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Die Provinz Sardinia et Corsica

Vorgeschichte Sardiniens

Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung auf Sardinienreichen in das Paläolithikum um ca. 150.000 v.Chr. zurück und wurden bei Perfugas gefunden. Wohl dürfte es sich um Einwanderer vom Festland gehandelt haben, die während der Riss-Eiszeit eine damals existierende Landbrücke benutzten. Die nächsten Funde sind dagegen viel jünger und datieren in die Zeit zw. 20.000 und 15.000 v.Chr. in der Grotta Corbeddu bei Oliena.

Auf Sardinien teilt man das Neolithikum in drei Perioden: 1. frühres Neolithikum (6000 bis 3730 v.Chr.) mit Funden von geritzter Keramik, 2. mittleres Neolithikum (3730 bis 3300 v.Chr.) mit der hochwertigen Keramikkultur von Bonu Ighinu bei dem Ort Mara sowie 3. das späte Neolithikum (3300 bis 2480 v.Chr.) mit der Kultur von Ozieri und jener von Arzachena, welche für ihre Megalithgräber bekannt ist. Die Spuren der einzelnen Besiedlungen sind nun auch erstmals über die gesamte Insel verteilt.

Im folgenden Chalkolithikum (2480 bis 1855 v.Chr.) kam es zur Parallelentwicklung von gleich drei Kulturen: jene von Abealzu-Filigosa (bei Osilo bzw. Macomer), jene von Monte Claro (bei Cagliari) und einer Glockenbecherkultur. Sie alle leiten schliesslich über zur bekanntesten vorzeitlichen Kultur, die bis zur Invasion der Römer Bestand haben sollte (1855 bis 238 v.Chr.): die Nuraghenkultur. Berühmte Überreste sind die kegelstumpfförmigen Türme, die ohne Mörtel in Steinbauweise errichtet worden waren. Bislang konnte man 4000 dieser Türme identifizieren. Sie gaben der Landschaft ein eigenes Gepräge.

Die Nuraghenkultur wird in vier Perioden eingeteilt: archaische oder Protonuraghenperiode (1855 bis 1490 v.Chr.), mittlere Epoche (1490 bis 900 v.Chr.), späte Nuraghenzeit (900 bis 500 v.Chr.) sowie die Endphase (500 bis 238 v.Chr.). Die Blüte der Kultur fällt jedoch bloss in die drei Jahrhunderte von 1200 bis 900 v.Chr. Die meisten eindrucksvollen Monumente, Gräber, Bronzeskulpturen etc. stammen aus diesem eingegrenzten Zeitraum.

Vorgeschichte Corsicas

Die ersten Belege für Menschen auf Corsica stammen aus der Zeit des Mesolithikums um 7000 v.Chr. Inwieweit die Insel bereits davor - vgl. Sardinien - besiedelt war, konnte bislang nicht geklärt werden. Der wichtigste Fund dieser Zeit ist die "Frau von Bonifacio", das Skelett einer 35jährigen Frau datiert in die Zeit um 6750 v.Chr. Sie gehörte zu einer Einwanderungswelle, die von Italien aus über Elba erfolgte. Die Bewohner lebten meist in Wechselwirtschaft, d.h. sie überwinterten an der Küste und verbrachten den Sommer mit ihren Viehherden in den Bergen. Im folgenden Neolithikum (5500 bis 3500 v.Chr.) wurden nicht nur kleine Ansiedlungen gegründet, Rinder und Schafe gezüchtet, sondern auch Fernhandelsbeziehungen (Tauschhandel mit Obsidian) mit Sardinien eingerichtet.

Ab ca. 3500 v.Chr. trafen die nächsten Einwanderer von der südfranzösischen Küste her ein und brachten die Megalithkultur mit, welche sich in den folgenden Jahrhunderten über die gesamte Insel verbreitete. Ab ca. 2000 v.Chr. wurden die importierten Megalithformen wie Dolmen und Menhire durch eigene Konstruktionen (sog. "Alignements", d.s. regelmässig angeordnete Menhirreihen mit zunächst menschlichen, später kriegerischen Merkmalen) ergänzt.

In der Bronzezeit (1600 bis 800 v.Chr.) erfolgte die dritte Einwanderungswelle durch die Torreaner, welche erstmals die einheimische Bevölkerung ins Landesinnere zurückdrängte. Die Torreaner konzentrierten sich vor allem im Süden der Insel, in den Flusstälern und auf der Hochebene von Levie. Ähnlich der Nuraghenkultur auf Sardinien errichteten auch sie "Torren" genannte steinerne Türme.

