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Flavius Placidus Valentinianus (III.)

Herrschaft I

Valentinian III. empfing am 23. Oktober 425 durch den magister officiorum (Leiter der kaiserlichen Kanzlei im Osten) Helios das kaiserliche Diadem. Eigentlich hätte Theodosius diese Zeremonie selbst durchführen wollen, war jedoch auf der Reise erkrankt und nach Konstantinopel zurückgekehrt.

Mit dieser Zeremonie war wieder ein Kind auf dem Kaiserthron gelandet, das allenfalls Unterschriften unter Dokumente setzen konnte. Für die nächsten zwölf Jahre lag die wahre Macht bei seiner Mutter Galla Placidia, die sich betont gut mit dem römischen Adel stellte und alles daran setzte keine Konflikte mit dem Ostreich aufkommen zu lassen. Sie sollte mit dieser Politik Erfolg haben, denn so ungetrübt war das Verhältnis der beiden Teilreiche seit Jahrzehnten nicht mehr gewesen.

Auch innenpolitisch erlebte Italien eine letzte Stabilitätsphase (von der militärischen Bedrohung einmal abgesehen). Den ausufernden Erlassen der Kaiser begegnete man im November 426 mit einem "Zitiergesetz", das die widersprüchliche Auslegung von Gesetzestexten einzudämmen versuchte. Auch ist interessant, dass Valentinian während seiner gesamten Herrschaft nie mit Gegenkaisern zu kämpfen hatte. Es gibt lediglich eine Notiz über einen gewissen Pirrus (oder Pyrrhus), der am 23. Juli 428 in Rom als "Tyrann" getötet wurde, ob dieser allerdings überhaupt als Aufständischer bezeichnet werden kann ist fraglich; es könnte sich durchaus um einen mächtigen Bandenchef gehandelt haben, der die Gegend "tyrannisierte".

Mit ein Grund für die innere Ruhe war auch die Politik der anderen mächtigen Figuren der damaligen politischen Realität. War früher das Kaiseramt das Ziel von Usurpationen, so rangen nun die mächtigsten Männer um das Amt des höchsten Heermeisters und liessen den Kaiser quasi links liegen. Damit einher ging, dass diese Auseinandersetzungen nicht mehr bei Hofe, sondern eher in der Peripherie ausgetragen wurden.

Der erste magister militum Flavius Felix amtierte von 425 bis 430. Ihm gelang 427 die Vertreibung der Hunnen aus Pannonien. Leider begann er innenpolitisch einen regelrechten Krieg gegen Bonifatius, den Militärkommandanten von Africa. An seiner Seite intrigierte auch Flavius Aetius, jenem Mann der das Schicksal des weströmischen Reiches in den kommenden Jahren massgeblich mitbestimmen sollte. Dieser war ursprünglich auf Seiten des Johannes gestanden und als er mit seinen hunnischen Soldaten in Italien erschien lebte sein Herr bereits nicht mehr. Im folgenden einigte er sich mit Galla Placida auf die Zahlung einer grossen Abfindung für die Soldaten, damit sie in ihre Heimat zurückkehrten. Er selbst wurde zum magister equitum (Kommandant der Reitertruppen) ernannt und sogleich nach Gallien geschickt, um sich Franken und Westgoten zu stellen.

Bonifatius sah keinen Ausweg mehr und wandte sich an die Vandalen, die damals gerade in Spanien ihre Heimstatt gefunden hatten. Tatsächlich konnte er ihren König Geiserich 429 dazu bewegen mit einem grossen Kontingent nach Africa überzusetzen, doch scherten sich die Vandalen überhaupt nicht um die zugesagte Hilfeleistung für die Römer. Vielmehr nahmen sie einen Grossteil von Nordafrika in Besitz. Zwar blieben damals weite Teile noch davon verschont einen Herrschaftswechsel zu sehen, aber die Hauptstadt Carthago sollte am 19.Oktober 439 fallen. Bonifatius verschanzte sich 431 in der Stadt Hippo Regius und musste trotz eines Entsatzversuches von oströmischen Truppen aufgeben.

Damit (und nach zwei misslungenen Rückeroberungsversuchen 431 und 441) war den Mächtigen in Rom und Ravenna klar, dass um der Versorgung Italiens mit lebensnotwendigem Getreide und Öl willen gute Beziehungen mit den neuen Herren in Africa gepflegt werden mussten. Militärisch standen nicht genug Kräfte zur Verfügung, um diesen Umstand wieder rückgängig zu machen und wie kein Germane vor ihm verbreitete der Name Geiserich in Rom Angst und Schrecken. Sein Anteil am Untergang Westroms darf nicht unterschätzt werden, da er mittels der Besetzung von Nordafrika die Römer von bedeutenden Ressourcen abschnitt.

Trotz seiner Fehlentscheidungen und dem misslungenen Versuch die Sache rückgängig zu machen, wurde Bonifatius 432 nach Rom zurückbeordert und dort zum magister militum ernannt. Der Grund war ein politischer, denn Galla Placidia fürchtete die Macht von Aetius, der 430 Flavius Felix ermordet hatte. Der Plan sah dann auch vor, dass man dem Gefürchteten das Konsulat 432 anbot und er dann in Pension geschickt werden sollte. Natürlich war Aetius damit nicht einverstanden und es kam zum offenen Kampf zwischen den beiden mächtigen Männern. Bei Rimini trafen ihre Heere aufeinander und sie liessen es sich nicht nehmen auch einen persönlichen Zweikampf auszutragen. Zwar siegten Bonifatius' Truppen, doch erlag der Heermeister drei Monate später seinen Verletzungen, die er erlitten hatte. Interessanterweise verlangte Bonifatius von Aetius, dass er seine Witwe heiraten solle und damit privatrechtlich sein Erbe wurde. Galla Placidia verwehrte ihm hingegen das Heermeisteramt und gab es stattdessen an Sebastianus, den Schwiegersohn von Bonifatius.

Aetius war mehr denn je verärgert und sah sich nach einer neuen Armee um. Er fand Unterstützung bei den Hunnen unter ihrem Führer Ruas. Mit deren Hilfe verjagte er Sebastianus und erpresste den Kaiserhof, ihm das Amt des obersten Heermeisters zu überlassen. 435 erhielt er auch noch die Patrizierwürde. Fortan sollte Ruhe um diese Position einkehren, da er sie zwanzig Jahre ausüben sollte. Als formell zweiter Mann im Westreich, war er mächtiger als alle anderen - inklusive Kaiser und Kaisermutter - zusammen. Gesandte aus den Provinzen wurden nun fast ausschliesslich von ihm und nicht von Valentinian empfangen.

Solidus von 4,31 g des Valentinanus III.
(ca. 430 n.Chr.)

 
 

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(PL)