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Öffentliche Bauten in Pompeii

Die drei Gebäude der Gemeindeverwaltung

Die Südseite des Forums wird von drei gleichartigen Bauwerken hinter den Kolonnaden gebildet. Diese leicht erhöht errichteten Gebäude dürften der Stadtverwaltung gedient haben. Dies ist umso plausibler, da man die Häuser nach dem Erdbeben von 62 n.Chr. sofort wieder instand setzte, um anderthalb Meter nach vor erweiterte und bautechnisch modernisierte. Von der Baugeschichte her waren die beiden östlich gelegenen Bauten als erstes noch in vorrömischer Zeit errichtet worden - vermutlich in Zusammenhang mit dem Bau der Basilika gleich nebenan. Das westliche Gebäude dürfte erst um 80 v.Chr. im Zuge der Errichtung der Kolonie entstanden sein.

Blick auf den südlichen "Statuenwald". Einer der Sockel gehörte zu einer Ehrenstatue des Augustus.
Dahinter liegen die drei Gebäude der Stadtverwaltung.

e ludo computatrali "Pompei"

Im östlichen Gebäude - es war rechteckig und besass eine weite Apsis - amtierten wohl die duumviri (Bürgermeister). Als Pompeji verschüttet wurde, war man hier gerade dabei gewesen die Marmorverkleidung anzubringen. Die dafür benötigten Marmorplatten lagen noch geschlichtet vor dem Eingang.

Das in der Mitte gelegene Gebäude sticht besonders hervor. Es liegt nicht nur höher als die anderen beiden; man musste es auch über eine Treppe mit zwei Rampen und einer Plattform in der Mitte betreten. Im Raum selbst läuft ein Podium mit Pilastern die Seitenwände entlang. Über den Verwendungszweck war man sich lange Zeit unklar und man stufte es zunächst als Versammlungsort der Ratsherren ein. Mittlerweile geht man jedoch davon aus, dass es sich schlicht um das tabularium (Stadtarchiv) gehandelt hat. Podium und Pilaster hätten demnach die Holzschränke für die Schriftrollen und Wachstafeln getragen. Am Ende des Raumes gibt es noch eine rechteckige Nische, in der dann wohl eine Minervastatue ihren Platz gefunden hätte. Die Grabungen ergaben mehrere Lagen an Fussböden, deren älteste in die 2. Hälfte des 2.Jh.v.Chr. datiert wird.

Die Eingänge zu den drei Gebäuden der Stadtverwaltung. Man beachte das erhöhte Niveau im
Gegensatz zum Boden der Kolonnaden sowie die Treppen und die Rampe in der Mitte.

e ludo computatrali "Pompei"

Das Westgebäude bietet von allen dreien nicht nur den meisten Platz, sondern es wurde auch besonders elegant gestaltet. In den Seitenwänden fand man drei leere Nischen, die ursprünglich Statuen enthielten - entweder der Kaiserfamilie oder lokaler Honoratioren. Den Abschluss bildet eine Apsis mit einer weiteren Nische in der Mitte. Der Ausgestaltung, dem Platz und dem einfachen Zugang nach, war dies die curia (Versammlungsort der Ratsherren) von Pompeji.

Das Diribitorium

Das Gebäude im Südosten des Forums war ursprünglich von diesem und der Via dell’Abbondanza durch eine Reihe von Pfeilern abgetrennt. Später passte man den Bau dem neu gestalteten Forum an. Zuvor standen dort übrigens Wohnhäuser. Zunächst typisierte man das Gebäude als comitium (Versammlungsort für die Stadträte), doch wird nun der Bezeichnung diribitorium (Wahlbüro) der Vorzug gegeben. Hier fanden die Wahlen zu den städtischen Magistraten statt und die vielen Eingänge erlaubten es den Wählern ihrer Bürgerpflicht einfach und rasch nachzukommen.

