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Das alte Rom – auch heute noch überall in Italien präsent
(Pressetext, 13.11.2012)

Italien ist immer eine Reise wert. Das Land am Mittelmeer hat seinen Gästen viel zu bieten – wunderbare Strände, Vulkane, im Norden die Alpen, außerdem eine hervorragende Küche, gastfreundliche Menschen und nicht zuletzt viel Kultur. Hier wirkten nicht nur einige der berühmtesten Maler und Bildhauer, auch bekannte Wissenschaftler, Schriftsteller, Philosophen und Musiker haben hier ihre Wurzeln. Italien erleben heißt auch, die selbst nach vielen Jahrhunderten noch zahlreich vorhandenen Artefakte des alten Römischen Reiches zu bestaunen.

Die heutige italienische Hauptstadt Rom war der Mittelpunkt des damaligen Reiches und als solcher bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. eine Millionenstadt. Im Gegensatz zum Rest Europas gab es hier bereits ein recht gut ausgebautes Strassennetz sowie ein ausgeklügeltes Wasser- und Abwassersystem. Die Wasserzufuhr erfolgte über zahlreiche Aquädukte. Thermen beziehungsweise Badehäuser waren ein fester Bestandteil des römischen Lebens. Sie dienten neben der Hygiene vor allem der Kommunikation und dem Zeitvertreib, einige boten zu diesem Zweck sogar eigene Bibliotheken. Zahlreiche Amphitheater sorgten ebenfalls für Zerstreuung.

Viele dieser historisch bedeutsamen Stätten sind noch heute erhalten. Sie wurden über mehrere Jahrhunderte in aufwendigen Ausgrabungen wieder freigelegt und erfreuen sich heute bei Besuchern grosser Beliebtheit. Zum Glück, denn sowohl die Ausgrabungen selbst als auch die Erhaltung der Bauwerke kosten viel Geld. In schwierigen Zeiten, wo vor allem auch die Zuwendungen für Kultur gekürzt werden, zählt jeder Euro. Mit einem Besuch der historischen Stätten trägt man also immer auch zu deren Erhalt bei.

Die wohl bekanntesten Bauwerke aus dem antiken Rom sind die noch fast vollständig erhaltene Aurelianische Mauer, das Forum Romanum mit der eindrucksvollen Maxentiusbasilika, von der leider nur Reste die Jahrhunderte überdauerten, das Kapitol, das Pantheon und das berühmte Kolosseum, das grösste Amphitheater im alten Rom und heutige Wahrzeichen der Stadt.

Bauwerke wie Aquädukte und Amphitheater sind auch im Rest des Landes an vielen Stellen erhalten geblieben. Ein Beispiel ist die Arena von Verona. Das Amphitheater stammt in etwa aus der gleichen Zeit wie das Kolosseum, ist aber deutlich besser erhalten. Pompeji ist wohl eines der besten Zeitzeugnisse des alten Rom überhaupt. Durch einen Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 wurde die Stadt vollständig unter Lava und Asche begraben, aber dadurch auch konserviert und bietet uns heute interessante Einblicke.


„Quo Vadis“-Filmrolle im Vatikan entdeckt
(
religion.orf.at; 07.08.2012)

Im vatikanischen Filmarchiv ist die Kopie einer frühen Verfilmung des Romans „Quo Vadis“ von Henryk Sienkiewicz aufgetaucht. Es handelt sich um eine deutsch-italienische Produktion von Gabriellino D’Annunzio und Georg Jacoby aus dem Jahr 1924, wie die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ am Dienstag berichtete.

Der Stummfilm war bisher nicht katalogisiert. Er sei mit anderen hoch entzündlichen Zelluloidrollen lange Zeit bei tiefen Temperaturen gelagert worden, nun müsse das rare Fundstück auf sicheres Material übertragen werden, hiess es. Bei der entdeckten Verfilmung handelt es sich laut der Zeitung um ein Remake von Enrico Guazzonis Monumentalfilm aus dem Jahr 1912.

Die bekannteste Adaption der Liebesgeschichte eines römischen Generals und einer Christin ist die US-amerikanische Produktion von 1951 von Regisseur Mervyn LeRoy mit Peter Ustinov als Kaiser Nero. Das vatikanische Filmarchiv wurde 1959 von Papst Johannes XXIII. (1958 bis 1963) eingerichtet, um Filme über das Kirchenleben und künstlerisch bedeutende Werke zu sammeln und aufzubewahren. Der Bestand umfasst mehr als 7.000 Filme.


