Version LX

DIE KRIEGE ROMS
Der erste Dakerkrieg Trajans


VORGESCHICHTE
KRIEGSZIELE
VORBEREITUNG
1. FELDZUG
2. FELDZUG
3. FELDZUG
KRIEGSENDE

zurück zu den
Kriegen der Kaiser

zurück zur
Kriegsübersicht

zurück zum
Militärindex

zurück zum Index

Der erste Feldzug

Am 25. März.101 waren die Vorbereitungen abgeschlossen und der Kaiser brach von Rom aus auf in den Krieg. Es ist anzunehmen, dass der Senat zuvor dem Dakerkönig formell den Krieg erklärt hatte. Immerhin rechtfertigte man sich mit einem Vertragsbruch. Die Daker wussten also, was auf sie zukam. Unter Begleitung des kaiserlichen Stabes und seines engsten Beraters für diesen Krieg, Lucius Licinius Sura, begab sich Trajan zu den bereits aufmarschierten Truppen. Die Streitmacht konnte sich sehen lassen. Sie umfasste folgende Kontingente:

legio I Italica (lokal aus Moesien)
legio V Macedonica (lokal aus Moesien)
legio I Adiutrix
legio II Adiutrix
legio IV Flavia Felix
legio VII Claudia
legio XIII Gemina
Vexillation der legio XI Claudia
Vexillation der legio XIV Gemina
Vexillation der legio XV Apollinaris
Expeditionskorps der britannischen Legionen
Expeditionskorps der im Osten stationierten Legionen
Auxiliarformationen aus Moesien und Pannonien (ca. 60.000 Mann)
Mannschaften der Donauflotten
Föderatenkontingente der römischen Verbündeten im Donauraum
irreguläre Berberkavallerie des Lusius Quietus
einige nicht näher bestimmbare, der Berberkavallerie ähnliche, Kontingente
die den Kaiser begleitenden Prätorianerkohorten

Das Zentrum des römischen Truppenaufmarsches lag in Obermoesien mit dem grossen Legionslager in Viminacium, wo der Kaiser wohl im Frühjahr 101 eingetroffen sein wird. Als Kommandeure waren ausserdem der pannonische Statthalter Quintus Glitius Atilius Agricola - er befehligte die Vexillationen -, der oberpannonische Statthalter Gaius Cilnius Proculus und sein unterpannonischer Kollege Manlius Laberius Maximus zu gegen.

Kaum eingetroffen, führte der Kaiser seine Truppen bereits gegen den Feind. Die strategisch beste Route führte von Viminacium aus durch das Banat gegen Tapae und war schon 88 von Tettius Iulianus gegen Ende des Domitianischen Dakerkrieges benutzt worden. Die im Umland siedelnde Bevölkerung war die römische Präsenz gewohnt und es gab beim Vormarsch keinen Widerstand. Ausserdem hatte Decebalus begonnen in Tapae Verteidigungspositionen zu beziehen. Die einzige erhalten gebliebene authentische literarische Quelle (vom Kaiser selbst) bezieht sich auf diesen Vormarsch: Inde Berzobim, deinde Aizi processimus ("Wir rückten gegen Berzobis, dann gegen Aizi vor").

Die Donau wurde auf einer Pontonbrücke überquert. Der Übergang hatte auch sakralen Charakter. Allocutio (Ansprache) des Kaisers und Lustratio (rituelle Reinigung) der Armee gehörten zu den Zeremonien. Parallel zum Hauptvorstoss wurden entlang der Donau die dakischen Zentren besetzt und provisorische Lager errichtet. Unter dem untermoesischen Statthalter Maximus wurden zudem Truppen nach Westoltenien und an den Vulkanpass gezogen. Damit sollten die im Nordwesten der Walachischen Ebene siedelnden Stämme unterworfen und den Dakern ein Flankenschlag gegen Obermoesien unmöglich gemacht werden. Auch konnte man später einen Zangenangriff auf die dakischen Zentren durchführen.

Der Vormarsch durch das Banat gegen Tapae vollzog sich im ersten Halbjahr 101 ohne Feindberührung. Dadurch konnten die Nachschubwege perfekt ausgebaut werden. Eine Begegnung diplomatischer Natur hatte es allerdings gegeben. Der germanische Stamm der Buren samt anderer dakischer Verbündeter überbrachten dem Kaiser eine Botschaft. Die in lateinischer Sprache auf einem Baumschwamm (getrocknet härter als Holz und als Schreibmaterial in Verwendung) verfasste Nachricht enthielt ein Ultimatum an die Römer sich sofort zurückzuziehen, das natürlich zurückgewiesen wurde.

Nachdem der Brückenkopf bei Translederata (Banatska Palanka) gesichert worden war, zogen die Truppen über Arcidava (Varadia), Berzogis und Tibiscum nach Tapae am Eisenen-Tor-Pass. Dort war es Decebalus unterdessen gelungen Abwehrstellungen zu errichten. Wie schon 88 erwartete er dort die römischen Verbände, obwohl er damals eine vernichtende Niederlage hatte hinnehmen müssen.

Die nun folgende Schlacht von Tapae blieb die einzige Feldschlacht während des ersten Feldzuges in diesem Krieg. Auf römischer Seite waren vor allem Auxiliarverbände und irreguläre Einheiten die Hauptakteure. Den Schlachtausgang mitbestimmend könnte auch ein Gewitter gewesen sein, das während der Kämpfe in diesem Gebiet niederging (Darstellung des Iuppiter Tonans auf der Trajanssäule!). Decebalus konnte jedoch seine Truppen geordnet in die Festungen des Orastiegebirges zurückziehen, wo er erneut Verteidigungsposition bezog. Es war ihm sogar möglich gewesen die Verletzten zu bergen. Wohl waren sich beide Seiten bewusst, dass ein Gemetzel an Ort und Stelle in der aktuellen Situation für keine Seite Vorteile brachte.

Mit der Einnahme von Tapae hatten die Römer den äusseren Gebirgsgürtel Siebenbürgens geknackt und standen in strategisch günstiger Position für den weiteren Vormarsch. Auf diesen Erfolg dürfte sich die zweite imperatorische Akklamation der Truppen für ihren Kaiser bezogen haben, die in dieser Zeit erfolgte.

Im Herbst 101 folgte das weitere Vordringen in das südwestliche Siebenbürgen. Die fruchtbare Gegend als eines der landwirtschaftlichen Zentren des Dakerreiches wurde von den Römern systematisch verwüstet. Wer nicht floh, wurde höchstwahrscheinlich niedergemacht; aber auch Gefangene oder Geiseln scheint es gegeben zu haben (Darstellung dakischer Frauen mit Kind auf der Trajanssäule, die wohl nach Italien eingeschifft wurden).

Mit diesen Ereignissen endete der erste Feldzug des ersten Dakerkrieges. Die kriegerischen Handlungen setzten sich nun auf einem anderen Schauplatz fort. Den Dakern war eine Gegenoffensive nach Moesia inferior gelungen und der Kaiser begab sich zum neuen Krisenherd.

Victoria mit Tropaion
e libro E.Künzl
"Der römische Triumph"


Quellen: Karl Strobel "Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans"; Karl Strobel "Die Donaukriege Domitians"; Annette Nünnerich-Asmus "Trajan"

 

Sie wollen Fragen stellen, Anregungen liefern oder sich beschweren?
Dann klicken Sie auf meine Kontaktseite!

(PL)