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Publius Aelius Hadrianus

Herrschaft & Wirken II (Privatleben und das Reisen geht weiter...)

Vielfach wurde die überzeugte Homosexualität Kaiser Hadrians besonders hervorgehoben. Die antiken Quellen liefern jedoch das Bild eines Mannes mit gemischtsexuellen Neigungen. Römische Historiker kritisierten sowohl seinen Hang zur Knabenliebe, als auch die ständigen Verhältnisse mit verheirateten Frauen, denen er oft hörig gewesen sein soll. Es wird weiters berichtet, dass er über seine Eskapaden Verse verfasst hatte.

Im Jahre 100 heiratete er Vibia Sabina, die Tochter von Matidia Augusta, der Nichte Trajans. Die Beziehung zu seiner Gattin Sabina dürfte während der Jahre nicht besonders eng gewesen sein. Es gab sogar Gerüchte, er habe versucht, sie zu vergiften. Auf alle Fälle mussten zwei Hofbeamte den Palast verlassen, da sie ein zu enges Verhältnis mit der Kaiserin pflegten.

Bezüglich der Homosexualität zeigten sich die damaligen Historiker überraschend prüde. Dies wird am deutlichsten bei einem Jüngling namens Antinous, der es Hadrian - so wurde es überliefert – in widernatürlicher Weise angetan haben soll. Er begleitete 130 den Kaiser auf seine Reise von Jerusalem über Gaza und Pelusion (hier wurde das Grabmal des Pompeius in prächtigerem Umfang neu errichtet wurde) nach Ägypten, wo Antinous sein Ende vorzeitig und unter mysteriösen Umständen fand. Dass der Kaiser zwei Monate mit Gelehrten im Museion zu Alexandria diskutierte und daraufhin in Libyen auf Löwenjagd ging, blieb beim Klatsch ein untergeordnetes Thema.

In Hadrians Autobiografie war er bei einem Bootsausflug über Bord gefallen und ertrunken. Die antihadrianische Gerüchteküche unterstellte ihm aber, dass Antinous bei einem schauerlichen Ritual sich als Opfer darbot. Ein Selbstmord ist auch nicht auszuschliessen. Sicher ist nur, dass der Kaiser den Tod seines Liebhabers zutiefst bedauerte und an dessen Sterbeort eine Stadt mit dem Namen Antinoopolis gründete. Als von den Astronomen am Himmel ein neuer Stern entdeckt wurde, liess ihn Hadrian nach Antinous benennen, da er annahm, es handle sich um dessen Seele. In der zweiten Novemberhälfte erreichte der Kaiser Theben und betätigte sich wieder als Tourist bei der Besichtigung der Kolossalstatuen von Memphis, ehe der Tross im Frühjahr 131 Ägypten verliess.

Die erwähnte Stadtgründung - sie hatte zahlreiche Privilegien erhalten - machte in Rom böses Blut und generierte zahlreiche Spottverse auf den Kaiser. All dies sollte sich bei weitem nicht so problematisch erweisen, wie sein Versuch einer Neugründung Jerusalems - einem persönlichen Prestigeprojekt Hadrians. Die Stadt war während des jüdischen Krieges von 66 bis 74 in Schutt und Asche gelegt und die Juden mit einem Platzverbot belegt worden. Bislang hatte es keinen offiziellen Wiederaufbau gegeben und das obwohl immer mehr Veteranen, aber auch Griechen und nichtjüdische Einheimische sich dort ansiedelten.

Hadrian hatte vor, die gemischte Bevölkerung zu einen und den bedeutenden Ort wieder eine Stadt von politischem und wirtschaftlichem Rang zukommen zu lassen. Der neue Name sollte Colonia Aelia Capitolina sein - nach seinem eigenen Geschlecht der Aelii - und eine Stadt im griechisch-römischen Stil werden. An der Stelle des alten Tempels von König Salomon sollte ein Iuppitertempel errichtet werden. Dies geschah nicht aus Bosheit, sondern weil man annahm, dass es sich um einen heiligen Ort handelte und deshalb der ideale Mittelpunkt einer römischen Stadt sei. (Das Problem ist bis heute nicht gelöst!) Die weitreichenden und pragmatischen Planungen des Kaisers standen in Kontrast zum fanatischen jüdischen Separatismus für den es nur ein Jerusalem ohne Andersgläubige geben konnte und alleine deren Anwesenheit bildete einen Affront.