Neueröffnung Römermuseum Flavia Solva
(steiermark.orf.at; 28.07.2012)

Nach vier Monaten Bauzeit wird die steirische Römersiedlung Flavia Solva am Samstag in Wagna im Bezirk Leibnitz wieder eröffnet. Die im Vorfeld begonnenen Streitigkeiten über die Kostenaufteilung sind aber noch nicht vom Tisch. Lange hatte es Diskussionen um den Erhalt der Römersiedlung gegeben - mehr dazu in Römersiedlung Flavia Solva bleibt bestehen (10.10.2011). Nachdem aber auch Gelder von der EU geflossen sind - mehr dazu in EU-Gelder für Römermuseum Flavia Solva (16.2.2012), entschieden sich die Verantwortlichen dafür das Projekt auf neue Beine zu stellen. Und das Ganze sollte in neuem Glanz erstrahlen - mehr dazu in Neues Konzept für Römermuseum Flavia Solva (30.3.2012). Nach viermonatiger Bauzeit konnte Flavia Solva nun wieder eröffnet werden.

Von den insgesamt für den Bau verwendeten 400.000 Euro stammen 360.000 Euro vom steirischen Kulturressort. Der zuständige Landesrat, Christian Buchmann (ÖVP), will aber auch, dass sich der Ort Wagna wie im Vorfeld zugesagt, an den Kosten beteiligt: „Und ich gehe davon aus, dass sich auch die Marktgemeinde Wagna noch entsprechend einbringt. Angekündigt hat sie es ja wiederholt. Sie ist eingeladen, das auch zu tun. Die Marktgemeinde Wagna hat sich ganz besonders eingebracht durch Wortspenden und jetzt warten wir noch auf die Geldwertspenden.“
Personalkosten wären noch offen

Denn laut Universalmuseum Joanneum seien noch immer rund 200.000 Euro an Personalkosten offen. Die Gemeinde hätte diese Kostenübernahme jedoch bereits 2004 beim ursprünglichen Bau des Römermuseums zugesagt. Die Gemeinde sieht dies anders. Bürgermeister Peter Sunko kontert, man habe diese Schulden längst durch die Übernahme laufend anfallender Arbeiten von Seiten der Gemeinde getilgt. Ausserdem habe sich die Gemeinde verpflichtet, die Radwege und Parkplätze rund um Flavia Solva zu erneuern.
Werbetrommel für Flavia Solva

Neben dem neuen Römermuseum wird es aber auch weitere Ausstellungen zu den bereits bestehenden geben. Dies alles ganzjährig und bei freiem Eintritt. Laut Buchmann läge es nun an der Gemeinde Wagna, entsprechende Werbemassnahmen für das neu errichtete Flavia Solva zu setzen um die Besucherzahlen von bisher etwa 2.500 im Sommer zu vervielfachen.


Villa Rustica im Burgenland entdeckt
(burgenland.orf.at;01.06.2012)

In Weiden am See (Bezirk Neusiedl am See) ist bei Kanalgrabungen eine sogenannte "Villa Rustica" entdeckt worden - ein grosses römisches Landgut. Archäologen sprechen von einer grossen Entdeckung.

Ausserhalb von Weiden am See soll eine neue Wohnsiedlung entstehen. Bei Kanalgrabungen ist man dann auf alte Gemäuer gestossen. Beauftragte Archäologen des Bundesdenkmalamtes sind sofort ausgerückt und haben bestätigt: Es handelt sich um eine "Villa Rustica", ein römisches Landhaus. Sechs Archäologen sind nun in Weiden am See mit den Ausgrabungen beschäftigt. Einer davon ist Nikolaus Franz. Das römische Landgut stamme aus der Spätantike, also zwischen 100 und 400 n.Chr., sagt Franz. "Dieser Fund ist etwas Tolles. Er ist auf alle Fälle wert, es zu ergraben und zu dokumentieren. Wie es weitergeht - ob es offen bleibt und für Besucher zugänglich gemacht wird oder nicht - das liegt nicht in unserem Bereich", so der Archäologe.

