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Gartenkunst


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Gartenkunst in Mesopotamien & Ägypten

Im trockenen Klima Mesopotamiens kam dem Ziergartenbau ein besonderer Stellenwert zu und führte schon früh zur Ausgestaltung von Königsgärten, wo neben einheimischen auch importierte Pflanzen kultiviert wurden. Während es im Mittelmeerraum meist natürliche Haine mit wenigen bewussten Ergänzungen gab, entwickelte man im alten Persien bereits das Konzept des mit Bäumen versehenen, künstlich angelegten Parks. Die Gartenbaukunst erreichte natürlich auch das Alte Ägypten, doch beziehen sich die meisten Nachrichten darüber auf die Zeit der Ptolemäerkönige, welche ganz im Eindruck der persischen Gärten diese auch im Lande des Nils heimisch machten und die ältere einheimische Gartenkunst verdrängte.

Die altägyptischen Gärten waren als religiöse Sphäre definiert, welche verbindend zwischen Diesseits und Jenseits stand. Sie repräsentierten die göttliche Natur im Kleinen. Entsprechende Belege finden sich in den Wandmalereien der Pharaonen- und Fürstengräber. Echnaton und Nofretete liessen sich in ihren neuen Palast eine göttergeweihte Kombination aus Gärten und Tempeln errichten, wobei dem Sonnengott Aton die prächtigste Anlage geweiht war. Bereits in Vorwegnahme der späteren realistischeren Landschaftsmalerei der Römer drang in den Palästen der Garten gerne in die Architektur ein, indem man den Säulen und Mauern Malereien von allerlei Getier und Pflanzenwelt beigab. Beherrschend in den ägyptischen Gärten dürfte die Lotusblüte gewesen sein, wie aus Reliefs bekannt ist. Bestes Beispiel ist jenes de Sen-Nufer, der unter Thutmosis III. (1490-1436 v.Chr.) Aufseher über die königlichen Gartenanlagen war. Das Grabrelief zeigt ihn mit seiner Schwester Merit im früchtetragenden Himmelsbaum sitzend, wobei er eine Lotosblüte in Händen hält.

Bekanntestes und gleichzeitig mythisch entrücktes Beispiel für die persische Gartenkunst sind die „Hängenden Gärten der Semiramis“, welche in den Aufstellung über die antiken Weltwunder manchmal aufscheinen, manches Mal auch nicht. Der Schriftsteller Quintus Curtius Rufus beschrieb sie im 2.Jh.n.Chr. - also schon Jahrhunderte nach ihrem Untergang - nach eingehendem Studium zahlreicher griechischer Literaturquellen wie folgt: „Beim Palast von Babylon sind - ein in griechischen Erzählungen gefeiertes Wunder - die Hängenden Gärten. Sie liegen in der Höhe der Mauerkrone und sind durch viele Schatten spendende, hoch gewachsene Bäume anmutig. Aus Naturstein sind Pfeiler errichtet, die das ganze Werk tragen, und über den Pfeilern ist ein Boden aus Quadersteinen verlegt für die Erde, die hoch darauf liegt, und auch für das Wasser, das diese feucht hält. Und derart mächtige Bäume trägt dieses Bauwerk, dass ihre Stämme 8 Ellen dick werden und sie bis zu 50 Fuss hoch in den Himmel ragen, ja sogar Früchte tragen, als würden sie vom Mutterboden genährt.“ Bereits die antiken Autoren waren sich ob des Aussehens und der Urheberschaft - man verdächtigte neben Semiramis auch eine Nebenfrau eines Syrerkönigs und Nebukadnezar II. - der Gärten uneins. Alleine über die Bewässerungstechnik schien man sich einig: Rinder trieben Wasserschnecken an, damit das kostbare Nass auf die hohen Terrassen geleitet werden konnte. Diese Technik wurde allerdings erst im 3.Jh.v.Chr. von Archimedes erfunden, sodass alle genannten Urheber zumindest für die technische Umsetzung der Bewässerung ausgeschieden werden können. Von Nebukadnezar II. weiss man, dass er seine Heerführer anwies in den neu eroberten Ländern unbekannte Pflanzen zu sammeln und sie nach Babylon schaffen zu lassen. Der daraus entstandene botanische Garten könnte der Vorläufe der späteren berühmten Hängenden Gärten gewesen sein.

Über das Aussehen kann nur spekuliert werden. Alleine die Bezeichnung "hängend" und die Vorliebe von Stufenpyramiden lässt an eine Anlage mit mehreren Terrassen denken, die an der Innenseite Stadtmauern errichtet worden war. Curtius Rufus' Angabe von Bäumen mit 8 Ellen Dicke (über 3,5 m) wird realistischer wenn man die Dicke verwirft und sie als Umfang annimmt (rechnerisch: 1,13  m). Diese passt dann auch zur angegebenen Höhe von 14,8 m.

Alles in allem vermischt sich bei der Beschreibung der Hängenden Gärten das Dunkel der Geschichte mit Halbwissen und tatsächlichen Angaben. Das Produkt hieraus ist eine paradieshafte Vorstellung eines griechisch-römischen Idealgartens mit exotischem Hauch. Zudem ist zu erwähnen, dass neben den Gärten selbst auch in mancher Weltwunderkompilation der von Semiramis gestiftete riesige Obelisk als solches Wunderwerk galt. Möglicherweise stand dieser Obelisk in den Gärten, sodass sich seine Grossartigkeit auf die Gärten übertrug.

Das Fresko aus der
Villa di Arianna in Stabiae zeigt eine Blumenpflückerin.

Museo Archeologico
Nazionale, Neapel
e libro K.-W.Weeber
"Alltag im Alten Rom"



Quellen: E.Kluckert "Gartenkunst in Europa", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", K.W.Weeber "Alltag im Alten Rom", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)