Version LX

DER TRIUMPH
Römische Siegesfeiern


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Organisation

Die Organisation eines Triumphes hing grundsätzlich von drei Faktoren ab:

1. Zahl der Teilnehmer
2. Zahl der mitgeführten Beutestücke
3. Jahreszeit & Wetter

Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen und der Tatsache, dass er nur einen Tag dauerte, war der Flaviertriumph (wohl im Juni 71) eine eher einfache Aufgabe. Dreitägige Triumphe dagegen stellten eine ganz andere Herausforderung da.

Der Weg des Zuges vom südlichen Marsfeld bis zum Capitol mass in etwa 3,5 km. Mit der Ausweitung des Pomeriums (Stadtgrenze) und der Einbeziehung des Circus Flaminus wurde der Weg auf 4 km leicht verlängert. Die Teilnehmer durchschritten die Strecke  in ebensoviel Stunden (incl. aller Staus), die man auch bei modernen ähnlich gelagerten Veranstaltungen kennt. Bei mehrtägigen Veranstaltungen wurde jeden Tag ein Zug mit anderen Inhalten veranstaltet.

Beim Aemiliustriumph vom 28. bis zum 30. November 167 v.Chr. mussten die Teilnehmer so durchschnittlich zwei Tage lang warten. An einem Tag wurden etwa nur Wagenladungen von makedonischen Waffen dem Publikum vorgeführt. Dazu kamen noch Statue und Bildnisse. Alleine diese Vorführung bedurfte einer peniblen Organisation.

Am besten klären lässt sich die Problematik mit dem Vergleich moderner Faschingsumzüge. Anhand derer kann man auf Besucherzahlen, Zuggeschwindigkeit, Personensicherheit, Verpflegung, Bereitstellungsräume und Auflösungsordnung schliessen.

Titustriumph mit den Beutestücken aus Jerusalem;
gut erkennbar ist der siebenarmige Leuchter

Am einfachsten hat sich der Weg des Zuges bestimmen lassen. Da er sich an Kreuzungen nie selbst begegnete und auch nicht im Kreis ging, konnten damit verbundene Probleme gleich gar nicht auftreten. Der Startpunkt lag im südlichen Marsfeld, doch ist der genaue Weg erst bei den Märkten zwischen Capitol und Tiber greifbar.

Zu Zeiten der Republik, als das Marsfeld noch kaum verbaut war, bestand für die Aufstellung des Zuges genug Platz. In der Kaiserzeit beanspruchten vor allem die Pferde immer mehr Raum; und das bei einer sich immer mehr verdichtenden Bauweise im Aufstellungsraum. Hier können die Umzüge in München mit den pferdegezogenen Brauereiwagen im kleinen Massstab als Vergleich herhalten. Der Aemiliustriumph wird auf 3.000 Zugtiere, 1.500 zweirädrige Wagen und 3.000 Mann Wagenbegleitung geschätzt!

Rom ist bekanntlich auf Hügeln erbaut und somit nicht eben. Die Gespanne hatten bis zum Capitol einen Hügel zu erklimmen. Zwar waren die Strassen seit 174 v.Chr. gepflastert, doch manche Steigungen machten mehr als 12 % aus. Wie hier vor allem bei Triumphen im Spätherbst verfahren wurde, wo es bald dunkel war, ist nicht ganz geklärt. Die Wagen mussten ausserdem noch gereinigt und gesichert werden. Wenigstens über die Sicherung ist man informiert. Sie bestand aus Stangen, Bremshaken oder Eisenketten, die in die Speichen griffen. Vermutlich wird man nicht alle Waffen den Capitolhügel hochgekarrt haben. Als Caesar Aedil war, liess er provisorische speicherartige Säulenhallen auf dem Capitol errichten. Eine ähnliche Verfahrensweise könnte in den Jahrhunderten zuvor praktiziert worden sein.

Die Zuggeschwindigkeit musste sich nach jenem Wegstück richten, das am langsamsten befahren werden konnte. Dies war wiederum der clivus Capitolinus. Damit lag die Schrittgeschwindigkeit wohl bei 1 km/h. Die damit verbundenen Stauungen könnten auch gewollt gewesen sein, um dem Publikum das Betrachten der Beutestücke zu erleichtern.

Im ersten Teil des Zuges wurden neben den ausgewählten Beutestücken noch die Opfertiere mitgeführt. Dazu gesellten sich einige Offiziere, die sich bei den Kämpfen ausgezeichnet hatten. Zu früh- und mittelrepublikanischen Zeiten lagen noch ganze Heere vor den Toren der Stadt, wenn es um die Genehmigung eines Triumphes ging. Folglich werden auch alle Soldaten am Zug teilgenommen haben. Bei der wachsenden Grösse der römischen Armee, ist es verständlich, dass in späterer Zeit nicht ganze Legionen einen Triumphzug begleiten konnten. In der Regel wird man Abordnungen zu den Feierlichkeiten geschickt haben. Wahrscheinlich war dies auch eine Auszeichnung für einzelne Truppenteile.

Die Organisation des militärischen Teil eines Triumphzuges wird den geringsten Aufwand verursacht haben. Immerhin war Disziplin eine der herausragendsten Tugenden der Legionäre. Ausserdem verfügten die römische Armee über technische Kontingente, die für die Organisation herangezogen werden konnten. Sie standen unter der Leitung eines praefectus fabrum (Pionierkommandant).

Problematisch waren hingegen die Opfertiere. Die weissen, mit Kränzen und Binden geschmückten Stiere (manchmal wurden deren Hörner vergoldet) konnten breiten Raum im Zug einnahmen, der dadurch natürlich auch aufgelockert wurde. Begleitet wurden sie vom Ritualpersonal, das gleich die für das Opfer notwendige Handwerkszeug (Hammer oder Beil, Messer und Eimer) mitführten.

Der Triumph des Thronfolgers Titus ist die am besten dokumentierte Siegesfeier


Quellen: E.Künzl "Der römische Triumph", H.Pleticha, O.Schönberger "Die Römer, E.Simon "Die Götter der Römer",  J.-C.Fredouille "Lexikon der römischen Welt", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)