Konkret ist bis jetzt vermutlich ein Badezimmer incl. Fussbodenheizung ausgegraben worden. Doch die Experten gehen davon aus, dass man an dieser Stelle noch viel mehr finden wird. Die gesamte Parzellierung in Weiden sei eine Fundstelle. "Wir finden auch etwas am nördlichsten und am südlichsten Zipfel. Die Villa Rustica selbst in ihrer Ausdehnung konnten wir noch nicht erfassen, weil wir eben nur momentan jene Bereiche der Parzellierung bearbeiten, die tatsächlich für den Kanal und den Strassenbau gebraucht werden. Deswegen wissen wir noch nichts übe rdie konkrete Ausdehnung", so Franz. Die Ausgrabungen würden jenen in Bruckneudorf ähneln, erklärt Franz weiter. Auch über das Material weiss man schon einiges: Es handelt sich höchstwahrscheinlich um Leithakalkstein aus dem Teufelsjoch in Jois.

Römische Siedlung unter Acker entdeckt

(orf.at.; 16.11.2011)

In Zwentendorf (Bezirk Tulln/NÖ ist ein römisches Militärlager samt Siedlung unter der Erde entdeckt worden. Der bahnbrechende Fund bringt den Archäologen neue Erkenntnisse zur Besiedelung des Gebietes. Ausgrabungen wird es nicht geben.

Unter einem Acker am Rande von Zwentendorf befindet sich einer der grössten archäologischen Funde Niederösterreichs, sagt Stefan Groh vom Österreichischen Archäologischen Institut. Denn rund um das römische Militärlager erstreckt sich eine mehr als sieben Hektar grosse Siedlung, und zwar nur etwa zwanzig bis dreissig Zentimeter unter der Erdoberfläche.

Mit Hilfe von Luftaufnahmen und geophysikalischen Messungen konnten sich die Archäologen ein Bild der Siedlung machen. Archäologische Grabungen sind in Zwentendorf nicht erforderlich, erklärt Stefan Groh, denn die Messdaten reichen aus, um exakte Strukturen der Strassen und Häuser erkennen zu können. Eine Grabung ist daher nicht notwendig, sagt Grohl.

Die Siedlung, die im 1. bis 5.Jh. n.Chr. existiert hat, besteht aus einfachen Grubenhäusern, also kleinen Erdgruben mit Dächern oben auf. Entdeckt haben die Archäologen rund um Stefan Groh aber auch eine sogenannte Mansio - eine römische Raststation, dein Fund mit grossem Seltenheitswert, heisst es.


Weltweit grösste Gladiatorenschule präsentiert
(orf.at; 05.8.2011)

Unter dem Boden des archäologischen Parks in Petronell-Carnuntum schlummert die grösste bisher bekannte Gladiatorenschule - sie ist also noch grösser als jene beim römischen Kolosseum. Heute wurde die Sensation präsentiert.

Ein weisser Fleck auf einem Luftbild hat laut Wolfgang Neubauer, dem wissenschaftlichen Leiter der Archäologieabteilung des Ludwig Boltzmann Institutes zu intensiveren Untersuchungen geführt. "Das war der Grund warum wir hier modernste motorisierte Bodenradargeräte zum Einsatz gebracht haben, mit Antennen mit einer Auflösung von acht mal acht Zentimetern und die ein dreidimensionales Bild dessen, was sich im Untergrund verbirgt, erarbeiten. Die Daten werden am Computerbildschirm visualisiert und plötzlich sehen wir darin die Grundrisse, die Grundmauern, die Details innerhalb eines Gebäudes in einer Deutlichkeit, in einer Klarheit, wie wir es normalerweise nur aus der Medizin kennen", schildert Neubauer.

Der Fund hat sich als die grösste Gladiatorenschule herausgestellt, die bisher weltweit entdeckt wurde. Vorerst bleibt sie allerdings unter der Erde, sagt Landeshauptmann Erwin Pröll. "Wir haben hier einen Weg gewählt, der auch für die breitere Öffentlichkeit sehr interessant ist - nämlich die Einbindung in das Vermittlungsprogramm in Carnuntum als virtuelle Animation und in Form eines massstabsgetreuen 3D-Modells", so Pröll. Pröll erhofft sich durch diesen Fund einen weiteren Besucherschub für die Landesausstellung in Carnuntum, wo heute auch der 300.000ste Besucher begrüsst wurde.


