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Tarasikodissa (Zenon)

Herrschaft II (eine unsichere Herrschaft)

Ende 476 war Zeno wieder in Amt und Würden. Während die Intrigen am Hof munter weitergingen, hatte er sich zahlreichen staatsbedrohenden Problemen zu stellen. Der Etat war völlig aus den Fugen geraten, die Goten suchten den Balkan heim und kirchenpolitisch standen die Zeichen weiter auf Sturm. Wohl auch aus diesen Gründen, nahm es Zeno hin, dass das Kaiseramt im Westen erlosch.

Die beiden Überläufer Armatus und Illus erhielten hohe Staatsämter. Armatus' Sohn Basiliskos (nicht zu verwechseln mit dem Kaiser gleichen Namens) wurde zudem in Nicaea zum Caesar ernannt. Bald erkannte jedoch der Kaiser, dass die neue Machtfülle für Armatus und seinen Sprössling ihm zur Gefahr werden konnte. So liess er Armatus 477 umbringen und den Sohn in ein Kloster verbannen. Dieser überlebte alle Zwistigkeiten und wurde später sogar Bischof von Kyzikos.

Die Fehden rund um den Thron waren damit lange noch nicht beseitigt. Weiterhin intrigierte Aelia Verina und unternahm mehrere erfolglose Anschläge auf das Leben von Illus. Sie sah sich weiterhin durch die antiisaurische Stimmung im Land bestätigt, denn man sah die Isaurer als Fremdkörper und Eindringlinge an. Illus schlug indes zurück und erreichte ihre Verbannung vom Hof. Sie musste in ein isaurisches Kloster eintreten.

Kaum war dieser Unruheherd beseitigt, machte sich Marcianus, der Sohn des Kaisers Anthemius, daran aufzubegehren. Seit ca. 470 mit Leos Tochter Leontia verheiratet, verwies er der Patrizier, Konsul und Heermeister auf die Abstammung seiner Frau. Ausserdem konnte er sich der Unterstützung durch Theoderich Strabo sicher sein.

Der Marsch auf Konstantinopel wurde von Illus gerade noch aufgehalten. Auch hatte Marcianus gezögert sich vorzeitig zum Kaiser ausrufen zu lassen. Trotz der Niederlage konnte er entkommen, wurde aber bald darauf von Illus' Bruder Trocundus gefangengenommen. Auch dieser musste eine kirchliche Karriere einschlagen. Zum Priester geweiht, verbrachte man ihn nach Kappadokien. Dort hielt er es allerdings nicht sehr lange aus und wagte einen Fluchtversuch, der jedoch scheiterte. Gemeinsam mit seiner Frau Leontia wurde er ins Gefängnis geworfen.

All diese Vorfälle hatten die Position des Illus gestärkt, der seit 481 in Antiochia als Heermeister fungierte. 484 fühlte er sich mächtig genug, um gegen Zeno zu revoltieren. Mit Illus machten sich viele Menschen Hoffnung auf einen Systemwechsel, vor allem in Bezug auf die Religionspolitik. Dieser bevorzugte das Heidentum, das trotz aller Unterdrückung und Bekehrungszwänge immer noch nicht ausgelöscht worden war und man erwartete eine ausgleichende Politik gegenüber den rivalisierenden christlichen Kirchen.

Um mit dieser neuen Bedrohung fertig zu werden, schickte Zeno mit Leontios einen anderen Isaurier in die Auseinandersetzung. Doch anstatt seinen Landsmann zu bekämpfen, arrangierten sich die beiden. Ein Angebot an Illus die Kaiserwürde anzunehmen, schlug dieser interessanterweise aus, sodass am 19. Juli 484 Leontios in Tarsos gekrönt wurde - süffisanterweise von Aelia Verina.

Nun setzte Zeno alles auf die militärische Karte und machte gegen seine Feinde mobil. Die Schlachten fielen zu seinen Gunsten aus, doch konnten sich die beiden in Papyrios halten. Der Kaiser liess die Stadt einschliessen. Während der Belagerung verstarb Aelia Verina und 488 wurde Papyrios eingenommen. Die abgeschlagenen Köpfe von Illus und Leontios wurden nach Konstantinopel verbracht.

