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Imperialer Adler DENARIUS

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Der Denarius

Der denarius nummus war eine römische Silbernmünze im Wert von zunächst zehn Assen. Die griechische Bezeichnung lautete Denarion, salopp könnte man ihn einen "Zehner" nennen. Gegen 130 v.Chr. wurde der Denar in ein Wertverhältnis zum mittlerweile auf unzialen und damit leichteren Münzfuss abgefallenen As gesetzt, indem er fortan gleich 16 Assen galt. Bezeichnung und Wertmarke "X" blieben gleich, obwohl kurzfristig XVI und * auftauchten, was auf eine kurze Zeit der Doppelwährung hindeutet. Seit 100 v.Chr. konnte man infolge der Verbreitung der neuen Münze auf eine Wertangabe verzichten.

Der Denar löste 209 v.Chr. den Quadrigatus ab und war bis zum Einsetzen der regulären Goldprägung unter Caesar die römische Standardsilbermünze schlechthin. Sie behielt ihre Stellung bis 215 n.Chr., als der Denar mit dem Antoninan einen inflationären Konkurrenten erhielt. Einen erneuten Aufschwung nahm die Prägung unter Elagabal und Severus Alexander. Seit Gordian III. fiel er hinter den Antoninan zurück. Seine Ausprägung wurde in der folgenden Inflation bedeutungslos. Falls nicht eine der vielen namenlosen spätantiken Münzsorten seinen Namen getragen haben sollte, blieb er nur noch als Rechenwert in den Büchern (so u.a. im Preisedikt Diocletians).

Nicht hundertprozentig geklärt ist, ob die seit Aurelian auf einigen Münzen auftauchenden Werte XI, XX, XXI, IA, KA und VSV sich rechnerisch auf Denare beziehen. Die Zahlbuchstaben wären wie folgt aufzulösen: X = I, XX = I, K (=XX) = A (=I) usw. Dementsprechend kämen auf eines solche Münze die entsprechende Anzahl Rechnungsdenare - wie sie etwa im Preisedikt angeführt sind.

Anfänglich wog die Münze 1/72 römisches Pfund (4,55 g) und entsprach damit zehn Assen in sextantalem Münzfuss. Dies bedeutete, dass sich Silber und bronzenes Währungsmetall in der damals üblichen Relation von 1:120 gegenüberstanden. Noch vor dem Beginn des 2.Jh.v.Chr. war er bereits auf 1/84 Pfund abgesenkt worden und wog 3,98 g. Diese Norm hielt sich bis Nero, der ihn 64 n.Chr. auf 1/96 (3,41 g) reduzierte (und damit einer drohenden Deflation entgegenwirkte). Im 2. und 3.Jh.n.Chr. ging das Gewicht über 1/100 (3,27 g) auf 1/140 (2,3 g) zurück. Der Durchmesser verringerte sich von 22 mm auf 18 mm.

Die Entwicklung der Teilstücke Quinar (½) und Sesterz (¼) verliefen parallel zu jener der Hauptmünze. In der Kaiserzeit kommen mit Antoninan und Medaillon auch Mehrfachwerte des Denars in Umlauf. Bis 64 n.Chr. wurde die Münze gewöhnlich aus wenig verunreinigtem Silber geprägt. Einzelne Serien weisen manchmal einen hohen Nichtsilberanteil auf, was auf die Verwendung von qualitativ schlechtem Rohmaterial zurückgeführt werden kann. Unter Septimius Severus erscheint der Denar drastisch verschlechtert und ist nur noch 50 % fein. Unter Gallienus er nur noch eine Kupfermünze mit hauchdünnem, meist kaum mehr vorhandenem Silberüberzug.

Die Prägung erfolgte in der Republik mittels triumviri monetales oder aere argento auro flando feriundo (Münzmeister). Gelegentlich scheinen auch Quaestoren und Aedilen auf, die  aber die Münzen mit dem Vermerk ex s(enatus) c(onsulto) (auf Senatsbeschluss) ausgeben liessen. Im Gegensatz zu anderen Münzen wurden sie auch ausserhalb Roms geprägt. Wie beim Aureus gab es in Kriegszeiten Emissionen der Feldherrn. An diese Tradition knüpften später die Kaiser an. Denar, Quinar und Aureus wurden - sieht man von den augusteischen Jahren 20 bis 10 v.Chr. ab - ausschliesslich vom Kaiser geprägt. Zunächst sprangen sie im Osten und in Spanien vom Münzstock; dann auch in Lugdunum (Lyon). Seit Kaiser Gaius erfolgte die Prägung in Rom und - wie schon in den Wirren von 68/69 n.Chr. - seit den Severern ständig in mehreren provinzialen Reichsmünzstätten.