Fast 30 Gramm: die schwerste antike Goldmünze Israels
(money trend 1/2011, p.10)

Eine etwa 2200 Jahre alte Goldmünze wurde bei Ausgrabungsarbeiten in Tel Kedesch im Norden Israels entdeckt. Das wertvolle Stück ist mit 27,7 g die mit Abstand schwerste in Israel ausgegrabene antike Goldmünze; normalerweise wiegen die Fundmünzen aus derselben Entstehungszeit nicht viel mehr als vier Gramm. Tel Kedesch befindet sich unweit der Grenze zum Libanon. In diesem Gebiet werden Ausgrabungen durch Teams der Universitäten von Michigan und Minnesota (beide USA) durchgeführt.

Die Münze zeigt auf der Vorderseite das Profil einer Königin, die ägyptische Umschrift bezeichnet sie als die ägyptische Königin Arsinoe II. Philadelphe (316 bis 270 v.Chr.). Diese Königin war in dritter Ehe mit ihrem Bruder Ptolemaios II. Philadelphos verheiratet. Nach Behrodenangaben wurde die seltene Münze im Jahre 191 v.Chr. in Alexandria geprägt. Dort herrschte zu dieser Zeit Ptolemaios V., dessen Frau die berühmte Königin Kleopatra I. (204 bis 176 v.Chr.) war. Auch wenn es sich wohl um eine Art Gedenkprägung handelte, kann es gut sein, dass das Prägebild in Wirklichkeit Kleopatra zeigt, allerdings in stark hellenisierter Darstellungsweise. Die Königin trägt einen zierlichen Kopfschmuck sowie ein Kopftuch; die traditionellen Kronen Ägyptens sind nicht zu sehen. Auf der Rückseite sind stilisierte Füllhörner zu erkennen.

Die schwere Münze war schon zur Zeit ihrer Entstehung vergleichsweise wertvoll. Ihr Erhaltungszustand ist hervorragend. Im Durchmesser ist sie nicht besonders gross, dafür relativ dick. Dass sie ausgerechnet in Tel Kedesch gefunden wurde, hat einen einfachen  Grund: Der Ausgrabungsort leigt an der Via Maris (lat. Meerweg; Meeresstrasse). Dabei handelt es sich um die bedeutendste Verkehrsader der Antike, die Ägypten mit anderen wichtigen Grossreichen verband; anfangs mit Mesopotamien, später auch mit Griechenland und Rom. Die Route führte vom Nil-Delta über die israelische Küstenebene, durchquerte das südliche Karmelgebirge durch den Pass des Iron-Tals und führte dann durch die Jesreel-Ebene und über die Golanhöhen nach Damaskus. Wichtige Stationen entlang der Strasse waren u.a. Gaza, Aschkelon, Aschdod, die Antipatrisfestung an den Quellen des Jarkons, Megiddo und Hazor.

Die wichtige Handelsroute erhielt ihren Namen unter römischer Herrschaft. Möglicherweise ist sie sogar mit der in der Bibel erwähnten Strasse von Ägypten bzw. der Philisterstrasse identisch. Währen der Kreuzzüge galt die Strasse als strategischer Kreuzweg.


Die Wiederbelebung der Kaiserstadt (OÖN, 09.10.2010, Magazin p.4; Redakteur: Andreas Ritzinger)
Im Freileichtmuseum Petronell wird derzeit eine hervorragende römische Therme detailgetreu rekonstruiert. Damit gewinnt der Archäologische Park Carnuntum weltweites Gewicht in der Liga der bedeutendsten antiken Stätten.

Claudius und Flavius sind bestens gelaunt. Sie sitzen nebeneinander auf dem Gemeinschaftslokus, erleichtern sich mit geröteten Gesichtern und lassen unbeschwert die Winde fahren. „Hast du gesehen wie diese laszive Livia dem armen Publius den Kopf verdreht?“, fragt Claudius feixend und schlägt sich auf die entblössten Oberschenkel. Vor lauter Lachen beginnt seine Stimme förmlich zu gurgeln. „Dabei will sich dieses raffinierte Luder doch nur einen Jux machen“, ergänzt Flavius, nicht minder amüsiert.