Zu jener Zeit, als Zeno seinen Thron gerade erst wiedererlangt hatte, erreichten zwei Gesandtschaften den Hof in Konstantinopel. Die eine stammte von Odoaker, der sich sein Königtum über Italien vom oströmischen Kaiser bestätigen lassen wollte, die andere von den Anhängern Nepos, die die Wiedereinsetzung des rechtmässigen Kaisers verlangten.

Zeno reagierte auf seine zwiespältige Weise. Er erkannte die rechtmässigen Ansprüche Nepos an, unterliess jedoch geflissentlich jede Unterstützung für die Rückeroberung des Thrones im Westen. Odoaker erhielt die Patrizierwürde und wurde damit praktisch unabhängig von Ostrom. Mit ihm sollte sich Zeno später noch beschäftigen.

Während dieser Vorgänge haderte Ostrom auch am Balkan mit Problemen. 481 war der Gotenführer Theoderich Strabo verstorben, nachdem er sich unter Basiliskos ein letztes Mal Einfluss hatte verschaffen können, und der mächtigste Mann am Balkan hiess nun dessen Neffe Theoderich (der Grosse). Dieser hatte an der Restaurierung der Herrschaft des Zeno tatkräftig mitgewirkt und auch schon mehrmals gegen seinen Onkel gekämpft. Zunächst versuchte der Kaiser ihn mittels Ämter und Würden an sich zu binden. Nachdem er ihn gegen Illus zu Hilfe hatte rufen müssen, erkannte er die Gefahr der immer grösser werdenden Machtfülle des Theoderich. Ausserdem tat er herzlich wenig gegen die ständigen Plünderungszüge seiner Goten.

Nun kam Zeno der Zufall zu Hilfe. Odoaker, der das weströmische Kaisertum beseitigt hatte und nun der germanische Herr über Italien war, dehnte seinen Machtbereich nach Osten hin aus und besetzte Dalmatien. Der Kaiser überredete Theoderich gegen Odoaker ins Feld zu ziehen und versprach ihm die Herrschaft über Italien. Damit endete auch die permanente Verheerung der illyrischen Provinzen.

Theoderich brach 488 auf und bereits im Jahr darauf konnte er in Italien einfallen. Ravenna fiel 493 und Theoderich war damit Herr über Italien. Im Endeffekt hatten sich sowohl Zeno als auch Theoderich gegenseitig einen Gefallen erwiesen. Der eine hatte sein Reich bewahrt, der andere endlich sein eigenes geschaffen oder das des anderen zu bedrohen.

Wie bereits erwähnt blieb die Kirchenpolitik ein beständiges Problem des Oströmischen Reiches. In Zenos Herrschaft fiel das "Akakianische Schisma" zwischen dem Patriarchen von Konstantinopel und den Päpsten in Rom (Felix III und Gelasius). Es sollte von 484 bis 519 andauern. Zeno hatte versucht einen Kompromiss mit den Monophysiten in Syrien und Ägypten zu erreichen. Durch den Patriarchen Akakios liess der Kaiser das Henotikon (eine religiöse Einheitsformel) verkünden. Leider verfehlte die Formel sowohl wegen ihres Inhalts, als auch des Taktierens anderer Patriarchen wegen ihre Wirkung. Es war derart mehrdeutig abgefasst, dass es die bestehenden Gräben weiter verbreiterte. Alle Fraktionen waren unzufrieden. Der Westen hielt an der Formel von Chalkedon fest, wohingegen im Osten der Kompromiss als nicht weitgehend genug aufgefasst wurde. Die Kirchenstreitigkeit wurden denn auch den folgenden byzantinischen Kaisers "vererbt".

Kaiser Zeno
auf einer Goldmünze


Quellen: M.Clauss "Die Römischen Kaiser", M.Grant "Die Römischen Kaiser", O.Veh, "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)