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Flavius Arcadius

Herrschaft

Rufinus hatte nach der Machtübernahme seine eigenen Pläne mit dem Kaiser. Er wollte die eigene Position durch die Verheiratung seiner einzigen Tochter mit Arcadius festigen. Auch andere einflussreiche Persönlichkeiten hatten ähnliche Gedanken und tatsächlich sollte Rufinus’ Vorhaben schief gehen. Während sich der Präfekt auf einer Reise befand, heiratete Arcadius eine wunderschöne Frau. Nicht nur die Einwohner Konstantinopels waren überrascht, als der Hochzeitskutsche nicht die Tochter von Rufinus sondern mit Aelia Eudoxia die des fränkischen Heerführers Bauto entstieg. Die Fäden im Hintergrund hatte der praepositus sacri cubiculi (Hofkämmerer) Eutropius gezogen, um sich seinen Einfluss auf den Kaiser zu sichern.

Eudoxia erfüllte alle in sie gesetzten Erwartungen. Sie gebar dem Kaiser fünf Kinder, darunter mit Theodosius II. nur einen Sohn. Noch im Säuglingsalter wurde er zum Mitregenten ausgerufen. Eutropius hatte sich aber verrechnet, indem er den Machtwillen seiner weiblichen Marionette unterschätzte. Er sollte zuerst seine Stellung und hernach sogar sein Leben verlieren. Eutropius hatte der Kaiserin gedroht sie aus dem Palast werfen zu lassen, falls sie nicht seine Politik unterstützte. Diese rannte sogleich zu Arcadius, spielte mit den Tränendrüsen und Eudoxia war ihren Schatten los.

Auch in anderen Angelegenheiten mischte nun Eudoxia kräftig mit. Als eifrige Anhängerin des Ende 397 neu bestellten Bischofs von Konstantinopel, Johannes Chrysostomos, unterstützte sie ihn bei seinem energischen Kampf gegen Abweichler von rechten Glauben und Heiden. Dadurch konnte dieser auch seine innerkirchliche Position stärken. Als er als überzeugter Moralist jedoch die Reichen und Mächtigen kritisierte und die Eitelkeit der Frauen und speziell der Kaisern öffentlich anprangerte, verwandelte sich die Beziehung zu Eudoxia über Zorn zu blankem Hass. Zwar kam es zu einer kurzen Aussöhnung während der Taufe von Theodosius II., doch als Chrysostomos erneut die Frauen mit Isebel, dem alttestamentarischen Inbegriff des Lasters, verglich war das Mass voll. Durch geschicktes Taktieren gelang es ihr, trotz der grossen Beliebtheit des Kirchenfürsten in der Bevölkerung, ihn vor eine Untersuchungskommission zu zerren. Aufgrund deren Ergebnisse verbannte Arcadius den Kirchenmann 403 aus der Hauptstadt.

Doch er ging nicht und auf Druck einflussreicher Kreise erreichte man eine erneute Versöhnung der beiden. Die war wiederum nicht von langer Dauer. Schon bald verglich er die Kaiserin wieder mit Isebel und musste nun dafür 404 endgültig Konstantinopel verlassen. Er starb drei Jahre später an einem weit entfernten und abgeschiedenen Ort. Auf kaiserlichen Befehl wurden nun auch seine Anhänger, die sogenannten „Johanniten“ verfolgt. Als Eudoxia am 3. Oktober 404 an den Folgen einer Fehlgeburt starb und in jener Nacht ein Hagelunwetter die östliche Hauptstadt heimsuchte, sahen das viele als die gerechte Strafe Gottes an.

Arcadius war nicht nur der Spielball der Fraktionen am Hof, er konnte auch in die allgemeinen Entwicklungen seines Reichsteils nicht lenkend eingreifen. Die Auseinandersetzungen der Amtsträger verlagerten sich immer mehr aus der Hauptstadt hinaus und entzogen sich damit auch vielen Höflingen. Die Bevölkerung lernte so die Herrschaft des Arcadius als eine Zeit der Unsicherheit kennen. Über Jahrzehnte hatten sich Spannungen in der Gesellschaft aufgebaut, die sich in den ersten Jahren seiner Regierung entluden.

Die Niederlage bei Adrianopolis hatte zu einem noch grösseren Barbarenanteil im Heer geführt. Nun waren sogar die meisten Heerführer ausländische Söldner. Die Identifikation der Soldaten mit ihrer neuen Nation war denkbar gering und häufig mussten sie gegen ihre eigenen Stammesverwandten kämpfen. Meist an der Peripherie stationiert waren sie zudem zahlreichen Einwohnern des Reiches suspekt. Arcadius als Herrscher kannten sie nur vom Hörensagen und der Gehorsam war dementsprechend gering.

Die materielle Gewinnsucht der barbarischen Heerführer und ihrer Soldaten sorgten nun dafür, dass die Hauptaufgabe nicht mehr bewältigt werden konnte. Zwischen 395 und 397 plünderte Alarich mit seinen westgotischen Hilfstruppen in Illyricum und Achaia. Es gelang nur mit Mühen ihn in Schach zu halten. Von einer Beendigung der Raubzüge konnte nur geträumt werden.

