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Ianus

Ianus war der römische Gott des Anfangs und des Endes, des Eingangs und des Ausgangs, der Türen und der Tore. Alle Kalenderdaten die Anfänge symbolisierten (Tage, Monate, Jahre) waren ihm gewidmet. Der Monat Jänner trägt seinen Namen. Wurden mehrere Götter in Gebeten angerufen, so wurde sein Name immer zuerst genannt. Auch ist er ein rein römischer Gott, denn die griechische Götterwelt kennt keine vergleichbare Gestalt. Der Gottesname ist auch mit ianua, der lateinischen Bezeichnung für "Tür" verwandt. Bereits in mittelrepublikanischer Zeit wurde ihm der Ehrenname Pater (=Vater) verliehen.

Sein Symbol war die bärtige Doppelgesichtigkeit, Zeichen für die Gegenwart des Anfangs und des Endes aller Dinge. Manchmal wurde er mit Stock und Schlüssel dargestellt. In dieser Gestalt wachte er über die Torbögen. Da Opferhandlungen mit seiner Anrufung zu beginnen pflegten, fungierte er als Mittler zwischen Menschen und Göttern. Diese priesterliche Rolle wurde ihm auch deshalb zu Teil, da der das altehrwürdigste aller Priesterattribute, den Schlüssel, als Attribut trug. Ähnlichkeiten in dieser Funktion mit dem christlichen Heiligen Petrus sind nicht zufällig.

Der von Numa Pompilius errichtete Ianusbogen auf dem Forum Romanum zeigte dem Römern ob Krieg oder Frieden mit der restlichen Welt herrschte. Begann ein Krieg wurde das Tor geöffnet, das ansonsten verschlossen war. Während der Geschichte des Römischen Reichs war das Tor nur unter Numa Pompilius, nach dem ersten Punischen Krieg und drei Mal unter Augustus geschlossen. Innerhalb des Tores stand eine übermannsgrosse Kultstatue des Gottes. Ursprünglich öffnete man die Tore nicht, sondern rüttelte an ihnen um Schutz zu erflehen. Ein ähnliches Ritual wurde mit den heiligen Schilden und der Lanze des Mars vollzogen, die bewegt wurden, wenn um Schutz ersucht wurde. Das Schütteln sollte den Gott an seine Wächterfunktion erinnern. Hier gibt es eine Ähnlichkeit mit den Gläubigen im heutigen Japan. Sie versuchen im Shintu-Schrein durch Klatschen die Aufmerksamkeit eines bestimmten Gottes zu erlangen. 

Die römische Mythologie nennt ihn als ersten König von Latium. Deshalb war eines der meist verwendeten Attribute das Zepter. Als Saturnus vor Iuppiter fliehen musste, wurde er von Ianus freundlich aufgenommen. Dies zeigt, dass er früher eine grosse Bedeutung gehabt haben muss, auch weil er manchmal als "Gott der Götter" bezeichnet wird. Auf alle Fälle war er bereits in Italien heimisch, bevor Saturnus gestürzt wurde.

(linkes Bild: Terrakottakopf des Ianus, 2.Jh.v.Chr./rechtes Bild: Avers gegossener Bronzemünze (As) aus der Zeit zwischen 225 und 217 v.Chr.)

Die altmesopotamische und ägyptische Kunst kannten doppelgesichtige Wächterfiguren. In der griechischen Mythologie ist lediglich der Riese Argos vertreten, der manchmal mit vier Augen dargestellt wird; zumeist jedoch ist sein Gesicht mit Augen übersäht. Da Ianus aber eine rein römische Entwicklung war, dürfte die Doppelgesichtigkeit durch östliche Dämonen im 7. Jh. v.Chr. Eingang in die Vorstellung der Menschen gefunden haben. Zugleich kam auch die Technik der Schlösser und Schlüssel in Gebrauch. In Eturien entwickelte sich parallel zu Ianus ein zweiter Türgott mit Namen Culsans. Diese Bezeichnung hängt ebenfalls mit dem Wort für Tür zusammen; jedoch dem etruskischen.

Auf dem Forum Romanum stand wie bereits erwähnt eine alte Bronzestatue im Torbogen des Ianus Geminus, die nach einer zuverlässigen antiken Quelle mit etwa 2,2 m überlebensgross war. Die beiden Gesichter blickten nach Westen und nach Osten. Plinius bestätigt sie als eine der ältesten Bronzestatuen Roms. Calpurnius Piso, Konsul des Jahres 133 v.Chr., und später Plinius schrieben die Errichtung der Statue König Numa Pompilius zu. Ein konkretes Datum lässt sich nicht mehr eruieren, doch kann vom 6. Jh. v.Chr. ausgegangen werden. Augustus liess die Statue erneuern, die bis in die Spätantike überlebte. Die ältesten überlieferten Bilder des Ianus gibt es erst mit dem 3. Jh. v.Chr. Das doppelköpfige Antlitz war ein weitverbreitetes Motiv auf römischen Kleinmünzen, vorzugsweise Asse.

Die älteste Kultstätte für Ianus existierte bereits vor dem Torbau des Numa Pompilius. Sie lag am Oppius, in der Gegend, wo später das Kolosseum errichtet werden sollte, und bestand aus einem einfachen hölzernen Riegel (Holzriegel waren die frühesten Türverschlüsse), der Ianus Curiatius genannt wurde. Der Riegel war in zwei gegenüberliegende Hauswände eingelassen. Noch in der Spätantike opferten dort am 1. Oktober die Arvalbrüder.

Im Mittelalter war er Symbol für den Jänner. Später wurde er auch als Allegorie für einen ausbrechenden Krieg dargestellt. Der "Januskopf" ist heute die Bezeichnung für Menschen mit zwei inneren Gesichtern. Dem antiken Gott fehlte jedoch diese moderne negative Sichtweise völlig.

Culsans, der etruskische Türgott, der dem Ianus entspricht. Statuette aus dem 3.Jh.v.Chr.


 

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(PL)