Einem ähnlichen Wandel war das Prägebild unterworfen. Ursprünglich trug der Avers den behelmten Kopf der Roma oder Diana mit Blick nach rechts. Dahinter war das Wertzeichen angebracht. Der Revers zeigte die Dioskuren mit eingelegten Lanzen ebenfalls nach rechts gerichtet. Schon vor dem 2.Jh.v.Chr. erschienen immer häufiger Diana (respektive Luna) oder, Victoria im Zweigespann (Spezialbezeichnung Bigatus), Iuppiter im Viergespann und auch andere Gottheiten. Gegen Ende des 2.Jh.v.Chr. verdrängten schliesslich Mars und andere Götter den Romakopf auch von der Vorderseite. Das 1.Jh.v.Chr. wurde durch Ausgaben von einzelnen Familien dominiert, die gerade die höchsten Ämter inne hatten.

Zuvor hatten sich die Münzmeister lediglich mit einem Symbol auf der Münze begnügt. Später folgte der Name als Monogramm und schliesslich wurde er voll ausgeschrieben. Die Rückseiten der Denare zierten von nun an immer mehr Darstellungen, die in direktem Zusammenhang mit der Familiengeschichte der Beamten standen. Als Beispiel mag Faustus Sulla, der Sohn des berühmten Diktators, dienen, der die Gefangennahmen Jugurthas durch seinen Vater darstellte. Ab 58 v.Chr. wurden auch eigene Taten abgebildet. M.Aemilius wies so als erster auf seine Unterwerfung des Natabäerkönigs Aretas hin.

Köpfe von lebenden Personen waren bislang nicht auf Münzen erschienen. Dies änderte sich  44 v.Chr. als Caesars Kopf auf der Vorderseite eines Denars abgebildet wurde. Damit war der Typ des kaiserzeitlichen Denars geschaffen. Abweihungen gab es nur während der beiden Triumvirate und zur Zeit des Augustus. Dominierend blieb auf der Vorderseite das meist belorbeerte Portrait des Kaisers oder seiner Verwandten. Die Reverse zierten nun

  • Göttergestalten

  • Personifikationen abstrakter Begriffe (wie Felicitas, Fortuna, Fortuna redux, Hilaritas, Libertas, Securitas, Fecunditas, Pudicitia, etc.)

  • Hinweise auf den princeps iuventutis (Thronfolger)

  • Clementia & Liberalitas (Milde des Kaisers)

  • Victoria oder besiegte Länder (z.B. Iudaea capta oder Parthia)

  • Hinweise auf Jubiläen

  • die Pietas gegenüber den göttlichen Mächten und den dadurch erlangten Schutz

  • Segnungen und Versprechungen des Regimes

  • Sicherheit und das Ideal der Herrschaft.

Der Denar wurde zudem - meist unter der Bezeichnung Drachme - von den Ärzten auch in das römische Gewichtssystem eingeführt. Er bezeichnete nach erfolgte Gewichtsreduktion 1/84 Pfund; meist aber 1/96 Pfund, da dies ein Gewicht war, das der neuattischen Drachme gleichkam.

In der Kleingeldrechnung war der Denar Einheit eines besonderen Systems. Im 4.Jh.n.Chr. galt er rechnerisch (als Münze existierte er schon lange nicht mehr) als 6000. Teil des Solidus. Im 6. Jh. war er auf den 8750. Teil abgesunken.

Die Bezeichnung denarius hielt sich über das Ende der Antike hinaus. Seit dem 7.Jh.. wurden fränkische Silbermünzen unschiedlichsten Gewichtes so bezeichnet. Die Karolinger unter Pippin und Karl d.Gr. machten einen Denar von 1,2 bis 2,1 g zu ihrem Hauptzahlungsmittel, der im Deutschen Pfennig genannt wurde. Sieht man vom selten ausgebrachten Halbdenar, den mal Obol nannte, wurden im Frankenreich keine anderen Silbermünzen ausgegeben. Durch die immer noch vorherrschende Naturalwirtschaft kam dem karolingischem Denar der Status einer Handelsmünze zu. Vom Denar abgeleitet wurden später die Bezeichnungen Denara (ital.), Denier (frz.), Dinar (arab.), Dinara (ind.), Dinero (span.) und Dinhero (port.).

republikanischer Denar aus der Zeit zw. 100 und 95 v.Chr. mit behelmtem Romakopf

Der Preis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus H.D.Rauch betrug
EUR 70

Bigatus-Denar
137 v.Chr.

Revers eines vespasianischen Denars mit der Darstellung eines caduceus (Stab des Merkur)

Der Preis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus H.D.Rauch betrug
EUR 87

Ein Denar von 3,54 g mit dem Portrait des Geta als Caesar (200/202 n.Chr.)

Der Ausrufungspreis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus
H.D.Rauch betrug EUR 100


 


Quellen: F.DeMartino "Wirtschaftsgeschichte des alten Rom", Zeitschrift "money trend", "Der kleine Pauly", www.muenzen-lexikon.de 

 

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