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Imperialer Adler CARNA

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Carna

Carna galt als die Schützerin der wichtigsten Lebensfunktionen. Man betete zu ihr "ut iecinora et corda quaeque sunt intrinsecus viscera salva conservet" (). Sie gebot über den wundertätigen Weissdorn, mit dem sie an Pfosten und Schwelle dreimal ein Zeichen macht und dadurch bösen Zauber fernhält. Deshalb schrieb man ihr auch einen günstigen Einfluss auf die Abwehr der blutsaugenden strigae (Hexenvögel) zu.

Ihr Fest hiess Carnaria und wurde am 1. Juni gefeiert. An diesem Festtag opferte man der Göttin puls fabata (Bohnenbrei) und laridum (Speck). Im Volksmund hiess dieser Tag deshalb Kalendae fabariae (Bohnenfest). Bohnenbrei und Speck waren die ältesten und urtümlichsten Nahrungsmittel der Italiker und wurden sowohl beim staatlichen Opfer als auch beim Privatkult verwendet. In der Kaiserzeit wurden an ihrem Festtag bis ins 4.Jh.n.Chr. Circusspiele abgehalten.

Wie sie zu ihrer göttlichen Funktion kam, erzählt ein Märchen Ovids: Allen Liebesanträgen hat sich die spröde Jungfrau listig zu entziehen gewusst, indem sie ihre Bewerber in eine dunkle Grotte vorangehen liess und inzwischen selber im Gebüsch verschwand. Doch Ianus, den doppelgesichtigen Gott, konnte sie nicht täuschen und so musste sie sich ihm hingeben. Als Dank erhielt sie ihre göttliche Funktion.

Ihr Tempel stand auf dem Caelius und soll bereits von Lucius Iunius Brutus, dem ersten Konsul der römischen Republik, gegründet worden sein. Wie bei anderen Göttern üblich wurden die Opfer von einem Kultkollegium vollzogen. Ein Testament aus Emona vermachte etwa die Zinseinkünfte eines Kapitals einem collegium fabrum (Handwerkerkollegium) zum Zwecke uti rosas carnariis ducant (sodass Rosen durch die Fleischer beschafft werden).

Bereits Ovid verwechselte die Göttin mit Carda, die bis in die Neuzeit als Schutzherrin der Türangeln galt. Mittlerweile konnte nachgewiesen werden, dass Carda nie existierte und nur durch Interpretationsfehler seit der Antike entstanden war.

Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.


Quellen: "Der kleine Pauly"

 

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(PL)