Hier befinden sich rechts die Forumseingänge zum Comitium. Die Kolonnaden
geben den Blick frei bis zum Gebäudekomplex der Eumachia.

e ludo computatrali "Pompei"

Man betrat das Gebäude vom Forum her und verliess es wieder zur Via dell’Abbondanza hin. Im Inneren gab es eine südseitige Tribüne, auf die man über eine Treppe gelangte. Hier amtierten jene Magistrate, denen man die Durchführung der Wahlen anvertraut hatte. Eine kleine Pforte neben der Tribüne führte in einen Raum, in dem eine weitere, zum Forum hin offene Tribüne stand.

Die Nische der Mensa ponderaria

Im Nordwestlichen Teil des Forums wurde in einer Nische an der Trennmauer zum Apollotempel die mensa ponderaria (Eichtisch) angebracht. Hier konnten Hohlmasse kontrolliert werden. In einer dicken Kalksteinplatte waren neuen Vertiefungen eingelassen worden, denen jedes einem bestimmten Hohlmass entsprach. Am Ende der Vertiefungen gab es ein Loch - das wohl mit einer Art Korken verstopft wurde - um das eingefüllte Gut wieder herausrieseln zu lassen. Insgesamt ruht der Eichtisch auf zwei senkrechten Platten. Daneben gab es noch eine zweite Messplatte mit drei entsprechenden Vertiefungen; insgesamt also zwölf Möglichkeiten Hohlmasse zu kontrollieren.

Der Eichtisch neben einem der Eingänge zum Apollotempel.
e ludo computatrali "Pompei"

Aufgestellt wurde der Eichtisch bereits in vorrömischer Zeit, da die Beschriftung in oskischer Sprache erfolgt war. Eine Einheit war noch zu entziffern: kuiniks (= grch. choinix; d.i. 48stel eines medimnos ca. 1 Liter). Da die grch.-osk. Masse nicht mit den römischen korrespondierten, erfolgte in augusteischer Zeit eine Anpassung der Vertiefungen samt der Inschrift: A(ulus) Clodius A(uli) f(ilius) Flaccus, N(umerius) Arcaeus (Numeri) f(ilius) Arellian(us) Caledus d(uo) v(iri) i(ure) d(icundo) mensuras exaequadras ex dec(urionum) decr(eto). (Aulus Clodius Flaccus, Sohn des Aulus, und Numerius Arcaeus Arellianus, Sohn des Numerius, Duumviri mit Gerichtsbarkeit, liessen auf Beschluss des Stadtrates die Masseinheiten angleichen).

Die öffentliche Latrine

In der nordwestlichen Ecke des Forums befand sich eine öffentliche Latrine, die - wie man aus der Mauertechnik erschliessen konnte - in den letzten Jahren vor der Verschüttung neu errichtet hatte. An drei Seiten verlief der Kanal für das Abwasser. Darüber platzierte man Basaltblöcke, welche die Sitze - entweder hölzern oder steinern - tragen sollten. Damit man nicht vom Forum direkt in die Latrine sehen konnte, wurde ein kleiner mit einer Tür versehener Eingangsraum vorgebaut. 79 n.Chr. war auch dieses Gebäude noch nicht fertiggestellt worden. Neben den Sitzen fehlt vor allem die Anbindung an das Wasserleitungsnetz.

Das provisorische Aerarium

Den Gebäudeabschluss im Nordwesten des Forums macht interessanterweise ein Keller. Über eine in die Ziegelmauer eingelassene Tür aus Basaltblöcken gelangte man in zwei überwölbte unterirdische Räume mit nur sehr schwacher Beleuchtung von aussen. An der Pforte fand man Spuren eines Eisengitters. Man geht davon aus, dass es sich hierbei um das nach dem grossen Erdbeben von 62 n.Chr. ausgelagerte aerarium (Depot des Stadtschatzes) der Stadt handelte. Regulär lagen die öffentlichen Gelder von Pompeji höchstwahrscheinlich im Podium des Iuppitertempels.

Das Forum im
Schatten des Vesuvs
e disco televisifico digitale "Pompeji - der letzte Tag"


Quellen: Coarelli, La Roca, De Vos "Pompeji", J.-A.Dickmann "Pompeji", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", N.Harris & P.Dennis "Feuerregen auf Pompeji", "Der kleine Pauly" sowie das Computerspiel "Pompei - The Legend of Vesuvius"

 

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(PL)