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Iustinus (I.)

Bewertung

Die Bewertung der antiken Historiker fiel für Iustinus denkbar schlecht aus. Allerdings stammen die meisten Berichte aus der Feder von monophysitischen Geistlichen. Man warf ihm vor derart ungebildet gewesen zu sein, dass die Staatsgeschäfte eigentlich sein adoptierter Neffe Iustinianus geführt haben soll. Dies ist ob der unterscheidbaren Entscheidungen unwahrscheinlich, wohlweislich sein Einfluss sehr gross war. Immerhin hatte Iustinus das Kaiseramt im für antike Verhältnisse stolzen Alter von beinahe 70 Jahren übernommen.

Die Herrschaft Iustinus' wurde vor allem durch religionspolitische und militärische Massnahmen dominiert. Der Grund für sein beherztes Eintreten in religiösen Dingen scheint in seiner Herkunft zu liegen. Das Dorf, aus dem er stammte, gehörte zum "lateinischen" Teil und war immer schon nach Rom orientiert gewesen.

Die militärische Komponente seines Handelns konzentrierte sich vor allem auf den Osten und damit das Perserreich. Konflikte im Westen, etwa mit den Ostgoten oder Vandalen, versuchte er tunlichst zu vermeiden. Ein Zweifrontenkrieg wäre vermutlich sein Alptraum gewesen. Trotz des Einsatzes an der Ostgrenze blieben weitreichende militärische Erfolge gegen die Sassanidenherrscher aus.

Die politischen Entscheidungen von Iustinus waren hingegen weitreichend. Die stückchenweise Beschneidung der persischen Macht sollte das Vorspiel zum grossen Perserkrieg des Iustinianus werden. Im Westen sorgte die Angleichung der Religionspolitik von Konstantinopel und Rom sowie die diplomatischen Beziehungen zum Vandalenreich für ausreichend Spielraum gegenüber dem Ostgotenreich unter Theoderich.

In den neun Jahren seiner Herrschaft ereigneten sich zahlreiche Naturkatastrophen. Im so ereignisreichen Jahr 525 wurde Edessa durch eine Überschwemmung fast völlig ausradiert. 30.000 Menschen sollen dabei den Tod gefunden haben. Jene Zeit war auch reich an verheerenden Erdbeben; das stärkste davon in Antiochia mit wohl 50.000 Toten. In allen Fällen hatte der Staat beträchtliche Mittel zur Beseitigung der Schäden aufgewendet.

In Summe gerechnet, wird Iustinus der geäusserten Kritik nicht gerecht. Der Kaiser legte am Ende der Antike nochmals das Fundament für eine Wiedererstarkung der römischen Macht im Mittelmeerraum. Die sieben Lehrjahre seines Neffen und Nachfolgers Iustinianus sollten dabei entscheidenden Anteil haben.

ein Solidus des Kaisers Iustinus


Quellen: M.Clauss, "Die Römischen Kaiser", O.Veh, "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)