Nach seinen "Abenteuern" in Ägypten segelte der kaiserliche Zug entlang der syrischen und kleinasiatischen Küste wieder nach Griechenland, wo er 131/132 ein drittes Mal in Athen überwinterte. Nach einem Besuch der Balkanprovinzen gelangte Hadrian wieder zurück nach Rom. Spätestens jetzt erfuhr er vom Aufstand in Iudaea.

Die jüdische Bevölkerung hatte den kosmopolitischen Anspruch Hadrians - er hatte übers Ziel hinaus schiessend auch ein Beschneidungsverbot erlassen - nicht hingenommen und erhob sich 132 unter der Führung von Simeon Bar Kosiba, der den Spitznamen Bar Kochbar (= Sternensohn) annahm. Durch mitreissende Reden gelang es ihm die Aufständischen anzufeuern. Sie besetzten vermutlich sogar das Gebiet von Jerusalem und prägten eigene Münzen. Schlimm für die Römer war, dass sich auch der allseits anerkannte religiöse Führer der Juden, Rabbi Akiba mit dem Aufstand sympathisierte.

In diesem teils gebirgigen, teils wüstenhaften Land, errangen die Separatisten rasch die Oberhand und führten einen Partisanenkrieg gegen römischen Truppen und nichtjüdische Bürger. Ob es ihnen allerdings gelungen ist Jerusalem selbst einzunehmen, bleibt mehr als fraglich. Hadrian sah sich gezwungen Militärkontingente aus anderen Provinzen abzuziehen und seinen fähigsten Feldherrn, Iulius Severus - den Statthalter von Britannien -, einzusetzen. Ob der Kaiser selbst an den Kriegsschauplatz reiste, ist umstritten. Vielleicht war er 134 beim Fall persönlich anwesend, gesichert ist es jedenfalls nicht. Die überlebenden Separatisten wurden ein Jahr später bei Bethar vernichtend geschlagen.

Der Kaiser ergriff - im Gegensatz zu seinen bisherigen Taten - drastische Vergeltungsmassnahmen. So wurde etwa das schon zuvor bestehende Beschneidungsverbot nun rigoros durchgesetzt. Das Gebiet von Jerusalem wurde für Juden endgültig gesperrt und ein ein Iuppiterheiligtum errichtet. Iudaea wurde in Syria Palaestina umbenannt, sodass der Volksname aus der Provinzbezeichnung getilgt wurde.

Über eine halbe Million Aufständischer fanden bis zur Wiederherstellung des Ordnung im Jahre 135 den Tod. Es sollte Hadrians einzige grössere kriegerische Auseinandersetzung während seiner Regierungszeit bleiben. Die gezeigte Härte gegen die Juden blieb eine Ausnahme. Im wesentlichen versuchte er einen Ausgleich zwischen den Völkerschaften unter der Herrschaft Roms zu schaffen. So verzichtete er während seiner zweien imperatorischen Akklamation bewusst auf einen Triumphzug.

Schon seit seiner frühesten Jugend galt Hadrians Interesse dem Griechentum. Dieser Umstand brachte ihm den Spitznamen Graeculus (kleiner Grieche) ein. Als Kaiser hatte er schliesslich alle Mittel in der Hand diese Vorliebe auszuleben. Zu dieser Zeit war Athen zwar noch immer das geistige Zentrum antiker Bildung, doch war sein Stern schon lange im sinken begriffen, auch wenn Hadrian versuchte durch rege Bautätigkeit das Niveau zu halten.