Die zwei Freunde tun das, was heute noch gerne geübt wird: Leute ausrichten. Das war bereits bei den „alten Römern“ üblich. Was die WC-Gewohnheiten betrifft, hat sich auch nicht viel geändert. Zwar sitzt man heute bei uns nicht mehr direkt nebeneinander auf dem Klosett, sondern wenn schon, separiert durch Trennwände. Gleich geblieben ist aber im Prinzip die Technik der Klospülung. Die Römer benutzten fliessendes Wasser, eine Errungenschaft, die sich bei uns erst viele Jahrhunderte später wieder durchsetzte. Allerdings muss gesagt werden: „Wasserklosetts“ gab es in „normalen“ Wohnhäusern nicht. Sie blieben einer reichen Oberschicht und eben öffentlichen Gebäuden, wie den Thermen, vorbehalten.

Thermen mit ihren kalten und warmen Bädern waren der gesellschaftliche Mittelpunkt einer jeden halbwegs bedeutenden Ansiedlung. Sie wurden weniger aus hygienischen Gründen aufgesucht, sondern vielmehr um Kontakte zu pflegen, den neuesten Klatsch und Tratsch, wie jenen über Livia und den liebeskranken Publius, auszutauschen sowie genüsslich zu speisen.

Im archäologischen Park Carnuntum in Petronell wird zurzeit mit grossem Aufwand und viel Herzblut die ursprüngliche Therme detailgetreu rekonstruiert. Der Leondinger Matthias Pacher ist begeistert, und um es luftig zu sagen, er schwebt gleichsam im siebten Himmel.

Denn Pacher ist nicht nur Prokurist des Kulturparks, sondern auch Archäologe mit Leib und Seele. Was hier vor sich geht sucht weitum, ja weltweit, seinesgleichen. Mit jedem Tag wird die Vergangenheit greifbar, so genau orientieren sich die Arbeiten am historischen Vorbild, das vor rund 1700 Jahren entstand. Um aus den Resten der Grundmauern die alte Therme originalgetreu auferstehen zu lassen, braucht es die hohe Kunstfertigkeit der Experimental-Archäologie. Und beispielsweise die bewundernswerte Tüftelei des oberösterreichischen Ausgrabungsleiters Franz Humer.

Diese Therme ist das „Königsprojekt“ des Parks, in dem bereits zuvor mehrere andere Gebäude wiederhergestellt worden sind. Bis zur Eröffnung der niederösterreichischen Landesausstellung im April 2011 bleibt genügend Zeit, um die letzten Arbeiten durchzuführen. Mit hoch aufragenden Rundbogenfenstern, einer repräsentativen Säulenhalle im Eingangsbereich und einer beeindruckenden Firsthöhe veredelt die Therme bereits jetzt das architektonische Ensemble im Freilichtmuseum Petronell.

Auf einer Fläche von rund 1600 m² wurden rund 9000 m³ Steinmauerwerk in antiker Bautechnik aufgerichtet. Jetzt, nachdem die „Aussenhaut“ und die antiken Heizsysteme fertiggestellt sind, wird fleissig an der Innenausstattung gearbeitet. Marmor, Stuck, aufwändige Wandmalereien sowie die ausgefeilte Heiz- und Wasserversorgungstechnik zeigen das zivilisatorische Niveau in Roms Donaumetropole Carnuntum vor rund 1700 Jahren. Die 50.000-Einwohner-Stadt war übrigens Schauplatz eines Ereignisses, das die Welt verändern sollte. Am 11. November 308 n.Chr. entschieden hier drei römische Kaiser (mehrere Kaiser waren damals üblich) über die Zukunft des Römischen Reiches. Die Ergebnisse der Kaiserkonferenz waren mitverantwortlich für den Siegeszug des Christentums und somit der abendländischen Kultur. Bereits zuvor war Carnuntum Drehscheibe der Weltpolitik. Tiberius, Marc Aurel oder Septimius Severus - sie prägten die Geschichte der „Stadt der Kaiser“. Geht es nach Pacher, soll Carnuntum künftig im wahrsten Sinne des Wortes lebendig werden. „Ich möchte Studenten dafür gewinnen, für einige Monate in die Gebäude einzuziehen, hier zu leben und zu arbeiten. Das wäre dann eine besonders interessante Form der Experimentalarchäologie und auf die Klogespräche bin ich schon gespannt!“


Die Raststation der alten Römer
(Wiener Zeitung, 22.06.2010)

Eine Art "römische Autobahnstation" aus dem zweiten Jahrhundert haben ungarische und österreichische Archäologen in Nemescso bei Szombathely in Westungarn entdeckt. Stefan Groh, Fachbereichsleiter am Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI), sieht Parallelen zum heutigen Autobahnsystem. "Das Verkehrssystem hatte um diese Zeit eine Qualität, wie sie erst wieder im 19. Jahrhundert mit dem Postkutschenwesen erreicht wurde", sagt er.

