Version LX

MILITÄR
Die Flotten des Imperiums


AUGUSTUS
TIBERIUS - NERO
BÜRGERKRIEG 69
FLAVIER
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Flottenoperationen von 364 bis 552

Seit dem Jahre 364 musste sich die Britannische Flotte ständig mit Picten und Scoten auseinandersetzen, die nun begonnen hatten auch von See her anzugreifen. Die Zahl der Überfälle erreichte 367 einen Höhepunkt und sogar der Kommandant des Küstenschutzes, Nectarides, fiel im Kampf. Parallel dazu war die Küste von The Wash im Osten bis The Solent im Süden Angriffen der Sachsen ausgesetzt. Die Franken hatten ihre Britannienraubzüge eingestellt und suchten dafür die Küsten Galliens heim.

Da Hilfe aus dem Imperium etwas zu wünschen übrig liess, befestigte man die Küstenabschnitte. Der "Saxonshore" - die sächsische Küste - wurde ein eigener Verteidigungsbereich unter dem Kommando eines Comes Litoris Saxonici. Die ersten Signalstationen, Kastelle und kleinen Häfen hatte bereits Carausius 286 errichtet. Nun hatte man auf diese Vorleistungen aufbauen können.

Um das Picten- und Scotenproblem zu entschärfen entschloss sich der Magister militum (Heermeister) Theodosius mittels der Britannischen Flotte 368 von Bononia (Boulogne) aus Legionen nach Rutupiae (Richborough) auf die Insel zu bringen. Die Kriegsschiffe bekämpften parallel erfolgreich die Sachsen.

Im Westen Mauretaniens erhoben sich die Kabylen, sodass 373 von Arelate aus Truppen über das Meer geschickt werden mussten. Im Jahr darauf drangen Quaden und Jazygen in das östliche Pannonien ein. Da sich die Pannonische Flotte als wenig effektiv erwies, kam es bei den Geschwadern zu einer Umorganisation.

383 setzte der Usurpator Maximus von Britannien nach Gallien über und konnte den rechtmässigen Kaiser Gratianus besiegen. 386 drangen die Greutungen an der unteren Donau auf römisches Gebiet vor. Der Magister militum Promotus konnte sie mit Hilfe der Moesischen Flotte vernichtend schlagen, da sie gerade dabei waren mit 3000 Einbäumen den Strom zu überqueren.

388 schickte Kaiser Theodosius eine Flotte mit Valentinianus II. nach Rom um Maximus im Rücken anzugreifen. Maximus' Flottenchef Andragathius versuchte diese Landung zu verhindern, scheiterte jedoch und musste Truppen aus den Alpen abziehen. Süditalien wurde im Handstreich genommen und nur auf Sizilien kam es zu grösseren Kämpfen.

Indes zeigte sich, dass die von den Konstantinern erneuerte Flotte immer mehr zugunsten der Landstreitkräfte vernachlässigt wurde. Nach der Teilung des Reiches 395 und der Einnahme Roms 410 durch die Goten versank die weströmische Marine in Bedeutungslosigkeit. In weiterer Folge etablierten sich die Vandalen als grösste Seemacht im westlichen Mittelmeer. 425 betätigten sie sich als Piraten bei den Balearen und an der mauretanischen Küste. Drei Jahre später nahmen sie Carthago Nova (Cartagena) und Hispalis (Sevilla) vermutlich in einer kombinierten Land- und Seeoperation. Der Verlust für die Römer wog schwer, da es die beiden letzten grossen Stützpunkte waren, mit Hilfe derer sie das westlichste Mittelmeer kontrolliert hatten.

Im Mai 429 konnten die Vandalen von Iulia Traducta (bei Algeciras) problemlos übersetzen und wurden von der Mauretanischen Flotte nicht behelligt. Deren letzte erfolgreiche Operation hatte 415 gegen die Westgoten stattgefunden. 439 gelang es den Vandalen in einer erneuten kombinierten Land- und Seeoperation das strategisch wichtige Carthago zu nehmen. Als nächstes hatte man den wichtigen Kriegshafen Lilybaeum (Marsala) auf Sizilien im Visier um das westliche Mittelmeer abriegeln zu können. Da dies nicht im Interesse Ostroms stand, setzte man in Konstantinopel die unverbrauchte Oströmische Flotte in Marsch und zwang die Vandalen nach Anlandung bedeutender Truppenkontingente zum Rückzug. Die Seemacht der Vandalen konnte indes nicht gebrochen werden und die Küsten Süditaliens, Siziliens, Sardiniens und Korsikas wurden ständig durch Raubzüge verwüstet.

