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Theodosius (II.)

Herrschaft I

Da Theodosius mit sieben Jahren noch viel zu jung für die aktive Herrschaftsausübung war, übergab man ihn der Obhut des Palasteunuchen Antiochos. Die Regierungsgeschäfte wurden während dieser Zeit vom Prätorianerpräfekten Anthemius geführt, der bereits unter seinem Vater amtiert hatte. Mit Hilfe seines Freundes Troilos, einem gebildeten Heiden, führte er die Amtsgeschäfte so erfolgreich, wie selten jemand anderer in den letzten Jahrzehnten.

Gleich nach dem Machtübernahme im Jahre 408 kam es zu Engpässen in der Getreideversorgung der Hauptstadt. Die Bevölkerung war darüber sehr entzürnt, stürmte den Amtssitz des Stadtpräfekten und steckte das Gebäude in Brand. Anthemius reagierte rasch und sorgte dafür, dass genügend Getreide in die Stadt geschafft wurde. Darüber hinaus stelle er auch langfristig die Versorgung sicher.

Auch aussenpolitisch konnte Anthemius punkten. Nach Stilichos Tod im Westreich, verbesserten sich die Beziehung zum Hof in Ravenna deutlich. Unstimmigkeiten konnten beseitigt werden und nachdem Theodosius auf die Führung des Gesamtreiches verzichtet hatte, standen Valentinianus III. nur noch Usurpatoren im Weg, die allerdings auch rasch beseitigt werden konnten. Das weitere Verhältnis zwischen den beiden Teilreichen blieb im wesentlichen ungetrübt, wie schon lange nicht mehr. Theodosius half seinem Kollegen im Westen sogar zweimal mit Truppen aus, um die Vandalen aus Nordafrika zu vertreiben, was allerdings nicht gelang.

Allerdings sollte die Ruhe an der Ostgrenze nicht lange anhalten, denn Isdigerdes Nachfolger Bahram tat sich als Christenverfolger hervor und der germanische magister militum Ardabur konnte keine wirkliche Entscheidung mit den Persern herbeiführen. Aus allgemeiner Erschöpfung schloss man daraufhin wieder einmal Frieden.

Die Wirtschaft hatte in den letzten Jahrzehnten stark unter hohen Steuern und Verwüstungen eingedrungener Germanenstämme gelitten. So ergriff er die Initiative und erliess Steuerschulden und forcierte den Wiederaufbau in den betroffenen Gebieten, allen voran Illyricum und im Donauraum, die allesamt von den Westgoten heimgesucht worden waren.

Ab 422 drangen die Hunnen unter ihrem König Ruga, später unter den Brüdern Bleda und Attila, auf den Balkan vor und setzten sich in Thrakien fest. Eine Invasion Moesien konnte jedoch abgeschmettert werden. Die zahlreichen Gefangenen (hauptsächlich Skiren) teilte man Grossgrundbesitzern in Kleinasien zu, die unter Personalmangel litten.

Der jüngste Invasionsversuch hatte gestoppt werden können, doch begann Anthemius im Namen seines Kaisers auch ein Aufrüstungsprogramm um künftige Einfälle zu verhindern. Die Donauflottille wurde deutlich verstärkt und auch qualitativ verbessert. Konstantinopel, bislang eine Stadt ohne nennenswerte Verteidigungsanlagen, wurde mit einer Mauer umgeben, so wie es seinerzeit Aurelian mit Rom gemacht hatte. Den Ausschlag hierfür gab die Einnahme Roms durch Alarich. Die vorhandenen Anlagen stammten noch von Konstantin d.Gr. selbst und befanden sich mittlerweile innerhalb der Stadt, da sich die Zahl der Einwohner in den letzten Jahrzehnten ständig erhöht hatte. Baubeginn für dieses herausragende Verteidigungswerk war schon 413 gewesen.

Ein Jahr später wurde Theodosius' um zwei Jahre ältere Schwester Aelia Pulcheria zur Augusta erhoben und übernahm sogleich die Regierungsgeschäfte. Als Prätorianerpräfekt tauchte nun ein gewisser Aurelianus auf und es ist davon auszugehen, dass Anthemius kurz zuvor eines natürlichen Todes gestorben war. Wie bei seinem Vorgänger entwickelte sich Aurelianus zum wichtigsten Berater des Kaisers und seiner regierenden Schwester.

