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Luna

Luna war die italische Mondgöttin und ihr griechisches Pendant hiess Selene mit der Bedeutung "Leuchtende, Strahlende" (vgl. hierzu den grch. Namen der Aurea Borealis: Boreion Selas). Eine weibliche Mondgöttin stellte für die frühe Antike eine Besonderheit dar. In den Religionen des Ostens mit ihren dominanten Gestirnkulten war der Mond stets maskulin. Dementsprechend erfolgte eine mythologische Anbindung an den griechischen Sonnengott, wobei ältere bereits vorhandene Sagen angepasst wurden. Die Griechen dachten sich als Eltern Hyperion und Theia sowie Helios und Eos als Geschwister. Homer richtete an Selene und Helios einen eigenen Hymnus. Besonders eingebunden war Selene in den Mythos rund um den schönen Hirten oder Schäfer Endymion. Um seine Schönheit auf ewig bewahren zu können, bat sie Zeus ihn in ewigen Schlaf am Leben zu erhalten. Mit ihm soll sie auch fünfzig Töchter, die Menae, gezeugt haben, von denen Naxos die bekannteste ist. Dem Zeus soll sie zudem eine Tochter mit Namen Pandia geboren haben. Auch den Nemeischen Löwen aus der Herculessage brachte man mit ihr in Verbindung.

Auf süditalischen Bronzemünzen des 3.Jh.v.Chr. erschien sie als Reversmotiv (am Avers: Sol) in der Form eines Halbmondes mit zwei Sternen. Ende des 2.Jh.v.Chr. wurde sie als Lenkerin einer silbernen biga (Zweigespann) dargestellt, die nicht nur von Pferden, sondern auch von Ochsen gezogen werden konnte. Personifiziert als junge Frau mit Strahlenkrone und Schleier, waren ihre Attribute eine Fackel, die Mondsichel manchmal auch ein Horn. Als männlichen Lunus bezeichneten die Römer den Mondgott in Phrygien - dargestellt mit einer Mondsicheln hinter den Schultern - , der jedoch mit Luna in keinster Weise in Zusammenhang steht.

Das Alter ihres Kultes in Italien ist nicht bekannt, da in römischer Zeit die Verehrung von Gestirnen als unrömisch und nichtitalisch angesehen und dementsprechend geleugnet wurde. Schon in der Antike nahm man deshalb einen griechischen Ursprung an. Eine ara (Altar) für Sol und Luna soll aber bereits vom Sabinerkönig Titus Tatius gestiftet worden sein. Die archäologischen Spuren weisen tatsächlich in das griechisch dominierte Süditalien. In die früheste Zeit reichende Zeugnisse konnten jedoch bislang nicht gefunden werden und der Kult hatte lediglich lokalen Charakter, wie die wenigen Inschriften belegen. Aber auch in Griechenland selbst gibt es kaum Überbleibsel des Selenekultes.

links: griechischer Marmoraltar 2.Jh.n.Chr. mit Selene vor Mondsichel und Fackel
ex pagina interretis en.wikipedia.org; exemplar reale: Louvre
rechts: Lunastatue mit Fackel und Mondsichel am Kopf
ex pagina interretis en.wikipedia.org; exemplar reale: Vatikanische Museen

In Rom wurde von König Servius Tullius im 6.Jh.v.Chr. ein Lunatempel am Aventinhügel erbaut. Der Konsul Lucius Mummius liess ihn nach der Zerstörung Korinths mit Weihegeschenken aus dieser Stadt ausstatten. Beim grossen Brand von Rom unter Nero fiel das Heiligtum den Flammen zum Opfer. Da es danach keine weiteren schriftlichen Belege für die Existenz des Gebäudes gibt, ist davon auszugehen, dass es nicht wieder aufgebaut worden war. Weitere Tempel der Luna waren ein Gemeinschaftsheiligtum mit Sol in der regio XI (11. Bezirk) der Stadt in Zusammenhang mit den Wagenrennen sowie eine nächtens stets beleuchtete Anlage am Palatin zu Ehren der Luna Noctiluca (die nachtleuchtende Luna). Das Lunafest fand am 31.März statt, was vielleicht auf das Weihedatum des Aventintempels bezogen war. Luna wurde auch beim Fest Mundus patet am 24. und 29.August verehrt.

Aus mythologischen Erwägungen heraus war Luna bei den Wagenrennen im Circus Maximus die Patronin der bigae (Zweigespanne) so wie es Sol für die quadrigae (Viergespanne) war. Ob es neben dem erwähnten Doppeltempel auch noch einen eigenen Lunatempel im Circus gab, ist ungeklärt.

Aufgrund der Wechselbeziehungen zwischen weiblichem Menstruationszyklus und Mondumlauf wurde Luna bereits in griechischer Zeit mit Natur- und Geburtsgöttinnen in Zusammenhang und sogar Gleichsetzung gebracht, so Diana, Hekate, Iuno Lucina, Latonia und Trivia. So spielte sich auch in der Pflanzenmagie eine Rolle, da die Mondphasen das Wachstum beeinflussten. Am häufigsten erfolgte eine Gleichsetzung mit Diana - die ebenfalls den Beinamen Noctiluca (die Nachtleuchtende) tragen konnte - und die Zauberkräfte übten einen besonderen Anreiz auf die Menschen aus, was sich auch lange nach der Etablierung des Christentums hielt.

Parallel erfolgte ihre Zuordnung in die Sphäre der Nacht und sie wurde auch mit Erdkult und der Totenwelt in Verbindung gebracht. Deshalb konnte sie - wenn auch selten - auf Grabmälern erscheinen. Als Nacht- und Totengöttin, welche eine Vorliebe für die Bergwelt hatte, blieb Luna (oft in der Gestalt der Diana) von der Spätantike an bis weit in das Mittelalter ein integraler Bestandteil der Zauberliteratur.

Als luna oder lunula (Mondchen) bezeichnete man zudem alle halbmondförmigen Amulette. Sie schöpften ihre Kraft nicht aus dem Material, sondern der Form. Die Verwendung reichte bis in christianisierte Zeit als Schmuck. Vielfach fanden sich lunulae am Pferdeschmuck - teilweise in der Form eines halbmondförmigen Eckzahns -, was bis in die Moderne bei Zugpferden nachwirkte. Bis in das Mittelalter hinein gewährte Luna allen Fahrenden, allen voran den Seeleuten, Schutz und Schirm. Die künstlerische Ausgestaltung der Luna auf ihrem Mondwagen reichte bis in griechische Zeit zurück, wo man das Motiv bereits auf Vasen verewigte. Beliebt war auch die Darstellung der Endymionsage, wo Luna den Hirten in ewigen Schlaf versetzte..

Als Naturgottheit wurde Luna gerne mit Diana gleichgesetzt.


Quellen: W.Vollmer "Wörterbuch der Mythologie", H.Gärtner "Kleines Lexikon der grch. & röm. Mythologie", J.M.Stowasser "Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch", "Der kleine Pauly"; en.wikipedia.org

 

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