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Gartenkunst im Alten Rom

Der früheste Nachweis für einen Gartenbau - im Gegensatz zum Ackerbau - des Alten Roms findet sich bereits im Zwölftafelgesetz über das heredium (Erbgut). Dieses nach Varro auch praedium parvulum genannte Land war eins von Romulus jedem Bürger zugeteilt worden. Damals war das Ackerland noch Gemeinbesitz und wurde auch gemeinschaftlich bestellt, wohingegen dieser „kleine Besitz“ an Gartenland bereits im Privateigentum stand. Der hortus (Garten) diente wie in Griechenland zunächst primär dem Obst- und Gemüsebau und die Nachrichten sind ebenfalls sehr dürftig. Ovid merkte für den Garten des Königs Tarquinius Superbus jedoch bereits Zierpflanzen an. Der Gartenbegriff war weit gefächert und bezeichnete einfach jedes umzäunte Grün mit Pflanzung von der kleinen Küchenrabatte bis zum Landschaftspark.

Stets war der Garten - unabhängig von der Nutzung - für alle Bevölkerungsschichten etwas Besonderes. Cicero zitierte etwa den alten Cato, wenn er sagte, dass den Bauern ihre Gärten eine succidiam alteram (zweite Speckseite) wären. Auch die Bewohner in der Stadt kultivierten ihre kleinen Küchengärten so lange es die zunehmende Bebauungsdichte zuliess. Die Gemüsebeete in den Städten verschwanden erst langsam mit der Entwicklung einer eigenen römischen (Zier)Gartenbaukultur, die sich im 2.Jh.v.Chr. zu entwickeln begann; ab dann jedoch mit beinahe explosionsartiger Verbreitung und Durchdringung des öffentlichen und privaten Lebens. Die nunmehrige, beinahe schon gewohnheitsgemässe Anlage eines Lustgartens - dafür verwendete man schlicht den Plural horti von hortus - liess etwa den Schriftsteller Horaz die Schlichtheit früherer Gärten vermissen. Mit der Expansion Roms wurde auch die Gartenkunst als kulturelle Leistung in die Provinzen exportiert bzw. im Osten des Imperiums vorhandene Kulturformen kombiniert. Da die Germanen keine Ziergärten kannten, stellte dies in den nördlichen Provinzen tatsächlich ein Novum dar.

Bestens informiert ist man über die Gärten von Pompeii, welche jedoch nur eine Fläche von knapp über 5 % einnahmen und damit verhältnismässig klein (20 bis einige 100 m²) waren. Besonders charakteristisch ist die Einbindung in die Architektur mit Säulengängen. Man plante den Garten so, dass man von möglichst vielen Fenstern im inneren des Hauses auf das Grün blicken konnte. Durch den meist unmittelbaren Kontakt mit Bauwerken waren römische Gärten stets „eingemauert“ bzw. eingezäunt. Bei den abseits der Städte liegenden Anlagen verhinderte man dadurch auch den Zuzug ungeliebter bzw. gefährlicher Tiere. Alleine die Vögel wurden nicht nur geduldet, sondern waren gerne gesehen. Ausserhalb Roms sticht noch die Gartenanlage der Villa Hadriana vom Anfang des 2.Jh.n.Chr. hervor, welche in einem Gesamtkonzept aus dem Grün der Pflanzen, dem Weiss des Marmors und dem Blau des Wassers erdacht worden war. Stadt und Land verschmolzen hier zu einer wahren Einheit.

Die Luftaufnahme von den Ausgrabungen in Pompeii zeigt ein Haus mit zwei Gartenanlagen. Beim grossen Nutzgarten erkennt man noch den Mittelweg und die Lage der einzelnen Beete. Der Ziergarten befindet sich im scheinbar grossen Raum in der Mitte links. Beide Anlagen sind mit einem Triklinium für Festgelage ausgestattet.
e libro K.-W. Weeber "Alltag im Alten Rom"

Die bekannteste und vermutlich auch früheste Grossgartenanlage Roms waren die horti Lucullani (die Gärten des Lucullus) am Mons Pincius (wohl zwischen der heutigen Villa Borghese und der Spanischen Treppe), wo auch die Acilier und Sallust ihre Gärten besassen. und. Selbst in der Kaiserzeit reihte man ihn ganz oben in puncto Pracht und Grösse. Der dortige Steilhang wurde in der Antike auch als collis hortulorum (Gartenhügel) bezeichnet. Um die Höhendifferenz zu bewältigen liess Lucullus Terrassen und Treppenläufe anlegen. Besonders prächtig soll dabei die mittlere der Terrassen mit ihren Wandelgängen und Baumalleen gewesen sein. Diese Bäume spendeten sogar noch hundert Jahre später Schatten! Insgesamt kennt man aus Rom über 70 private Gartenanlagen namentlich, deren Zahl sich in der Kaiserzeit zugunsten der immer grösser werdenden Kaisergärten jedoch stark dezimierte.

Sphinxbrunnen einer Gartenarchitektur in einem Gemälde aus der Villa Popaea in Oplontis
Museo Archeologico
Nazionale, Neapel
e libro K.-W. Weeber
"Alltag im Alten Rom"


Quellen: E.Kluckert "Gartenkunst in Europa", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", K.W.Weeber "Alltag im Alten Rom", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)