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.


Quellen: "Der kleine Pauly", Bertelsmann "Modernes Lexikon" (aus den 1970ern), dtv-Atlas zur Weltgeschichte, www.livius.org 

 

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(PL)