Hadrians Kunstverständnis war allerdings sehr egozentrisch ausgerichtet. Willkür und Missgunst bestimmten grösstenteils die Förderung der Künste. Gegen die allgemein akzeptierte Meinung bestand er etwa darauf, dass Antimachus von Kolophon, ein Dichter des 5. Jh. v.Chr., Homer vorzuziehen sei. Hadrian imitierte sogar dessen Stil in eigenen Gedichten. Über sich selbst verfasste er eine Autobiografie. Auch mancher Architekt hatte unter Hadrians Kunstverständnis zu leiden. So liess er den Architekten Apollodorus verfolgen, den der Kaiser beauftragt hatte einen seiner eigenen Tempelentwürfe zu begutachten. So wie die Dinge lagen, konnte Hadrian offene Kritik nur schwer vertragen.

Vielleicht dachte aber Apollodorus einfach in zu kleinen Kategorien. Unter Hadrian wurde die römische Baukunst vervollkommnet. Die Betonbauweise ermöglichte Bauten in ungeahnten Dimensionen. Das herausragendste Beispiel ist das Pantheon, ein Tempel, der allen Göttern gewidmet war. Das Bauwerk steht heute noch und wird als Kirche verwendet. Es war auch der erste Tempel, der einen grossen Innenraum für Kulthandlungen vorsah.

Zahlreiche andere religiöse Bauten folgten. Neben dem bereits erwähnten Doppeltempel der Venus und der Roma in der Nähe des Forum Romanum errichtete er einen für den vergöttlichten Trajan. Seinem Hang zum Griechentum liess er in Umbau und Neugestaltung des Tempels für den Olympischen Zeus in Athen Ausdruck verleihen. Auch die tiefempfundene Religiosität jener Tage wurde dadurch sichtbar. Hadrian hätte die Gebäude nie in Auftrag gegeben, wenn für sie kein Bedarf bestanden hätte.

Hadrians früher Einsatz im Erbschaftsgericht hatte ihn mit der Rechtspflege vertraut gemacht. Er berief den namhaften afrikanischen Juristen Lucius Salvius Iulianus zu sich und liess ihn alle Edikte überarbeiten, die die Prätoren seit Jahrhunderten zu Beginn ihrer einjährigen Amtszeit erlassen hatten. Iulianus veröffentlichte schliesslich diese Sammlung. Damit wurde erreicht, dass das Recht nicht nur eine Angelegenheit der Privilegierten war und auch Arme ein Anrecht auf Schutz vor dem Gesetz hatten.

Hadrians Rechtspolitik ging als „Goldenes Zeitalter“ in die römische Rechtsgeschichte ein. Die Jurisdiktion erfuhr in ihrer Praxis bedeutende Fortschritte. So wurden für das italische Kernland vier eigene Legaten ernannt. Doch nicht jeder hatte Freude damit, da einige um den Einfluss des Senats bangten. Mit Hilfe des besten Juristen seiner Zeit, Salvius Iulianus, ordnete er das praetorische Rechtswesen in Rom; sodass mit diesem Zeitpunkt die alte, von den Praetoren beeinflusste, Gerichtsbarkeit ausgedient hatte.

Um die Effizienz des kaiserlichen Gerichtes zu erhöhen wurden deren Beisitzer in das consilium principis (= kaiserlicher Rat) aufgenommen. Der Rat wurde seinerzeit von Augustus gegründet und war ursprünglich ein loser Zusammenschluss von Freunden und Beratern des Kaisers. Hadrian verlieh ihm nun mehr formelle Macht. Salvius Iulianus war als Senator der führende Kopf dieses Beratungsgremiums. Aber auch der Ritterstand wurde vermehrt mit Verwaltungsaufgaben bedacht. So nahm die Wirksamkeit der römischen Verwaltung stetig zu.

Portraitbüste
Hadrians
(c) incognitus


Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", M.Clauss "Die römischen Kaiser", "Der kleilne Pauly"

 

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(PL)