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Flavius Leo (I., der Grosse)

Herrschaft II

Die letzten beiden Kaiser im Westen, Maiorianus 457 und Libius Severus 461, waren von Leo nicht anerkannt worden. Nun stand mit Anthemius eine erfahrene Persönlichkeit im westlichen Kaiseramt. Er war für Leo wohl der ideale Kandidat gewesen, denn Anthemius brachte militärische Erfahrung mit, die Ernennung liess ihm freie Hand gegen die Vandalen und ein Gegengewicht zum mächtigen Aspar bildete er auch noch.

Der Vandalenkönig hatte sich von alledem nicht beeindrucken lassen und dehnte zum Trotz seine Beutezüge auf Griechenland und die Ionischen Inseln aus. Dies zeigt, wie stark die vandalische Flotte gewesen sein muss. Darum hatte Leo schon seit einigen Jahren ein Flottenbauprogramm laufen, damit dem Gegner zur See Paroli geboten werden konnte. Der finanzielle Aufwand für die gesamte Operation war enorm und strapazierte den Staatshaushalt auf Jahre hinaus.

Leo liess Anthemius 467 den Heermeister Marcellinus zur Seite stellen, damit das westliche Mittelmeer wieder unter römische Herrschaft gelangen konnte. Parallel sollte unter dem Kommando von Heraklius und des Isauriers Marsus eine Landstreitmacht von Ägypten aus in Richtung Vandalengebiete in Marsch gesetzt werden. Um sich den langen Weg entlang der libyschen Küste zu ersparen, liess Leo die Truppen unter dem Kommando seines Schwagers Basiliskos einschiffen. Sie sollten direkt in das Herz des Feindes stossen und Carthago einnehmen.

Basiliskos handelte aber diesem Plan zuwider. Er ging östlich von Carthago am Kap Bon vor Anker und handelte einen fünftägigen Waffenstillstand mit Geiserich aus. Dieser nutzte diese Verschnaufpause natürlich um seine Flotte seeklar zu machen. In einem Überraschungsangriff und mit besonderer Hilfe des Wetters konnte er einen Grossteil der römischen Schiffe ausser Gefecht setzen. Der Rest flüchtete um der Vernichtung zu entgehen. Sofort wurde Basiliskos des Hochverrats verdächtigt und er wartete klugerweise mit seiner Heimreise so lange ab, bis seine ehrgeizige Schwester und Gemahlin des Kaisers Aelia Verina die Wogen am Hof geglättet hatte. Damit hatte er sein Leben gerettet, aber das Vertrauen verloren. Erst als er sich Leo treu gegen Aspar und Theoderich Strabo verhielt konnte er seine politische Positionen zurückerlangen.

Die Vernichtung der Flotte brachte den Gesamtplan ins Wanken. Endgültig abzuschreiben war er, nachdem Marcellinus im August 468 auf Sizilien ermordet worden war. Obwohl militärisch immer noch im Vorteil - die persische Grenze war zu diesem Zeitpunkt konfliktfrei - nahm Leo das Friedensangebot Geiserichs an und verzichtete damit auf eine Eroberung der vandalischen Besitzungen. Für die nächsten 65 Jahre blieb damit Africa in vandalischer Hand. Erst Kaiser Iustinianus sollte 533 die Pläne zur Rückeroberung wieder aufnehmen. Der Hauptgrund für den Rückzieher dürfte die durch die Kriegsvorbereitungen angespannte finanzielle Lage des Ostreiches gewesen sein.

Diese Niederlage sorgte am Hof in Konstantinopel für Machtkämpfe um die Nachfolge des beinahe 70jährigen Leos. Aspar, dem man verschwörerische Tendenzen beim vorigen Unternehmen unterstellte, konnte seinem zum katholischen Glauben konvertierten Sohn Patricius nach zähem Ringen den Caesarentitel und 470 die Heirat mit Leontia, der jüngsten Tochter des Kaisers, sichern. Dennoch war sein Einfluss im Schwinden und Leo ging bei vielen Erlassen seine eigenen Wege. Anthemius hatte durch seine Position im Westen an Gewicht gewonnen und stand in Konkurrenz zu Aspar.