Die Ergebnisse von Nemescso boten den Forschern neue Erkenntnisse zur Infrastruktur der Bernsteinstrasse. Die "römischen Autobahn" war eine sieben Meter breite, massiv geschotterte Hauptstrasse, auf der man von der Nordgrenze des römischen Reiches bei Carnuntum in Niederösterreich bis zur oberen Adria gelangte.

Das wichtigste Transportmittel für Lasten – quasi der antike Lkw – war der Ochsenkarren. Die durchschnittliche Tagesstrecke eines Ochsenkarrens betrug elf bis 14 Kilometer. Dann mussten die Ochsen gewechselt oder ein Halt eingelegt werden. Fussgänger legten die doppelte Entfernung zurück, militärische Reiter eine bis zu siebenfache Strecke.

Entsprechend angepasst war die Infrastruktur: Alle zehn bis 14 Kilometer errichtete man in römischer Zeit an der Bernsteinstrasse eine kleinere Station wie in Nemescso. Fussgänger fanden am Ende ihrer Tagesetappen ebenso eine Herberge wie Reiter, die ihre Pferde wechseln mussten.


Forscher haben die Spuren einer bisher unbekannten Schlacht entdeckt
(Spiegel online; 06.2010)

Um 235 nach Christus führten die Römer offenbar einen Feldzug in Richtung Elbe - und lieferten sich ein blutiges Gemetzel mit den Germanen.

Seit Sommer 2008 untersuchen Archäologen ein Geschehen, das ein völlig neues Licht wirft auf die Beziehung zwischen Römern und Germanen nach dem Vernichtungssieg von Arminius anno 9 in Kalkriese. Das Schlachtfeld des Harzhorns liegt mehr als 350 Marschkilometer von den einstigen römischen Stützpunkten an Rhein und Main entfernt, tief im Innern des "Freien Germanien". Kontrollierten die Römer den Norden stärker als bisher bekannt?

Nach allem, was die Forscher jetzt wissen, war hier im tiefsten Germanien eine für die damalige Zeit typische internationale Truppe unterwegs - rekrutiert aus allen Winkeln des Imperiums. Oben auf dem Harzhorn breitet der niedersächsiche Landesarchäologe Henning Hassmann eine Karte aus: "Die Römer marschierten auf einer alten
Trasse, die durchs Leinetal, die hessische Senke und die Wetterau ins Rhein-Main-Gebiet führte", erläutert er die Situation. "Heute verläuft hier die Autobahn 7." Bei Northeim schieben sich zwei Höhenzüge heran. Von Westen bilden das Harzhorn, von Osten die Ausläufer des Harzes eine natürliche Barriere. Die dazwischenliegende Enge misst kaum 300 Meter, ist teils sumpfig und war einst nur schwer passierbar. Ein 35 Meter hoher Steilhang begrenzt das Harzhorn nach Norden.

Der Feldzug gegen die Germanen wurde ein voller Erfolg. Um den Nachschub zu sichern, liess Maximinus Thrax eine weitere Brücke über den Rhein schlagen und Strassen anlegen. Dann baute er die niedergebrannten Limeskastelle wieder auf. Schliesslich griff er die Alamannen direkt in ihren Siedlungsgebieten an und schlug sie entscheidend. Der Brief, den
er wohl 236 an den Senat schickte, strotzt vor Selbstbewusstsein: "Wir können nicht so viele Worte machen, versammelte Väter, wie wir Taten verrichtet haben. Auf einer Strecke von 400 bis 500 Meilen (eine römische Meile entspricht 1480 Metern, Anm. d. Red.) haben wir die Dörfer der Germanen niedergebrannt, die Getreidefelder verheert, die Herden weggeführt, Bewaffnete niedergemacht und eine Schlacht im Sumpf geschlagen. Die Zahl der Gefangenen ist so hoch, dass das Reichsgebiet sie kaum zu fassen vermag."

Wo wurde diese "Schlacht im Sumpf" geschlagen, und welchen Weg nahmen die Römer? Bislang galt eine Lesart als wahrscheinlich, die nur 40 bis 50 Meilen annimmt - und nicht bis zu 500 Meilen. Die Historiker hielten es kaum für möglich, dass sich die Römer im 3. Jahrhundert so weit von ihren Stützpunkten am Rhein weggewagt hätten.

