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Gartenkunst im Alten Rom

Römische Garten- und Parklandschaften wurden gewonnen durch künstliche Bewässerung bestehender Natur, der Anlage von ambulationes (kleinere Wege) und gestationes (grössere, um kleiner Parkeinheiten herumführende Wege) und natürlich dem Pflanzen von Bäumen, Blumen und Sträuchern. Besonders beliebt wegen seiner Funktion als ausladender Schattenspender war hierbei der Lotosbaum, den man heute Zürgelbaum (lat. Celtis australis) nennt. In der Antike berühmt waren jene sechs verbliebenen Exemplare am Palatinhügel, welche der Rhetor Crassus zu Beginn des 1.Jh.v.Chr. pflanzen hatte lassen und die beim grossen Brand von Rom 64 n.Chr. eingeäschert wurden. Der ältere Plinius nannte weitere besonders beliebte Parkbepflanzungen: Akanthus, Buchsbaum, Feigenbäume, Lorbeer, Maulbeerbäume, Rosen, Rosmarin, Violen und Zypressen - manchmal auch Weinstöcke. Neben Ziergehölzen pflanzte man auch Obstbäume (Apfel, Birne, Feige, Kirsche) wegen ihrer Blütenpracht im Frühling. Nicht nur bei Platanen bürgerte sich die Mode ein, sie mittels Efeu umranken zu lassen, wie man einem Brief Ciceros an seinen Bruder Quintus entnehmen kann: „Deinen Gärtner konnte ich loben. Er hat alles mit Efeu verkleidet, den Sockel der Villa und die Interkolumnien der Wandelhalle, so dass die Mantelstatuen eine Kunstgärtnerei zu betreiben und den Efeu zu verkaufen scheinen.“ Um auch in der kalten Jahreszeit leuchtendes Grün geniessen zu können, wurden vor allem in den Hausgärten eben gerne diese immergrünen Pflanzen gesetzt. An Blumen bevorzugte man neben den allgegenwärtigen Rosen und Veilchen auch Chrysanthemen, Lilien und Margeriten. Etwas weniger häufig waren Anemonen, Eisenkraut, Gladiolen Krokus, Levkojen, Mohnblumen und Narzissen. Sonstige Blumensorten fanden dagegen kaum Verwendung.

Die von den Römern ab der Zeit des Prinzipats geliebte künstliche Formgebung der Gehölze soll Gaius Matius - ein enger Freund des Augustus - erfunden haben. Auf diese Art und Weise züchtete er erstmals Zwergplatanen - im groben Massstab das europäische Pendant zu den asiatischen Bonsais. Der ältere Plinius sah dies noch als infelicitas (Perversion) und abortus aborum (Abtreibung an Bäumen) an, doch verbreitete sich diese Mode rasant. Man begann Figuren zu schneiden - hauptsächlich Tiere, aber auch Buchstaben und geometrische Figuren. In Landschaftsparks konnte etwa eine Jagdszene aus Buchsbaum modelliert werden.

Gemalte Gartenlandschaft aus der Villa der Livia bei Prima Porta, 1.Viertel 1.Jh.n.Chr.
Museo Nazionale Romano, Rom; e libro E.Kluckert "Gartenkunst in Europa"

Eigene topiarii (Kunstgärtner) für die planvolle Ausgestaltung der Gärten konnte sich natürlich nur der Kaiser, die Oberschicht und manch reicher Freigelassene leisten. Dies waren entweder eigene Sklaven - welche in der Dienstbotenhierarchie weit oben standen - oder freie Unternehmer, die jedermann mit dem nötigen Kleingeld beauftragen konnte. Deren Planungen machte natürlich nicht vor dem Grün halt, sondern galt auch dem Marmorschmuck. Eine ganze Palette von Gartenarchitektur stand hierbei seit der spätrepublikanischen Zeit - davor betrachtete man so etwas als orientalisch-dekadenten Luxus - zur Auswahl: Statuen und Hermen, Pergolen und Pavillons, Teiche, Brunnen und Schwimmbecken, Sitzgelegenheiten und Kerzenständer sowie natürlich Tische und steinerne Klinen für das Sommertriklinium zur Abhaltung von Gastmählern. Um Brunnen optimal mit Wasser versorgen zu können verlegte man kreuz und quer Rohre oder liess es offen in euripi (Kanälen) fliessen. Reiche Haushalte nannten sogar Nymphäen mit entsprechendem Wasserverbrauch ihr eigen. Wenn kein Anschluss an das öffentliche Leitungsnetz vorhanden war, so errichtete man hierfür eigene kleine Wasserschlösser, die wohl von Sklaven befüllt wurden. Die Brunnen waren dann allerdings meist nur bei Besuch von aussen durchgehend in Betrieb. Von den horti Maecenatiani (Park des Maecenas) in Rom weiss man, dass sie über einen Aussichtsturm verfügten. Dort begutachte Nero 64 n.Chr. den Brand der Stadt.

Die Zahl der Anlagen nahm nicht nur in Rom selbst - hier vor allem ausserhalb der alten Severianischen Mauer - sondern auch in ganz Italien rasch zu. Je dichter und höher Rom verbaut wurde, desto grösser wurde natürlich der Luxuscharakter der privaten Gärten in der Stadt und die urrömische Forderung nach dem rus in urbe (Land in der Stadt) zu einer immer schwierigeren Aufgabe. Beim Neu- und Ausbau von Stadtvillen und Palästen nahm man stets Rücksicht auf bestehende alte Baumbestände, sodass sich manchmal die Architektur diesem Umstand anzupassen hatte. Kaiser Augustus wollte etwa den Bürgern der Stadt stets vor Augen führen, dass die Erträge der Landwirtschaft das Imperium hochhielten und liess nach einem Brand im Jahre 12 v.Chr. einen Platz an Forum mit Ölbaum, Weinstock und Feigenbaum bepflanzen. Besonders grün präsentierte sich der Esquilinhügel, worauf die Parkanlagen des Maecenas, des Pallas, des Epaphroditus und des Torquatus lagen. Da auch das Tal zwischen Esquilin und Mons Pincius mit Grünanlagen ausgestattet war, zog sich ein grünes Band von der heutigen Porta del Popolo bis hin nach Santa Croce im Stadtteil Gerusalemme hin. Erst in der Spätantike wurde es durch den Bau der Diokletiansthermen unterbrochen.

Sphinxbrunnen einer Gartenarchitektur in einem Gemälde aus der Villa Popaea in Oplontis
Museo Archeologico
Nazionale, Neapel
e libro K.-W. Weeber
"Alltag im Alten Rom"



Quellen: E.Kluckert "Gartenkunst in Europa", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", K.W.Weeber "Alltag im Alten Rom", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)