Trotz ihres jugendlichen Alters beliebte sie die Zügel fest in der Hand zu halten und entliess Antiochos als Erzieher ihres Bruders. In Folge übernahm sie diese Rolle selbst und als bestimmende Elemente traten Gebete, fromme Lektüre und Hymnengesänge in den Tagesablauf des kaiserlichen Hofes. Ihre beiden Schwestern übten sich zudem in der Handarbeit, ihr kaiserlicher Bruder erhielt eine ganz auf sein Amt zugeschnittene Erziehung.

Kaum sass Pulcheria einigermassen fest im Sattel, stellten sich schon die ersten Aufstände ein. Quelle der religiös motivierten Unruhen in Alexandria war der dortige Patriarch Kyrillos. Unter seiner Ägide wurde 416 Hypatia, die letzte heidnische Philosophin der Grossen Bibliothek in Alexandria, wegen ihres Hangs zu den heidnischen Naturwissenschaften von einer Schlägertruppe fanatisierter ägyptischer Mönche, die sonst als Krankenträger arbeiteten, grausamst gelyncht (man hatte ihr mit Muschelschalen bei lebendigem Leib das Fleisch abgekratzt). Die Empörung darüber drang bis Konstantinopel, doch hatte der Patriarch derart grossen Einfluss auf Pulcheria, dass der Ermittlungsbeamte daran gehindert wurde einen Bericht abzugeben.

Überhaupt sah Pulcheria ihre spirituelle Erfüllung in der Religion. Als geistlicher Berater fungierte Attikos, der besonders ihre Entscheidung zur Jungfräulichkeit in den höchsten Tönen lobte. Auch ihre beiden Schwestern Arcadia und Marina wurden in diese Richtung getrimmt. Für ihren Bruder am Thron hatte Pulcheria hingegen andere Pläne. Die Wahl der potenziellen Ehegattin dürfte aber dann doch von jenen getroffen worden sein, die sich eine Beschneidung der Macht von Pulcheria wünschten.

Theodosius heiratete 421 Athenais, die gebildete und schöne Tochter des bekannten Athener Sophisten Leontios. Zum Christentum übergetreten - man sieht, es gab immer noch Heiden -, wurde die Braut unter dem Namen Aelia Eudocia getauft und zwei Jahre nach der Hochzeit zur Augusta ernannt. Nachwuchs liess nicht lange auf sich warten und Eudocia brachte mit Licinia Eudoxia eine Tochter zur Welt, die später in dynastischem Sinne den weströmischen Kaiser Valentininanus III. heiratete. Zwei weitere Kinder verstarben bereits im Kindesalter.

Als Theodosius fünfzehn Jahre alt war, erklärte man ihn für volljährig. Eine praktische Auswirkung hatte dieser Rechtsakt allerdings nicht. Pulcheria führte die Amtsgeschäfte für ihren Bruder einfach weiter und stützte sich nun auf den neuen Prätorianerpräfekten Monaxios. Noch hielt das fragile Gleichgewicht zwischen Pulcheria und Aelia Eudocia, aber der einzig nennenswerte Konflikt in des Kaisers Regierungszeit sollte bald entflammen.

Eine gewisse Zeit lebten sie in einem fast harmonischem Verhältnis, doch trübten religiöse Konflikte in ihrer Anhängerschaft und politischer Machtwille die Beziehung zwischen den beiden. Als es zu tätlichen Auseinandersetzungen der Anhängerschar kam, zog man die Konsequenzen. Wechselseitig ging man ins Exil, aber schlussendlich obsiegte Pulcheria. Mit ein Grund für deren Sieg war die selbstauferlegte Jungfräulichkeit. Ihrer Rivalin dichtete man dagegen zahlreiche Liebschaften und damit Ehebruch an.

Das keusche Mönchtum war noch nicht einmal richtig ein Jahrhundert alt und es galt in der Gesellschaft als löblich, wenn man sich selbst der Religion weihte und den fleischlichen Genüssen entsagte. Nach der endgültigen Rückkehr ihrer Konkurrentin in den Palast zog Aelia Eudocia es vor ab 443 für immer von Konstantinopel wegzugehen. Sie verbrachte ihren Lebensabend in Jerusalem und wurde 460 auch dort begraben.

Statue von
Theodosius II:

 
 

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(PL)