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Bibliotheken in Rom

Die Anfänge des Bibliothekswesens in Rom

Die seit dem 8.Jh.v.Chr. im Süden Italiens siedelnden Griechen brachten durch den Handel mit ihrer Kultur auch die Schrift zu den Völkern der Halbinsel. Die Etrusker übernahmen das griechische Alphabet und passten es zu ihrem eigenen Gebrauch an. Die Römer machten diese Errungenschaft schon bald zu eigen und verfassten ihre ersten kurzen Texte im 6.Jh.v.Chr.

Nach und nach wurden die Texte länger und beschränkten sich nicht mehr nur auf blosse Inschriften. Gesetze und religiöse Inhalte amtlichen Charakters prägten die folgenden Jahrhunderte. Die erste lateinische Literatur taucht erst im Jahre 240 v.Chr. auf. Anlässlich der Beendigung des Ersten Punischen Krieges wurden je eine Komödie und eine Tragödie nach griechischen Vorbildern durch Livius Andronicus ins Lateinische übertragen.

Da zu diesem Zeitpunkt das Griechische die Hauptverkehrssprache im Mittelmeerraum war und dessen Literatur auf gut fünf Jahrhunderte Geschichte zurückblicken konnte, bestand wohl bislang kein Bedarf an anderssprachiger Literatur. Selbst Livius war geborener Grieche und sein Schaffen in Rom bestand hauptsächlich in der Übersetzung. Dafür benötigte er jedoch Quellenmaterial. Reiche Bürger schickten - da es noch keine Buchhandlungen gab - einfach einen Boten nach Süditalien und liessen das Gewünschte kaufen. Livius hingegen hatte diese Möglichkeit nicht. So musste er auf Privatbibliotheken eben dieser Leute zurückgreifen.

Seit dem 4.Jh.v.Chr. war eine bedeutende Zahl von Mitgliedern der römischen Oberschicht vom Griechischen geradezu besessen. Sie lernten nicht nur die Sprache der Odyssee von Homer, sondern sammelten ganz systematisch alles nur erdenkliche in Griechisch. Der angesehene Livius wird so von seinen Gönnern mit Kopien der entsprechenden Werke versorgt worden sein.

Es gab weiterhin keine Öffentlichen Bibliotheken. Man lieh sich meistens etwas vom „Nachbarn“ aus, um entweder nachzulesen oder kopieren zu lassen. Die Frage, warum es bis zu Caesar keine öffentlichen Bibliotheken in Rom gab, hat viele Generationen beschäftigt. Im wesentlichen bestand kein Bedarf danach. Die an Politik und Rhetorik interessierte Bildungselite hatte ihre eigenen privaten Sammlungen und für das öffentliche Leben benötigte Dokumente bewahrte man in Archiven auf. Zudem bestand in der agrarisch dominierten politischen Weltanschauung vieler Römer kein Platz für die "neumodische", "sklavische" (gemeint das unterworfene Griechenland) Kultur. Bezeichnend hierzu alleine die Tatsache, dass 154 v.Chr. ein begonnener Theaterbau wieder geschleift werden musste, weil man gefährliche griechische Einflüsse auf das Volk befürchtete. 

Ende des 3.Jh.v.Chr. erschien mit Plautus der erste bekannte lateinisch schreibende Schriftsteller. Aber auch er orientierte sich am östlichen Vorbild. Seine Werke fanden gut 100 Jahre lang beim Publikum grossen Anklang. Mit ein Grund dafür war, dass es Plautus meisterhaft verstand die Dialoge kraftvoll und voller Doppeldeutigkeiten und Anspielungen zu gestalten. Das Zielpublikum war nicht mehr die Oberschicht, sondern das einfache Volk auf den Strassen. In Rom gehörten Theateraufführungen zum allgemeinen Unterhaltungsprogramm. Sie konkurrierten mit Gladiatorenkämpfen, Wagenrennen und diversen artistischen Darbietungen.

Da die grossen Feste von amtierenden Magistraten organisiert und bezahlt wurden, schlossen diese mit einer Schauspieltruppe einen Vertrag zur Aufführung eines Theaterstückes. Deren Prinzipal besorgte sich ein geeignetes Stück und liess es einstudieren. Plautus verdiente sich sein Geld, indem er solche Stücke produzierte. Diese Einkünfte reichten aber nicht aus und so verdingte er sich manchmal als menschlicher Mühlradantrieb.

Da Plautus über keine reichen Gönner verfügte, konnte er - im Gegensatz zu Livius - keine Abschriften bekommen. Auch war seine Quellenbasis so breit, dass die meisten Privatbibliotheken überfordert gewesen wären. Die Original, aus denen Plautus seine Ideen schöpfte, befanden sich vermutlich im Besitz der Prinzipale, an die er auch verkaufte. Diese sammelten selbstverständlich die einmal gekauften Werke; wenn ein Knüller darunter war, so führte man ihn gerne mehrmals auf. Die reisenden Truppen konnten es sich zudem leisten an den Wurzeln in Süditalien die Schriftstücke zu erwerben.

Am Beginn des 2.Jh.v.Chr. gab es in Rom somit zwei Arten von Bibliotheken: Die privaten Büchersammlungen in den reicheren Haushalten bestanden vortrefflich aus den griechischen Klassikern, die Kollektionen der Theaterprinzipale aus diversen lateinischen und griechischen Dramentexten. Schriften von wissenschaftlichem oder religiösem Inhalt waren hingegen auf Tempel beschränkt und selten. Doch sie sollten mit der Zeit wachsen. Die Annales Pontificum, eine Sammlung wichtiger Ereignisse der Republik, die im Haus des Pontifex Maximus verwahrt wurde, erreichte um 120 v.Chr. immerhin bereits 80 Bücher.

Ptolemaios I. Soter gründete die Bibliothek von Alexandria, die Vorbild für alle anderen Grossbibliotheken jener zeit wurde

 


Quellen: W.Hoepfner "Antike Bibliotheken", L.Casson "Bibliotheken in der Antike", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)