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Valerius Licinianus Licinius

Herrschaft

Die Ernennung zum Augustus brachte für Licinius grosse Schwierigkeiten mit sich. Sowohl Maximinus Daia und Constantinus hätten den Thron gerne für sich gehabt. Die Gefahr einer direkten Konfrontation mit Maximinus wurde von Licinius als die grössere erachtet. So einigte er sich vorläufig mit Constantinus und verlobte sich mit dessen Schwester Constantia.

Als Galerius im Mai 311 starb, eignete sich Maximinus Daia die meisten seiner Gebiete in Kleinasien an. Ein Eilmarsch von Licinius’ Truppen an den Bosporus konnte ein weiteres Vordringen aufhalten und die beiden Tetrarchen einigten sich nochmals über die Respektierung der jeweiligen Einflusszonen. Die Vereinbarung hielt nicht sonderlich lange, denn schon im Winter 312/313 setzte Maximinus nach Europa über und marschierte in Thrakien ein. Der Vormarsch blieb bald stecken und in der Schlacht auf dem Campus Serenus bei Tzirallum (Corlu) errang Licinius den Sieg und sein Widersache musste als Sklave verkleidet vom Schlachtfeld flüchten.

Nach Maximinus’ Tod im Sommer 313 fühlte sich Licinius so fest im Sattel, dass er alle Mitglieder der untereinander verwandten Familien der Tetrarchen umbringen liess. Nur in diesem Mittel sah er die Möglichkeit der Gefahrenbeseitigung eventueller Widersacher aus dem engsten Familienkreis. Unter ihnen waren der Sohn und die Töchter Maximinus’ Daia, Galeria Valeria, die Tochter Diocletians und Witwe des Galerius, Prisca, die Witwe Diocletians sowie Candidianus, den Sohn des Galerius. Nach diesem Massaker teilten sich Licinius und Constantinus die Herrschaft über das Römische Reich, denn Maxentius war inzwischen an der Milvischen Brücke in Rom besiegt worden.

Anfang 313 vollzog sich in Mediolanum (Mailand) Licinius’ Heirat mit Constantia und noch im Juni des gleichen Jahres kehrte er nach Nicomedia zurück. Auf Basis des Ediktes von Mailand, das den Christen im Westen des Reiches Religionsfreiheit erlaubte, gab Licinius die gleichen Rechte auch in seiner östlichen Reichshälfte bekannt. Ab diesem Zeitpunkt legte er sich auch eine fiktive Ahnenreihe zu, indem er behauptete von Kaiser Philippus Arabs abzustammen, denn dieses Kaiser hat ebenfalls als christenfreundlich gegolten. Im Prinzip zog er lediglich mit Constantinus gleich, der behauptete ein Nachfahre des Claudius Gothicus zu sein. Auch machtpolitisch erleichterte ihm das Toleranzedikt die Anhänger des Maximinus in Schach zu halten. Um in seinem Herrschaftsgebiet schalten und walten zu können, wie es ihm beliebte, nahm er auch Constantinus’ Anspruch in Kauf, der ranghöhere der beiden Herrscher zu sein (obwohl dies rein rechtlich gesehen umgekehrt war).

Differenzen gab es aber trotzdem bald, als Constantinus seinen Schwager Bassanius zum Caesar über Italien und die Donauprovinzen machen wollte. Licinius fürchtete eine Marionettenfigur seines Amtskollegen vor die Nase gesetzt zu bekommen. Diese Furcht war begründet, denn Constantinus wollte unbedingt verhindern, dass der soeben geborene Sohn seines Rivalen zum Caesar ernannt würde. Dieser Vorfall gab Licinius den Anlass mit Constantinus zu brechen. Ein Versuch mit Hilfe von Bassanius den Augustus im Westen auszuhebeln scheiterte. Die Verschwörung wurde aufgedeckt und 314 kam es erstmals zu kriegerischen Auseinandersetzungen der beiden nunmehrigen Rivalen.

Bei Cibalae (Vinkovci) in Pannonien trafen die beiden Heere aufeinander und der zahlenmässig unterlegene Constantinus trug am 8. Oktober 314 den Sieg davon. Licinius zog sich daraufhin nach Hadrianopolis (Edirne) zurück. Dort ernannte er den Kommandanten der Grenztruppen in Niedermoesien, Aurelius Valerius Valens, zum Augustus im Westen und damit zum „offiziellen“ Gegenkaiser.

