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Aulus Vitellius

Herrschaft & Wirken I (Der Machtwechsel)

Die Stimmung unter den Legionären am Rhein war durch die Handlungen Galbas aufs äusserste angespannt. In dieser aufgeheizten Situation wurde Vitellius im Dezember 68 als Oberbefehlshaber nach Niedergermanien geschickt. Alsbald nach seiner Ankunft fand er sich in einem Netz aus Intrigen gegen den neuen Kaiser Galba wieder.

Vitellius konnte keinerlei militärische Erfolge vorweisen, die ihn für diesen Posten prädestiniert hätten. Dies dürfte auch der ausschlaggebende Grund gewesen sein, warum er von Galba an den Rhein geschickt wurde. Ein mit Ruhm bedeckter Feldherr hätte sich zu leicht an die Spitze einer Revolte stellen können. Wenn es so war, so hatte Galba den Auserwählten deutlich unterschätzt.

Am 1. Jänner 69 verweigerten die Truppen in Obergermanien die Erneuerung des Schwurs gegenüber Galba. Damit wurde der Stein für eine Revolte ins Rollen gebracht. Die Nachricht breitete sich rasch nach Niedergermanien aus und die dortigen Truppen erklärten sich auf Betreiben ihres Befehlshabers Fabius Valens tags darauf für Aulus Vitellius als ihren Kaiserkandidaten. Die Stadthalter von Britannien, Gallien und Raetien folgten alsbald ihrem Beispiel. Der nordwestliche Teil des Imperiums stand so hinter Vitellius. Vitellius liess sofort Münzen mit der Aufschrift GERMANICVS prägen. Nicht etwa, weil er den Germanen eine Niederlage beigebracht hatte, sondern rein nur aus der Tatsache heraus, dass die stärkste Streitmacht des Imperiums ihn unterstützte.

Als die meuternden Truppen schon 200 km Richtung Italien gezogen waren, hatte der Feind bereits gewechselt. Galba war tot und der neue Mann auf dem Thron hiess Otho. Da Vitellius kein Soldat im engeren Sinne war, zog er es vor zunächst in Untergermanien zu verweilen um zusätzliche Truppen auszuheben.

Aulus Caecina Alienus, neben Valens Vitellius’ zweiter Befehlshaber, marschierte immer schneller entlang der Ostgrenze Galliens nach Süden, während Valens weiter westlich langsamer vorankam. Beide Abteilungen überquerten jedoch im März noch vor der Schneeschmelze die Alpen und vereinigten sich nördlich des Po. Als Vitellius erfuhr, dass seine beiden Generäle die Truppen Othos vernichtend geschlagen hatten, machte er sich auf den Weg nach Rom. Am 19. April leisteten auch die Truppen der Hauptstadt den Treueeid auf Vitellius.

In Lugdunum (Lyon) legte er eine Pause ein, um seinen sechsjährigen Sohn Germanicus den Soldaten als seinen potentiellen Nachfolger zu präsentieren. So konnte er ihnen erklären, ein neues Herrscherhaus gründen zu wollen.

Diese Reise nach Italien entwickelte sich zu einer einzigen Ausschweifung. Rauschende Feste samt der damit verbundenen Sauf- und Fressorgien paarten sich mit der Disziplinlosigkeit seines Gefolges. Durch sein Auftreten schuf er sich nicht gerade Freunde. So bemerkte er auf dem leichenübersäten Schlachtfeld von Cremona, dass ein toter Feind einen süssen Duft verströme, aber ein toter Landsmann noch süsser riechen würde.

Ende Juni schliesslich zog Vitellius samt seinem Gefolge in unangemessener Siegespose in Rom ein. Der anschliessende Machtwechsel gestaltete sich für viele überraschend friedlich. Die Zahl der Verhaftungen und Exekutionen waren bedeutungslos. Die meisten Beamten behielten ihre Ämter und sogar Salcius Titianus, der bislang eine grosse Rolle in der Regierung spielende Bruder Othos, wurde ohne Umschweife begnadigt. Um so sicherer fühlte er sich, als die Treuegelöbnisse der Truppen aus dem Osten eintrafen. Die treuen Legionen seines Vorgängers waren zu diesem Zeitpunkt entweder in ihre angestammten Quartiere zurückgekehrt oder auf dem Marsch in entfernte Provinzen.

Seine eigenen Truppen verlangten nun konsequenterweise nach Macht und Einfluss. Vitellius liess deshalb durch Valens die Prätorianergarde und die städtischen Kohorten auflösen und durch Soldaten der Rheinarmeen ersetzen. Die Posten der Präfekten bekleideten jeweils ein Parteigänger Valens und Caecinas.

Die natürliche Folge war ein wildes Durcheinander, da ein Ordnungsdienst in Italien ja anders aussah, als der Wach- oder Kriegsdienst an der Grenze. Doch Vitellius musste sich den Forderungen seiner Truppen beugen, da er nur durch sie auf den Thron gelangt war. Manche seiner Entscheidungen lassen auf eine Marionettenregierung unter der Fuchtel der rheinischen Truppen schliessen.

Ein Grund mehr sich anderen Dingen zu widmen. Er umgab sich gerne mit Schauspielern und Wagenlenkern. Auch nahm er während seiner Herrschaft eine turbulente Beziehung zu Asiaticus, einem Freigelassenen übelster Sorte, wieder auf, zu dem er schon zu Jugendzeiten ein unsittliches Verhältnis gepflegt hatte. Dieser war ein Limonadenverkäufer und wurde am Tage der Inthronisation seines Gönners in den Ritterstand erhoben. Fortan wurde dieser nicht nur sein Liebhaber, sondern gerüchteweise auch sein engster Berater.

Portraitbüste des
Vitellius


Quellen: M.Grant "Die römischen Kaiser", C.Scarre "Die römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)