Eine weitere wichtige Figur im Nachfolgepoker war der Isaurier Tarasikodisse, den man später Zeno nennen sollte. Vermutlich 466 war dieser mit grossem Gefolge vor Leo erschienen und hatte den Heermeister und ältesten Sohn Aspars, Ardaburius, infolge seines Briefkontaktes mit den Persern, des Hochverrats bezichtigt. Ardaburius musste daraufhin den Hut nehmen und wurde durch Iordanes ersetzt. Als Belohnung erhielt Zeno das Kommando über die wohl 461 ausgehobene neue Isaurergarde der Excubitores (lat. Wächter) und dazu noch seine älteste Tochter Aelia Ariadne zur Frau. Schon bald bekamen die beiden einen Sohn, den sie nach ihrem Grossvater ebenfalls Leo nannten. Für Aspar war dies natürlich mehr als beunruhigend.

470/471 nahm der Machtkampf militärische Züge an, indem Ardaburius eine Verschwörung vorbereitete. Während Zeno als Heermeister gegen die Hunnen gekämpft hatte, hatte sich Aspar nämlich wieder mehr Einfluss sichern können. Er versuchte die Isaurergarde für seine Zwecke einzuspannen. Als Zeno davon Wind bekam, begab er sich sofort nach Chalkedon um den kommenden Ereignissen vorgreifen zu können.

Der Plan der Verschwörung flog auf und nun wurde gegen Aspar und seine Familie vorgegangen. Dieser flüchtete in die Hagia Euphemia (Konzilskirche "Zur heiligen Andacht" in Chalkedon). Erst als Leo persönlich erschien und ihm freies Geleit zusicherte, verlies er das Gotteshaus. Auf dem Rückweg mit seinen Söhnen in den Palast wurden sie jedoch - wohl unter Anleitung von Zeno - überfallen und umgebracht. Lediglich Patricius überlebte mit schweren Verletzungen. Nachdem er seiner Ämter entsagt hatte und auch die Verlobung mit Leontia gelöst worden war, konnte er sich unbehelligt ins Privatleben zurückziehen - vorerst.

Nun ergriff Ostros, Heermeister im Hauptquartier und Anhänger Aspars, die Initiative und verschaffte sich mit Soldaten Zutritt in den kaiserlichen Palast. Die Excubitores konnte die Eindringlinge jedoch wieder verdrängen und Ostros floh mit der gotischen Geliebten Aspars nach Thrakien. Auch andere einflussreiche Persönlichkeiten versuchten sich Vorteile zu verschaffen. Theoderich Strabo, ein germanischer Verwandter Aspars und Kommandant einer ostgotischen Föderatenarmee am Balken, liess sich von seinen Männern zum unabhängigen König erklären und plünderte die thrakischen Städte Arkadiopolis (früher: Bergula) und Philippopolis.

Die Lage war für den Kaiser mehr als ernst. Er musste Theoderich Strabo sein Ansinnen durchgehen lassen. Leo bestätigte seinen Titel, ernannte ihn zum Nachfolger Ostros' als Heermeister und gewährte sogar Hilfsgelder. Im Gegenzug mussten sich die Ostgoten verpflichten gegen die Feinde Konstantinopels, ausgenommen die Vandalen, zu kämpfen. Dennoch konnte er nie die Machtfülle Aspars erreichen, denn der Kaiser setzte immer mehr auf Truppen aus nichtgermanischen Gebieten. Dennoch hatte das Ansehen des alten Kaisers gelitten und er wurde forthin mit dem Beinamen Makelles (lat. Macellus; grch. = Schlächter) versehen.

ein Solidus von Leo I.


Quellen: Manfred Clauss "Die römischen Kaiser"; Michael Grant "Die römischen Kaiser"; Otto Veh "Lexikon der römischen Kaiser"; "Der kleine Pauly"

 

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(PL)