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CAPUA

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Capua (das alte Capua in Italien)

Eine Etruskersiedlung in Kampanien

Die Gegend um Capua stand im Einfluss der vorgeschichtlichen Villanovakultur und der Sage nach soll die Stadt vom Trojaner Kapys gegründet worden sein. Die römischen Schriftsteller nahmen an, dass Capua um 600 v.Chr. als etruskische Siedlung gegründet worden war.  Der Name leitet sich denn auch nicht von Kapys her, sondern vom Etruskischen Capue, dessen Bedeutung unklar ist. Cato berichtet von einer etruskischen Neugründung im Jahre 471 v.Chr. Nach der Erstarkung der kampanischen Stämme konnte die etruskische Oberhoheit 438 v.Chr. abgeschüttelt werden. 424 v.Chr. wird die Stadt endgültig samnitisch. Die Titulatur früher Verwaltungsbeamter ist oskisch, wie auch kurze Inschriften auf kleinwertigen Münzen. Spätere höherwertige Nominale trugen bereits lateinische Schrift. Zum Territorium von Capua gehörten noch die von ihr abhängigen Siedlungen Atella, Calatia und Casilinum.

Die Samniten aus dem umliegenden Bergen bedrängten seit dieser Zeit Capua und nehmen es 343 v.Chr. wohl mit Unterstützung von Teilen der Bevölkerung ein. Daraufhin wurde Rom zu Hilfe gerufen und die Eindringlinge vorläufig zurückgedrängt. Bewährte und treue equites (Ritter) aus Capua erhielten daraufhin das römische Bürgerrecht. Während des Zeiten Samnitenkrieges versuchte die Stadt zwischen Römern und Samniten zu taktieren. Die samnitische Gefahr blieb latent bis ins Jahr 295 v.Chr., als sich die letzten Verwüstungen im campus Stellatis (Gebiet zwischen Capua und Cales) ereignete.

Capua unter römischer Herrschaft

Erst nach der Niederringung der Samniten durch die Römer konnte der ager Campanus (Stadtgebiet von Capua) befriedet und 312 v.Chr. die Via Appia bis Capua geführt werden. Zuvor hatte lediglich eine Verbindung zur Via Latina bestanden. Bis in die Spätantike wird die Stadt als Verkehrsknotenpunkt von ganzen fünf Überlangstrassen ausgebaut werden. Nach dem verbesserten Anschluss an das römische Strassennetz erlebte die Stadt einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung, was sich in zunehmendem Masse in politischem Selbstbewusstsein niederschlug. Die arrogantia Campana war in der Antike sprichwörtlich. Nach dem Zweiten Samnitenkrieg wurde auch der ager Falernus (Nordkampanien) vom Stadtgebiet abgetrennt zu Gunsten Roms konfisziert.

318 v.Chr. wurde die Macht der lokalen Magistrate beschnitten und sie einem Präfekten von Capua und Cumae unterstellt, der wiederum ein Untergebener des zuständigen römischen Praetors war. Im Krieg mit König Pyrrhos konnte der römische Konsul Publius Valerius Laevinus trotz einer Niederlage die Stadt vor Verwüstungen beschützen. Im Zeiten Punischen Krieg blieb man zunächst Rom treu, doch forderte die Stadt für ihre Unterstützung - sie konnte 30000 Mann Infanterie und 4000 Reiter aufbieten -, dass einer der beiden römischen Konsuln aus Capua stammen müsse. Da dieses Ansinnen von Rom abgelehnt wurde, lief Capua zu Hannibal über, der hier Winterquartier bezog. Die von antiken Schriftstellern aufgekommene Mär von der Verweichlichung der karthagischen Truppen infolge des luxuriösen Lebens in Kampanien konnte mittlerweile widerlegt werden. 300 Ritter, die nicht die Seite wechseln wollten, wurden 215 v.Chr. nach Cumae ausgesiedelt und erhielten dort das römische Bürgerrecht. Capua selbst wurde von den Römern belagert, 211 v.Chr. eingenommen und hart für sein Verhalten bestraft.

Die Stadt wurde rechtlich aufgelöst, ihr Besitz beschlagnahmt und das Territorium zu einem ager publicus Romanus (römisches Staatsland) erklärt. Kleinere Teile des konfiszierten Landes wurden 205 & 199 v.Chr. an Privatpersonen versteigert und ein weiteres Gebiet 194 v.Chr. an die Kommunen von Volturnum und Liternum zur Vergrösserung ihrer Territorien abgegeben. In weiterer Folge kam es zu einer widerrechtlichen Besetzung mancher Gebiete durch Private, welche 162 v.Chr. teilweise herausgekauft werden mussten. Die inkonsequent geführte Verwaltung des Staatslandes führte zu Besitzverhältnissen, welche es den Eigentümern kaum erlaubte von ihren Erträgen zu leben. 83 v.Chr. versuchte der Volkstribun Marcus Iunius Brutus den verbliebenen grösseren Teil des Staatslandes an Veteranen zu verteilen, doch wurde der Kolonisierungsversuch rasch wieder abgebrochen. Auch der Volkstribun Publius Servilius Rullus scheiterte 63 v.Chr. mit einem ähnlichen Ansinnen; obwohl von Caesar und Crassus unterstützt mussten er sich hierbei Cicero geschlagen geben.