Gestützt auf seine Flotte eroberte der Vandalenkönig Geiserich 455 Rom, denn es gab kaum etwas, das man ihm hätte entgegensetzen können. 460 versuchte Kaiser Maiorianus mithilfe der Reste der beiden Hauptflotten die Seeherrschaft wiederzuerringen. Die sorglos in der Bucht von Ilici (Elche) liegenden 300 Einheiten wurden von Agenten des Geiserich vernichtet bzw. gekapert. Die geplante Invasion Africas war ohne Flotte unmöglich geworden und die Vandalen konnten ihre Raubzüge bis nach Illyrien und Griechenland ausdehnen.

Da nun auch oströmisches Gebiet betroffen war, bereitete man eine grossangelegte Aktion gegen den Feind in Carthago vor. Die oströmische Flotte bestand damals aus ca. 1200 Schiffen aller Klassen und hatte eine Transportkapazität von gut 100.000 Mann. Mit der oströmischen Hauptmacht segelte man gegen das Kernland der Vandalen in Africa, währenddessen eine kleine neugebaute Flotte Westroms die Inseln des westlichen Mittelmeers sicherte. 468 vereinigte man sich zum Gegenschlag vor dem Promunturium Mercurii (Kap Bon).

Die Vandalen griffen überraschend nächtens mit nur 200 Schiffen an und konnten durch den massiven Einsatz von Brandern die halbe Invasionsflotte auf den Grund des Meeres befördern. Aus diesem Grund nannte sich Geiserich fortan "König des Landes und des Meeres". Dieser strategische Sieg erzwang 474 die Anerkennung der vandalischen Herrschaft über Nordafrika, Korsika, Sardinien, Sizilien und die Balearen. Eine weströmische Flotte gab es nicht mehr.

Bis in das 6.Jh.n.Chr. verfügte das unter der Herrschaft von Germanenfürsten stehende Italien über keine militärisch organisierten Schiffskontingente. Erst im Jahre 526 liess Theoderich wieder Kriegsschiffe auf Stapel legen. Sie standen allerdings nicht mehr unter römischer, sondern unter germanischer Verwaltung.

Im Osten erholte sich die Marine rasch von der Niederlage gegen die Vandalen und die Kaiser konnten die Einheiten wieder offensiv einsetzen. Erneut kam es zu einer Modernisierung durch Dromonen. Dennoch konnte Kaiser Iustinianus erst 533 wieder gegen die Vandalen Mobil machen. Mit 92 Dromonen und einer Invasionsarmee auf 500 Transportern gelang es ihm südöstlich von Carthago zu landen. In einer kombinierten Land- und Seeoperation gerieten die 120 Kriegsschiffe der Vandalen in die Defensive und parallele Siege des Landheeres ermöglichten 535 die Einnahme der vandalischen Hauptstadt durch den Feldherrn Belisar. Damit stand Afrika unter der Herrschaft Ostroms bzw. des Byzantinischen Reiches.

Deren Flotte spielte auch im Kampf gegen die Ostgoten eine bedeutende Rolle. Mit der nur leichten zahlenmässigen Überlegenheit von 50 zu 47 Schiffen siegten sie 551 bei Ancona in der Adria. Die Entscheidung war übrigens durch den taktischen Einsatz von Rammspornen herbeigeführt worden. Dennoch verfügten die Ostgoten bei Kriegsende 552 immer noch über eine beachtliche Flotte von 400 Dromonen. Das zu weit westlich gelegene Westgotenreich konnte von den Byzantinern nicht genommen werden, doch gelangten alle Inseln des Mittelmeeres sowie die Nordafrikanische Küste mit der Strasse von Gibraltar in die Hände Konstantinopels.

Dies war der letzte Höhepunkt "römischer" Seeherrschaft im Mittelmeer und zum letzten Mal konnte es als Mare nostrum (unser Meer) bezeichnet werden. Bis zum Auftauchen der Araber und den Raubzügen der Normannen behielt die byzantinische Flotte ihre Seehoheit.

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Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.


Quellen: H.D.L.Viereck "Die römische Flotte"

 

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(PL)