Die Herrschaft der Handelsvölker auf Sardinien & Corsica

In den Zeitraum von 1100 bis 1000 v.Chr. fällt die erste phönizische Besiedelung an den sardischen Küsten von Nora und Alghero. Die einheimische Nuraghenkultur wurde dadurch jedoch nicht beseitigt. Zwischen 900 und 800 v.Chr. erscheint zum ersten Mal der phönizische Namen Shrdn für die Insel Sardinien und bis 700 v.Chr. wurden die Handelshäfen ausgebaut, von denen sich einige zu richtigen Städten entwickeln konnten: Carales, Nora, Sulci und Tharros. Nach einigen antiken Schriftstellern gab es zuvor für Sardinien andere Namen, die Ichnusa und Sandaliotis gelautet haben sollen. Die Griechen nannten sie Sardo und die Römer schliesslich Sardinia. Korsika trug seinen Namen nach dem einheimischen Wort *krsa für Kopf, das die unterschiedlichen fremden Völker mit eigenen Nachsilben ergänzten (die Römer mit -iqa, die Phokäer mit -nos).

520 bis 510 v.Chr. verleibten die Karthager die Insel Sardinien (eigentlich nur die Hafensiedlungen) ihrem Handelsimperium ein, was auch in mehreren Verträgen von 509 bis 278 v.Chr. von den Römern akzeptiert wurde. Der plötzliche Griff Karthagos nach Sardinien dürfte aufgrund von Koloniegründungsbestrebungen aus Ionien und Messenien erfolgt sein. Römische Handelsniederlassungen, die seit 378 v.Chr. ansatzweise vorhanden waren, mussten 348 v.Chr. nach einem Vertrag mit Karthago aufgegeben werden. Allzu gross dürften sie ohnehin nicht gewesen sein. Neben dem Handel, boten die Sarden zu allen Zeiten den Karthagern auch Kriegsdienste an, sodass sie noch im 2.Jh.v.Chr. gegen Ägypten eingesetzt werden konnten und auch in der Schlacht bei Himera präsent waren.

Mit den Handelsvölkern gelangte auch das Wissen um die Inseln zu den griechischen Gelehrten. Über die Geografie Sadiniens war sich bereits ein Livius im klaren, doch schätzte noch Herodot die Insel für grösser als Sizilien ein. Spätere Generationen nahmen Äquivalenz oder Zweitgrösse an. Ihr Umfang wurde von den verschiedenen Gelehrten mit 4000 (Strabon), 4440 sowie 565 Meilen (Plinius) angenommen. Über die Herkunft der Korsen zerbrachen sich bereits in der Antike den Kopf. Man nahm Ligurische Einwanderer an und man fand ihre Sprache jener der Cantabrer ähnlich. Die Verbindungen zum Festland waren zu keiner Zeit abgebrochen gewesen.

Später als Sardinien wurde Corsica erst in der Eisenzeit (800 bis 600 v.Chr.) zu einem Handelsknotenpunkt im Mittelmeer. Auch gab es abgesehen von einer vermutlich im 9.Jh.v.Chr. entstandenen Siedlung städtischen Charakters bei Porto Vecchio keine Bevölkerungskonzentrationen. Einheimische Produkte wie Getreide, Harz, Holz und Honig wurden gegen Keramik und Metallwaren getauscht. Von Norden her kamen nun Ligurer, vom Süden Libyer, vom Westen Ibererier und vom Osten Phokäer und besetzten die Küstengebiete. Dem ständigen Druck der Neuankömmlinge ausgesetzt organisierten sich die Einheimischen im Landesinneren in zwölf Stämmen und konnten dadurch ihre Eigenständigkeit weitgehend erhalten. Um 600 v.Chr. lebten so ca. 30.000 Menschen im Bergland vom Wald und ihrem Weidevieh.

Die Gründung von Massilia (Marseille) um 600 v.Chr. hatte auch Auswirkungen auf Corsica. Die grch. Phokäer bauten an der Ostküste der Insel 565/564 v.Chr. mit Alalia einen ersten grossen Handelsstützpunkt. Mit ihnen kamen nicht nur Händler, sondern auch das Wissen um neue Methoden der Landwirtschaft und des Bergbaus. Wegen ausufernder Piraterie verbündeten sich Etrusker und Karthager 538 v.Chr. gegen die Phokäer. Noch bevor die Koalition Massnahmen ergreifen konnte, schlugen 530 v.Chr. die Phönizier zu und errangen erst nach zähem Ringen Siege. Die Phokäer mussten sich nach Massilia zurückziehen, nutzten die korsischen Häfen aber weiterhin für ihren Handel. Zahlreiche Griechen siedelten sich aber auch im kampanischen Elea an. Bald gab es auf der Insel auch etruskische und syrakusische Handelsposten, wohingegen die Karthager erst 280 v.Chr. auf Corsica Fuss fassten und die Griechenstädte nie wieder einen Kolonisationsversuch unternahmen.

Augustus organisierte die Verwaltung der Provinz gleich zwei Mal neu


Quellen: T.Bechert "Die Provinzen des Römischen Reiches", Baedeker Reiseführer "Korsika" & "Sardinien", W.Eck "Die Verwaltung des Römischen Reiches in der hohen Kaiserzeit", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)