Es folgte eine zweite Schlacht am Campus Ardiensis, die unentschieden blieb. Daraufhin einigten sich die Kontrahenten auf eine Neuverteilung der Macht. Valens stand nun im Weg und wurde umgehend beseitigt. Constantinus erhielt die wichtigen Donau- und Balkanprovinzen, jedoch ohne Thrakien. Licinius musste sich mit der Wiedererringung seiner Herrschaft im Osten begnügen.

Um diese Aussöhnung gebührend zu würdigen und das diocletianische System erneut zu beleben, wurden am 1. März 317 in Serdica (Sofia) gleich drei neue Caesares ernannt. Constantinus’ Sohn Crispus und der noch im Kleinkindalter befindliche Constantinus II. auf der einen Seite und Licinius' Sohn mit gleichen Namen auf der anderen Seite. Damit sollten die ständigen Bürgerkriege der letzten Jahre endgültig vorbei sein. Zumindest war dies die hehre Absicht gewesen.

Die Beziehungen zwischen den beiden Augusti begannen sich bald darauf wieder zu verschlechtern. Der Grund lag in besonders christenfreundlichen Erlassen des Constantinus. Licinius hielt nichts von einer engen Verschmelzung zwischen Religion und öffentlichem Gemeinwesen. Er befürwortete eine Trennung von Kirche und Staat. Aus diesem Grund begann er die stetig wachsende Macht der Kirche einzudämmen; vermutete er doch in ihnen die Handlanger Constantinus’. In diesem Sinne erliess er 320 und 321 zahlreiche Verordnungen, die das Verhältnis dieser beiden Sphären regelten. Er untersagte Synoden, schränkte die wirtschaftlichen Betätigungsfelder der Priester ein und schloss Christen von den Staatsämtern aus.

Aber nicht nur das führte zur Verstimmung mit Constantinus. Licinius hatte mit Argwohn beobachtet, dass sein Rivale bei den Ernennungen zu den Consuln die eigenen Söhne begünstigte. Das Amt war zwar schon lange ohne Macht, doch genoss es immer noch so hohes Ansehen um eine propagandistische Politik damit zu betreiben. 321 ernannte deshalb Licinius sich und seine eigenen Söhne zu Consuln in den Ostprovinzen. Dies passte natürlich Constantinus nicht und bald darauf sollte es wieder zum Bürgerkrieg kommen.

Ein Abkommen von 314 besagte, dass die Interessenssphären eines jeden Teilherrschers unantastbar waren und nur im Falle der Bedrohung durch äussere Feinde Truppen eines anderen Teilherrschers dorthin verlegt werden durften. 322 führte Constantinus einen Vergeltungsfeldzug gegen die Goten und betrat dabei Licinius’ Territorium. Rein rechtlich war dies korrekt, doch Licinius benutzte den Vorfall und erklärte schliesslich im Frühjahr 324 seinem Kontrahenten auch offiziell den Krieg.

Er schlug sein Hauptquartier in Hadrianopolis (Edirne) auf und zog etwa 300.000 Mann an Truppen zusammen; je zur Hälfte Infanterie und Kavallerie. Seine Flotte von 350 Schiffen lag an der Mündung des Hellespont und wurde von einem Abantus kommandiert. Constantinus marschierte ihm über Thessalonice (Saloniki) entgegen. In seinem Heer befanden sich 120.000 Mann Infanterie und 10.000 Reiter. Crispus befehligte zudem eine Flotte von 200 Kriegs- und 2000 Transportschiffen.

Die Schlacht zu Lande fand am 3. Juli 324 statt und brachte für Licinius eine schwere Niederlage. Auch die anschliessende Seeschlacht endete mit grossen Verlusten, sodass er sich zuerst nach Byzantium absetzen musste, um schliesslich über den Bosporus nach Calchedon (Kadiköy) auszuweichen. Dort ernannte er seinen magister officiorum (der oberste Rechnungsprüfer im Reich) Martinianus zum Augustus im Westen (vgl. Valens acht Jahre zuvor). Dafür hatte er die Meerenge gegen Constantinus zu sichern.

Ein direkter Angriff schien diesem indes nicht ratsam und die Soldaten umgingen Martianus Verteidigung mit einem Verband aus leichten Transportschiffen. Sie landeten an der asiatischen Seite und am 18. September 324 siegten sie erneut über Licinius bei Chrysopolis (Üsküdar). Licinius sammelte die verbliebenen Truppen - 30.000 an der Zahl - und flüchtete in seine Hauptstadt Nicomedia, wo er allerdings bald in Gefangenschaft geriet.

Rest einer Statue des Licinius


 

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(PL)