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Flavius Theodosius (I., der Grosse)

Herrschaft II

Die Anwerbung ausländischer Söldner im Pulk kostete Unsummen, sodass Theodosius in weitaus stärkerem Masse als Valentinian I. versuchte die Steuereinnahmen zu maximieren. Dabei ereiferte er sich so sehr, dass es zu einer Flut von Erlassen und begleitenden Vorschriften kam. Pächter durften etwa ihren Wohnort nicht verlassen, wenn der Grundherr nicht zustimmte. Obwohl die privaten Gefängnisse der Grundeigentümer illegal waren, sah Theodosius in den Gefangenen quasi Sklaven. Denn wenn sie sich davonstahlen, galten sie als Diebe. Sie hatten sich selbst von Grund und Boden weggestohlen...

Den von Valentinian I. eingerichteten Verteidigern des Volkes wurde die Amtsgrundlage entzogen. Ihre Wahl erfolgte nun durch die Ratsherren der Städte. Diese waren auch für die Eintreibung der Steuern verantwortlich und mussten die Prügelstrafe hinnehmen, falls die Einnahmen unter den Erwartungen lagen. Lediglich Peitschen mit Bleikugeln durften für die Bestrafung nicht verwendet werden. Diese Verordnung zeigt, dass diese beim gemeinen Volk sehr wohl zum Einsatz kamen.

Aussenpolitisch schien sich im Herbst 382 alles zum Guten zu wenden. Die unmittelbare Bedrohung am Balkan war abgewendet und der latente Konflikt mit den Persern um Armenien zeigte Ermüdungserscheinungen. Während dieser Phase der leichten Entspannung platzte Anfang 383 der Aufstand des Magnus Maximus in Britannien. Als Gratian im Zuge dieser Revolte ermordet wurde entstand ein kaiserliches Machtvakuum, das weder Valentinan II. im Westen noch Theodosius im Osten auszufüllen vermochten. Ein innenpolitischer Konflikt von einer solchen Tragweite hätte das Reich zu Fall bringen können. Dem waren sich alle bewusst und man verblieb im Status quo, wobei für Theodosius der Vorteil entstand, seinen eigentlichen Hauptkaiser Valentinan zu schwächen.

Magnus Maximus fühlte sich derart abgesichert, dass er Valentinan 387 aus Italien hinaus jagen wollte. Diese Vorgangsweise konnte Theodosius keinesfalls gutheissen. Er griff überraschend an und schlug den Usurpator 388 bei Siscia und Poetovio. Mit diesem militärischen Sieg war Theodosius am Gipfel seiner Macht. Dem jungen Valentinan blieb nur die Zivilverwaltung Galliens. Um seinen neuen Herrschaftsbereich besser in den Griff zu bekommen, verweilte er drei Jahre im Westen. Meist hielt er sich in Mediolanum (Mailand) auf, besuchte allerdings auch Rom. Während dieser Zeit gliederte er die Präfektur Illyricum dem Ostreich ein, was in den kommenden Jahrzehnten zu Konflikten mit dem Westen führen sollte.

Als uneingeschränkt Autorität konnte Theodosius nun auch gegen die Abweichler in der Kirche vorgehen. Im Winter 388/89 schwelte ein Konflikt mit Ambrosius von Mailand. Theodosius hatte Kritik am Bischof von Callinicum am Euphrat und den dortigen Mönchen geübt, da sie das Volk zur Demolierung der lokalen Synagoge sowie eines christlichen Sektenheiligtums angestachelt hatten. Ambrosius verlangte einen Widerruf der Kritik und weigerte sich ein Messopfer in Gegenwart des Kaisers zu vollziehen ehe er nicht gehört worden wäre. Theodosius gab in diesem Punkt nach und stellte die Autorität der Gemassregelten wieder her. Politischen Einfluss bekam Ambrosius damit nicht. Vielmehr wurden künftige Beschlüsse vor ihm geheimgehalten. Auch hielt der Kaiser weiterhin seine schützende Hand über das Judentum.

Der nächste Konflikt wartete aber nur, um hervorzubrechen. 390 liess der illyrische Magister militum Butherich einen beliebten Wagenlenker verhaften, was zu Unruhen unter der Bevölkerung und der Ermordung des Militärkommandanten im Circus führte. Daraufhin kam es zu einem Gemetzel unter der Bevölkerung, das vor allem durch einen zu spät widerrufenen kaiserlichen Befehl verursacht worden war.

Ambrosius schloss den Kaiser von der Kommunion aus, verlangte von ihm sich seinen Verfehlungen zu stellen und Busse zu tun. Theodosius blieb vorerst hart und erliess einige Edikte zur Absicherung und Trennung der staatlichen Gewalt vor kirchlichen Einflüssen. Erst danach willigte er ein und leistete zu Weihnachten des Jahres 390 in Mediolanum Busse. Die Zeremonie fand in aller Öffentlichkeit statt und Theodosius war wieder zur Kommunion zugelassen.

Die Pattsituation zwischen Kirche und Staat liess den Kaiser sich verstärkt um die Bekämpfung des Heidentums bemühen. Sie machten trotz aller Christianisierungsversuche seit Konstantin immer noch einen erheblichen Anteil an der Bevölkerung aus. 391 bat der Senat - vertreten durch den heidnischen Senator Symmachus - erneut um die Wiederaufstellung des Victoriastandbildes in der Curia sowie um die staatlichen Zuwendungen für die alten Kulte. Bereits 384 war Symmachus gescheitert - vor allem am Widerstand des Ambrosius.

Auch diesmal war ihm und seiner Delegation beim Kaiser kein Erfolg vergönnt. Vielmehr reagierte Theodosius härter als zuvor. Am 24. Februar 391 kam es zu einem Erlass, wonach heidnische Opfer und der Besuch von Tempeln untersagt wurden. Schrittweise wurden die Verbote verschärft und am 8. November 392 kam es zu einer völligen Aufhebung aller Götterkulte. Im Gegensatz zu den Massnahmen gegen christliche Abweichler, sollten die gegen die Heiden gerichteten Erlasse mit aller Härte durchgesetzt werden.

Diese Repressalien führten dazu, dass sich die mehrheitlich heidnische Senatsaristokratie nach einem potenziellen Thronkandidaten umsah. Als sich Valentinan II. im Mai 392 das Leben genommen hatte, erkannte der Senat drei Monate später den, durch den Feldherrn Arbogast ins Rennen geschickten, Flavius Eugenius als legitimen Kaiser an. Dieser war früher Grammatik- und Rhetoriklehrer gewesen und hatte sich in der Verwaltung bis in die Position eines magister scrinii (Chef der Hofkanzlei) hochgearbeitet. Für Theodosius gefährlich wurde die Sache vor allem dadurch, dass auch Bischof Ambrosius mit diesem gut auskam und die Franken ihm Unterstützung zusagten.

Portrait des Theodosius
auf einem missorium (Silbertablett). Man beachte den Heiligenschein.


Quellen: M.Clauss "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", C.Scarre "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)