Die verbliebenen Einwohner hatte man in pagi (Dorfgemeinschaften) hinzu organisiert, die sich meist um lokale Heiligtümer etabliert hatten. Man kennt etwa einen pagus Dianae und einen pagus Herculaneus. Das Stadtgebiet selbst unterstand keinem dieser Dörfer, sondern direkt den jeweiligen Präfekten. Trotz der rechtlichen Auslöschung behielt Capua seine ökonomische Stellung aufgrund hervorragender Qualität, wobei besonders die Parfümindustrie (vor allem Salben) hervorragte. Der Name des zugewiesenen Marktplatzes Seplasia ging auf die Ware über. Der ältere Cato bevorzugte für den Landbau Bronzewerkzeuge aus Capua; später ebenso der ältere Plinius. An landwirtschaftlichen Produkten wurden exportiert: Getreide, Gewürze, Rosen und Wein. Besondere Bedeutung erlangte Capua auf dem Gebiet der Gladiatorenspiele durch die Existenz mehrere entsprechender Schulen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Gegend 73 v.Chr. zum Ausgangspunkt des Spartacusaufstandes wurde.

123 v.Chr. wurde die Verwaltung dahingehend geändert, dass anstatt des Präfekten für Capua und Cumae vier römische Magistrate für die Gesamtverwaltung von Kampanien gewählt wurden. Diese Organisation bestand bis in augusteische Zeit. Eine römische Kolonie mit Namen Iulia Felix wurde erst 59 v.Chr. durch Caesar im Zuge seiner Agrargesetzgebung eingerichtet. In Summe sollten 20.000 Menschen angesiedelt werden. Marcus Antonius vergrösserte sie 43 v.Chr. und eine Erweiterung erfolgte 36 v.Chr. Fortan entwickelte sich Capua friedlich.

Spätestens unter Augustus scheint es sich bei Capua wieder um eine selbständige Stadt gehandelt zu haben. Er liess vom Mons Tifata ein Aquädukt zur Wasserversorgung errichten und schenkte der Gemeinde Grund und Boden im Bezirk von Cnossus auf Kreta im Wert von 12 Millionen Sesterzen. Kaiser Tiberius liess ein capitolinum (städtischer Regierungsbezirk) mit Iuppitertempel errichten. Eine letzte Hinzunahme von Neusiedlern erfolgte unter Nero.

Im römischen Bürgerkrieg von 69 n.Chr. votierten die Bewohner für Vitellius, was allerdings scheinbar keine politischen Konsequenzen nach sich gezogen hat. In der späteren hohen Kaiserzeit und der Spätantike wurde Capua in den Annalen kaum erwähnt. Im 4.Jh.n.Chr. wurde die Stadt Sitz eines consularis Campaniae, der für die Rechtssprechung in der Campania zuständig war und damit erste Stadt in der Region. Im ordo nobilium urbium (Reihenfolge der Städte) des Ausonius rangierte sie jedoch hinter Mediolanum (Mailand) und Aquileia.

Spätantike & frühes Mittelalter

Über die Verbreitung des Christentums im alten Capua ist nichts bekannt. Die belegte erste Kirchengründung fiel in die Zeit des Konstantin. 456 v.Chr. zerstörten die Vandalen unter ihrem König Geiserich bei ihren Raubzügen vom Meer her die Stadt, doch wurde sie rasch wieder instandgesetzt. Während der Auseinandersetzungen mit den Goten litt Capua erneut unter Plünderung und Brandschatzung. Wiederum erholte sich die Stadt, um von den Langobarden in der zweiten Hälfte des 6.Jh.n.Chr. erneut geplündert zu werden. Mit der Einverleibung des Langobardenreiches durch Karl d.Gr. in das Frankenreich wird der Süden Italiens als Herzogtum Benevent unabhängig. Nach der Ermordung des Sicard von Benevent 839 v.Chr. durch dessen Bruder Radelchis etabliert sich Capua als eigenes Fürstentum. Doch bereits zwei Jahre später erfolgte die vollständige Ausradierung durch die von Radelchis ins Land gerufenen Sarazenen. Von der bis auf die Grundmauern niedergebrannten Stadt blieb nur die um 497 n.Chr. errichtete Kirche Santa Maria Maggiore erhalten.

Neugründung an anderem Ort

859 n.Chr. sorgte Bischof Landulf für eine Neugründung, die jedoch nicht an altem Platz, sondern im benachbarten Casilinum vollzogen wurde. Die zerstörte Altstadt diente der Neusiedlung fortan als Steinbruch. Archäologisch nachgewiesen werden konnten ein Theater, ein Amphitheater sowie mehrere Thermenanlagen und eine oskische Nekropole. 900 n.Chr. eroberte Prinz Atenulf I. Benevent und 981 konnten die zersplitterten Fürstentümer vereinigt werden. Das neue Capua konnte sich erholen und wurde zum direkten Rivalen von Salerno. Im 11. & 12.Jh. wechselten sich die Fürsten teilweise gewaltsam ab, ehe mit dem Aussterben der lokalen Dynastie der Prinzen von Capua 1156 die Stadt Teil des Königreiches Sizilien wurde.

Capua wurde mehrfach zerstört und immer wieder aufgebaut.


Quellen: "Der kleine Pauly"; en.wikipedia.org
 

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(PL)