Stilicho, der fränkische Heerführer im Westen, nützte die Anwesenheit der Westgoten in Achaia um mit seinen Truppen von Italien aus überzusetzen. Rufinus sah seine Position bedroht und forderte seinen Konterpart auf, sofort den Osten zu verlassen. Überraschenderweise beugte sich Stilicho und überliess Arcadius sogar noch einige Truppen unter dem Kommando des Goten Gainas. In Konstantinopel wurde er vom Kaiser und seinem Präfekten mit Wohlwollen empfangen. Es heisst Rufinus habe dabei weitaus prachtvollere Gewänder als Arcadius getragen. Kurz danach wurde der mächtige Präfekt wohl auf Betreiben des Stilicho und mit Wissen Gainas ermordet. Als sich die Nachricht im Westen verbreitete, gratulierte man Stilicho öffentlich dafür.

Zum mächtigsten Mann im Osten wurde nun Eutropius. Er schaffte es die Prätorianerpräfekten auf Distanz zu halten und versuchte einen Ausgleich mit dem Westen zu erreichen. Ein Hilferuf an Stilicho, er möge sich nochmals den Goten in Griechenland annehmen, wurde nur halbherzig befolgt. Das Westheer liess die Plünderer entkommen. Man erklärte Stilicho zum Staatsfeind und versuchte sich mit Alarich zu einigen, indem man ihm zum Magister militum für Illyricum ernannte.

397 hatte sich Gildo, der Bruder des ehemaligen Rebellenführers Firmus und nunmehriger Militärkommandant von Africa im Westen, von Honorius losgesagt und war zu Arcadius übergelaufen. Der Entzug der wichtigsten Getreidequelle Roms war ein mächtiger Faustpfand und Eutropius war begeistert. Im Hintergrund arbeitete allerdings Stilicho am Sturz seines Feindes. 399 war es dann soweit und Eutriopius wurde in die Verbannung geschickt.

Ebenfalls 399 sagte sich der Ostgotenführer Tribigild von seinen Pflichten gegenüber dem Kaiser los und raubte Kleinasien aus. Der einzige, der sich ihm in den Weg stellen konnte, war mit Gainas ebenfalls ein Ostgote. Er bezwang seinen Gegner allerdings nicht militärisch sondern auf dem Verhandlungsweg. Für kurze Zeit stand Tribigild wieder in römischen Diensten. Doch bald darauf machten die beiden Ostgotenführer gemeinsame Sache und verheerten Kleinasien erneut. Für die leidgeprüfte Bevölkerung war es unerheblich wer plünderte; ob germanische Stämme oder Söldner.

In Konstantinopel herrschte Katerstimmung. Der soeben noch gefeierte Gainas stellte Forderungen an den Hof, die leider nicht überliefert sind. Arcadius hatte keine Wahl. Er stimmte zu und musste die Abmachung in einer Kirche sogar eidlich bestätigen. Gainas hatte es geschafft die Hauptstadt kampflos zu nehmen. Weder der Kaiser noch die anderen politischen Persönlichkeiten leisteten Widerstand.

Nun trat allerdings ein lange aufgestauter Religionskonflikt zu Tage. Das Gotenheer hing dem arianischen Glauben an, was die Bevölkerung Konstantinopels als Bedrohung ansah. Um einer Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, zog es Gainas vor sich mit seinen Soldaten aus der Stadt zurückzuziehen. Allerdings verblieben 7000 bewaffnete Goten in der Stadt zurück. Als die Menge davon erfuhr, kam es zu einem allgemeinen Gemetzel, in dem die Söldner allesamt ermordet wurden. Kurz darauf im Jahre 400 konnte Gainas durch den Hunnenkönig Uldin besiegt werden.

Ein Ende der Soldateska auf römischem Boden war damit nicht erreicht worden. Weiterhin wurden Provinzen von germanischen Heerführern verwüstet, die wiederum mit neuen Rekruten jenseits der Grenzen in Schach gehalten werden mussten. Das alles passierte ausserhalb des Wirkungskreises von Arcadius. Er war von sich aus kein soldatischer Typ und die Forderungen mancher Zeitgenossen, er möge sich endlich aus dem Palast heraustrauen und in einem Feldlager regieren, waren unangebracht. Auch der Wunsch, man möge die Söldner aus dem Heer entlassen war weltfremd. Es standen nicht genug eigene Mannschaften und Offiziere zur Verfügung. Nicht ausser Acht gelassen werden darf die politische Komponente. Bei den Plünderungen des Alarich wurden etwa die Besitzungen von Rufinus verschont. Zufällig wird dies nicht geschehen sein.

Verschärft wurde die innen- und aussenpolitische Situation noch dadurch, dass es zu Spannungen mit Honorius im Westen kam. Dabei ging es um Illyricum. Stilicho, der mächtige Heerführer hinter Honorius, hatte seit 395 mehrmals in die Politik des Ostreiches eingegriffen und versuchte das Gebiet wieder für den Westteil zu sichern. Ein Bürgerkrieg schien beinahe unausweichlich. Nur die Bedrohung von aussen sorgte dafür, dass man sich nicht mit dem Schwert in die Quere kam.

Bronzemünze
des Arcadius

Man beachte im oberen Bereich den von einer Hand gehaltenen Heiligenschein

 
 

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(PL)