Das neu entdeckte Schlachtfeld am Harzhorn erzählt eine andere Geschichte. Weshalb sollte man die "Schlacht im Sumpf" nicht in dieser Landschaft vermuten? Die Moore sind erst in der Neuzeit trockengelegt worden. Den Winter 236/237 verbrachte Maximinus Thrax im heutigen Serbien. Er reorganisierte das Heer für einen abschliessenden Feldzug, mit dem er das Germanenproblem ein für alle Mal aus der Welt schaffen wollte. Ganz im Stile Marc Aurels war es für ihn unausweichlich, Germanien zur römischen Provinz zu machen.


Offener Leserbrief zum Thema "Fehler auf Römerfesten"
angesichts des Gewittervorfalls in Xanten vom 27. Juni 2009

Auf sogenannten “Römerfesten” passieren so manche Fehler, vor allem bei der Darstellung von Zivilisten. Solange diese Fehler bei Nebenakteuren passieren, wie z. B. bei einer am Rande des Geschehens stehenden römischen Frau, die ihre Tunika mit einem modernen Gummizug anstatt mit einem gebundenen Gürtel in der Taille zusammenhält, wird es möglicherweise im Gedränge kaum gesehen. Aber wenn es bei HAUPTAKTEUREN passiert, die im Mittelpunkt einer Arena stehen, fällt es sofort auf und ist sehr peinlich.

So geschah es auch am 27. Juni bei den diesjährigen Römertagen “Schwerter, Brot und Spiele” im Archäologischen Park zu Xanten am Niederrhein, der Hochburg aller Römerfeste. Leider schlug nachmittags ein mächtiger Blitz in den Park ein, worauf das ganze Fest abgesagt wurde. Bei der grossen Pompa, die noch stattfinden konnte, fragten sich einige Leute aus meiner Gruppe, wer auf die etwas schräge Idee gekommen ist, KAISER HADRIAN mit der Kaiserin Plotina erscheinen zu lassen, anstatt KAISER TRAJAN mit Plotina!!!

Es wäre doch naheliegender gewesen, den Kaiser vorzustellen, unter dessen Regierung die Colonia Ulpia Traiana entstand - woraus später die Stadt Xanten hervorging - und das war Kaiser Trajan. Und es war Trajan, der mit Plotina verheiratet war, nicht Hadrian. Wir waren zunächst ganz irritiert und dachten, Hadrian wäre der Gatte von Plotina gewesen. Natürlich kannten sich auch Hadrian und Plotina, aber Letztere war ausserdem, bevor der Kaiser nach Germanien reiste, um 121 bereits gestorben und somit nicht mehr in der Lage gewesen, Hadrian nach Xanten zu begleiten!

Aber auch als Hadrian wirkte der Darsteller am 27. Juni in Xanten nicht wie der antike Kaiser, denn es fehlte ihm z. B. der für Hadrian so charakteristische Bart. Dass auch die Darstellerin der Kaiserin Plotina nicht standesgemäss gekleidet war, weil sie die römische Kleiderordnung nicht eingehalten hat und somit bestenfalls für eine Zofe gehalten werden konnte - nicht jedoch für eine Kaiserin -, sei nur am Rande erwähnt.

Durch falsche Informationen auf Römerfesten wird der interessierte Besucher nur in die Irre geführt. Deshalb sollte man, um das Niveau solcher Veranstaltungen nicht all zu sehr absinken zu lassen, vermehrt studierte Archäologen und Historiker einsetzen, welche die Darsteller einerseits beraten und andererseits bei Auftritten kontrollieren. Man sollte den Darstellern bei Römerfesten auch untersagen, vor dem Publikum Armbanduhren zu tragen, mit Handys herumzulaufen oder gar zu rauchen, was z. B. bei römischen Händlern, die ihre Ware feil bieten, auf vielen Festen sehr oft geschieht.

Kurz, man sollte mehr auf KLASSE hinarbeiten, anstatt auf MASSE.

Marianne Keller und Gruppe
(imperium-romanum.com schliesst sich dem Inhalt dieses offenen Leserbriefes vollinhaltlich an)

Tabula duplex
(grch. Diptychon),
Römische Wachstafel für Notizen samt Schreibgriffel

 


 

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(PL)