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KROTON

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Kroton (Crotone in Kalabrien in Italien)

Eine griechische Kolonie in Süditalien

Die achaiische Kolonie an der Ostküste Bruttiums wurde abseits von Sümpfen an der Mündung des Aisaros angelegt. Ihr lateinischer Name lautete Crotona. Die Gründung erfolgte um 710 v.Chr. infolge eines Spruchs des Orakels von Delphi durch Myskelos aus Rhypes am Grab des Helden Kroton. Das für die Stadt wichtige Heiligtum der Hera im Lakinionvorgebirge lag im Nordwesten ca. 12 km entfernt. Dort versammelten sich die Mitglieder des Italiotischen Bundes (Zusammenschluss der griechischen Siedlungen gegen die einheimischen Stämme). Die Bewohner waren in der griechischen Welt für ihre Körperkraft und den einfachen Lebensstil bekannt, was sich ab 588 v.Chr. in zahlreichen Siegen bei den diversen panhellenischen Spielen manifestierte.

550 v.Chr. zerstörte Kroton in Koalition mit Sybaris und Metapont die Stadt Siris. Daraufhin engagierte sie sich militärisch vor Lokroi, wurde jedoch an der Sagra 548 v.Chr. vernichtend geschlagen. Die schwere der Niederlage liess sich sogar an ausbleibenden Olympiasiegen im Zeitraum von 548 bis 532 v.Chr. nachweisen. Das Selbstbewusstsein der Bewohner erhielt erst durch das Wirken des bekannten Mathematikers Pythagoras wieder Auftrieb, der her um 530 v.Chr. die Schule der Pythagoräer gründete. Zu ihren bekanntesten Vertretern gehörten der Medizintheoretiker Almaeon von Kroton sowie der Mathematiker, Astronom und Philosoph Philolaus.

510 v.Chr. war die militärische Macht Krotons wieder so weit hergestellt, dass nach dem Sieg am Traeis unter dem Kommando des Olympioniken Milon die Stadt Sybaris zerstört werden konnte. Angeblich zählte dessen Heer gut 100.000 Mann. Daraufhin konnte Kroton auch anderen Städten der Region seine Oberherrschaft aufdrücken. So reichte seine Hegemonie bis Pandosia, Laus und Zankle. Der Reichtum des sybaritischen Landes ging auf Kroton über und die gestiegene Bedeutung manifestierte sich sogar in einigen griechischen Sprichwörtern. Die hiesigen Ärzte besassen einen guten Ruf in der gesamten griechischen Welt, sodass Demokedes von Kroton sogar am persischen Hof praktizieren konnte. Die Macht in der Stadt lag in den Händen eines tausendköpfigen Hohen Rates.

In der Schlacht von Salamis 480 v.Chr. kämpfte ein Schiff aus Kroton unter dem Kommando des Phayllos. Kurz danach gelang es den verbündeten Städten Locroi und Rhegion ein krotonisches Heer zu besiegen. Dies markierte den Niedergang der Macht von Kroton. In weiterer Folge kam es zu ethisch-politischer Auseinandersetzungen mit den Anhängern des Pythagoras. Es folgte dessen Vertreibung und das Niederbrennen ihres Gemeinschaftshauses mit möglicherweise 40 Toten. Die oligarchisch orientierte Verfassung wurde ausserdem durch eine demokratische ersetzt. Der Vorsitz im Italiotischen Bund ging auf Herakleia über.

In den folgenden Jahren schwand die Macht Krotons weiter, was sich u.a. an der Neugründung von Sybaris 453 v.Chr. manifestierte. 413 v.Chr. hatte sich die Stadt in eine neutrale politische Position begeben. 390 v.Chr. führte Kroton jedoch die Italioten gegen Dionysios I. von Syracusae - der eine Hegemonie über die Magna Graeca (Grossgriechenland) anstrebte -, wurde aber bereits zwei Jahre später am Elleporos besiegt und 379 v.Chr. erobert. Die Stadt verblieb für die nächsten zwölf Jahre unter der Oberherrschaft von Syracusae, dessen Herrscher Dionysios auch das Heraheiligtum plündern liess.

Nach dem Abzug der Syrakuser tat sich Kroton schwer seine Position gegen die umliegenden Stämme der Bruttier zu behaupten. Die Stadt konnte von diesen bis auf die Festung sogar einmal erobert werden. Zahlreiche Herrschaftswechsel spülten diverse Tyrannen an die Spitze der Stadt. Da sich die Stadt gegen ein punisches Heer nicht verteidigen konnte, kapitulierten die Bewohner und den führenden Familien wurde der Rückzug nach Locroi gestattet. 295 v.Chr. eroberte Agathocles Kroton erneut kurzfristig für Syracusae.

Kroton unter römischer Herrschaft

Die Länge der Stadtmauer, welche das bewohnte Gebiet umfasste betrug zwölf Meilen (19,3 km), doch war um 280 v.Chr. nicht einmal die Hälfte davon bewohnt. Nach dem römischen Sieg über Pyrrhos schien sich die Stadt erholt zu haben und begab sich freiwillig unter die römische Herrschaft. Die Einwohnerzahl für das Jahr 215 v.Chr. wird auf über 2000 geschätzt. Erneut in Bedrängnis geriet Kroton im Zuge des Zweiten Punischen Krieges. Nach der römischen Niederlage bei Cannae trat Kroton auf die Seite Hannibals über, der hier drei Mal sein Winterquartier nahm. Die römische Rückeroberung dürfte erst 205/204 v.Chr. erfolgt und die Bestrafung mild ausgefallen sein. 194 v.Chr. legten die Römer eine Bürgerkolonie an. In den folgenden Jahrhunderten spielte die Stadt keine bedeutende politische Rolle mehr. Ökonomisch konnte sie sich auf einen exzellenten Hafen stützen, der auch während der Hohen Kaiserzeit gut frequentiert war. Literarisch wurde Kroton noch ein Denkmal gesetzt im Satyricon des Petronius. Alles in allem blieb Kroton auch unter den Römern eine Stadt von griechischem Charakter.

Spätantike & Mittelalter

Nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches hielt sich Kroton weiterhin als Handelsstadt. Um 550 n.Chr. belagerte der Ostgotenkönig Totila die Stadt erfolglos. Aus dieser Zeit ist der erste namentlich bekannte Bischof der Stadt überliefert: Florianus. In den Jahrzehnten danach etablierte sich die Herrschaft der Byzantiner. Weitere Bischöfe waren 642 n.Chr. Theodosios, 680 n.Chr. Petrus, 790 n.Chr. Theotimus und 870 n.Chr. Nicephorus.

Um das Jahr 870 n.Chr. kassierten die Sarazenen Crotone, welche ein Blutbad an Flüchtlingen mitsamt des Bischofs in der hiesigen Kathedrale anrichteten. Um die Sarazenen zu vertreiben und gleichsam die Byzantinische Macht zu schwächen rückte der römsich-deutsche Kaiser Otto I. zu einem Feldzug nach Süditalien aus, wurde jedoch am 13. Juli 982 n.Chr. von den Arabern vernichtend geschlagen. Im folgenden Jahrhundert eroberten die Normannen Crotone und in weiterer Folge teilte die Stadt das Schicksal des Königreichs Neapel.

Auch Kroton wurde nicht an einem Tag erbaut.


Quellen: "Der kleine Pauly", en.wikipedia.org
 

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(PL)